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Noisey Blog

Die FPÖ soll sich wegen des Anti-Hofer-Raps bitte nicht anscheißen

Was die FPÖ mit Nicolas Cage zu tun hat und warum sie sich nicht wegen eines YouTube-Videos mit 220 Aufrufen ankacken soll, haben wir hier für euch zusammengefasst.

Gleich zu Beginn muss ich Folgendes loswerden: Wenn man den österreichischen Parteien einen Schauspieler zuordnen müsste, dann wäre die Freiheitliche Partei Nicolas Cage. Warum? Dieses Video erklärt es ganz gut:

Die FPÖ schmeißt ihre Nerven mit der Regelmäßigkeit energieraubender Presswehen ins Eck und beweint ihre Opferrolle gerne in diversen Medien, die mehr mit Esoterik als mit Nachrichten zu tun haben. Selbst bedient sie sich gerne auch des Stilmittels der Opfer-Täter-Umkehr. Aber das wissen wir eh schon längst. Im Fall dieses Rap-Videos hat sich die FPÖ etwas von geringer Bedeutung hergenommen, es hochgepusht, das Team Van der Bellen zur Verantwortung gezogen und sich damit in eine künstlich aufgebauschte Opferrolle stilisiert. Bravo.

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Dieses nicht enden wollende Selbstmitleid der FPÖ regt mich neben hundert anderen Sachen, die diese Typen veranstalten, schon so lange auf, dass ich jetzt einen kurzen und zugegeben polarisierenden Text loswerden muss:

Aktuell ist die FPÖ—und hier allem voran natürlich der Ex-Haider-Poet Kickl—wegen eines YouTube-Rap-Videos, das vor den ersten Meldungen dazu, wie zum Beispiel dieser, 220 Aufrufe hatte. Ein—ich nenne ihn jetzt mal so—Rap Riding Hood sitzt im Wald und schimpft wie wild gegen den Präsidentschaftskandidaten Norbert "NLP" Hofer. Hofer wird von dem "Rapper", der sich "Gauna" nennt, mit Hitler verglichen, als Nazi bezeichnet und wenn man das Lied bis zum Ende durchhält—was alles andere als einfach ist—lässt das Rapkäppchen noch die Zeile "Werde weiter gegen Rechte hetzen, bis ein Politiker stirbt" vom Stapel.

Dass diese Zeile unter aller Sau ist, muss nicht diskutiert werden. Es ist widerlich und dem Typen sollte man wirklich jede Plattform entziehen. Ein Blick auf seine Facebook-Seite bestätigt das übrigens:

Kickl forderte den Verfassungsschutz auf, gegen den Linzer (?) Rapper vorzugehen und ruft den Streisand-Effekt​ hervor, weil das kleine HipKäppchen aus dem Wald nun erst recht ins Rampenlicht gerückt wird, einfach nur, weil die FPÖ nichts Besseres zu tun hat, als ein Video, das bis dato kein Mensch kannte, auszugraben und es an den Pranger zu stellen. Auf der Facebookseite von "Gauna" haben—leider wenig überraschend—Beschimpfungen nicht lange auf sich warten lassen. Von "feiger Hosenscheißer", über "Eine leichte Behinderung hast du schon" bis hin zu "schwule dumme Sau" heißt es dort schon. ​

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Noch einmal: Diese Zeile ist wirklich nicht schönzureden und hat auch nichts in einem Lied verloren.

Wie schmerzfrei die FPÖ umgekehrt mit Anschuldigungen umgeht, wenn sie nicht gegen sie erhoben werden, sondern von ihnen kommen, sieht man übrigens sehr schön an Straches Reaktion auf das Video: Ihm ist die von Kickl verlangte Distanzierung seitens Team VdB nicht genug und er empört sich im nächsten Absatz über den Kollegen vom Kurier​, der sich an dieser Stelle schon einen Shoutout verdient hat.

HC Strache

Fassen wir zusammen: Ein Video eines unbekannten Rappers lungert recht alleine auf YouTube rum, die FPÖ entdeckt es und verlangt, dass sich das Team VdB davon distanzieren soll. Dass dieser Move noch immer funktioniert, ist mindestens so traurig wie die Tatsache, dass die FPÖ sich öffentlich auf einen rappenden Typen, der vielleicht nicht ganz hell ist, stürzt und ihm den Verfassungsschutz an den Hals jagt.

Vom Team Van der Bellen zu verlangen, dass es sich von diesem Video distanzieren soll, ist Kalkül. Es ist so, wie wenn man von Moslems immer und immer wieder verlangt, sich von der IS-Miliz zu distanzieren. Jedes Mal, wenn ein Moslem an jemand Neues gerät, muss er von vorne erklären, dass er nichts mit der Terrormiliz zu tun hat.

Wenn ihm einmal die Überzeugungskraft fehlt und der Distanzierungsversuch etwas leidenschaftslos wirkt, ist er beim falschen Gegenüber in der selben Sekunde als Teil oder Befürworter der Terrormiliz Islamischer Staat abgestempelt. Ungefähr so handhabt es die FPÖ in diesem Fall auch: In Heinz-Christian Straches Posting ist davon die Rede, dass sich das Wahlkampfteam halbherzig distanziere. Darum geht es aber nicht. Worum es geht ist, wie das Wahlkampfteam überhaupt dazu kommt, sich (halbherzig) distanzieren zu müssen.

Isabella auf Twitter: @isaykah

​Header: Screenshot via YouTube​**

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