So war es, in den 90ern in Graz fortzugehen

Ich habe mich mit einem Grazer getroffen, der seine Jugend in der steirischen Hauptstadt verbracht hat. Er hat mir von Lokalen erzählt, in die man in den 90ern als Jugendlicher gegangen ist, wie es überhaupt war, damals auszugehen und über seine Begegnungen mit der Polizei. Der folgende Text ist eine Nacherzählung aus seiner persönlichen Perspektive.

Angefangen fortzugehen habe ich mit 13, 14 Jahren. Es kommt darauf an, was man unter „fortgehen“ versteht. Wie bei vielen hat es irgendwann im Jugendzentrum angefangen. Dort waren wir aber ziemlich verhasst. Damals waren dort mehr so Popper, Proleten und Landeier, die Proleten-Techno gehört haben—die musikalischen Vorgänger der Vengaboys. Charts-Techno. Wir kamen aber eher von der alternativen Seite. Wir haben harten Death-Metal, Heavy-Metal, Hardcore und Nirvana gehört. Nirvana aber nicht lange, weil die nach dem Kopfschuss von Cobain auch bei den anderen beliebt waren.

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Wir hatten mit diesen Kids Stress und sind mit ihnen eher in Konflikt geraten. Wir sind in das Jugendzentrum gegangen, haben ein paar Bier getrunken und wurden dann vertrieben. Also sind wir immer öfter ins Music House und ins Carambol gegangen. So hat das angefangen. Zuerst haben wir wie üblich irgendwo vorgeglüht und dann haben wir geschaut, wo man billig trinken kann, weil wir ja nie viel Geld gehabt haben. Also haben wir Happy Hours abgeklappert. Die günstigste war im Eastside—ein rechtes Lokal.

Da kostete der Tequila Slammer ein paar Schilling. Ich glaube so zehn Schilling auf einen halben Liter und dadurch haben wir die rechte Szene irgendwie in Kauf genommen. Innerhalb von drei Stunden haben wir so viele Tequila Slammer runtergestellt wie es möglich war und aufgepasst, dass die Rechten nicht erkennen, dass wir da sind—wir haben unsere Baggy Pants versteckt. Sonst war im Eastside eine Mischung aus Proleten, Skins, aber auch Pseudo-Nazis, die 14 bis 20 Jahre alt waren. Kurz rasierte Haare, „White Power“-Gegröhle, Lonsdale und diese ganze Geschichte. Wir mussten wirklich aufpassen. Wenn wir mit einem ein Problem hatten, hatten wir ein Problem mit dem ganzen Lokal.

Das Gü. Foto mit freundlicher Genehmigung von Jean Marie Brecht

Wenn wir Stress hatten, sind wir schnell ins Music House oder sonst wohin gelaufen. Unsere Strategie war dann folgend im Eastside auf dem Mädchenklo zu trinken. Das war nämlich riesig. Da drinnen waren zwei bis drei Waschbecken und auch ein großes Fensterbrett, auf dem man gut sitzen konnte. Außerdem hat man jedes Mädel im Lokal kennengelernt, weil jede irgendwann auf die Toilette musste. Mit der Zeit kannten sie dich schon und haben dir Getränke von der Bar gebracht. Nicht, weil wir sie gebeten haben, sondern weil sie dich nach einiger Zeit schon gefragt haben, ob sie was mitbringen können. Dann waren wir dort bis die Happy Hour vorbei war.

Das Lokal selbst war zweistöckig, die Bar war rund und im unteren Geschoss war die Bar auf der rechten Seite, es war eher schmal. Am besten war es an der Bar zu sitzen, weil du hinter dir eine Wand und so alles gut im Überblick hattest. Da hat man sich dann nicht mehr wegbewegt. Das Lokal war offiziell nicht als Lokal deklariert, das war der Schmäh von dem Typen. Wenn du am Wochenende rein wolltest, musstest du dir eine Mitgliedschaft kaufen, die für ein Monat gegolten hat. Die hat circa zwanzig Schilling gekostet.

Dadurch herrschte dort eher der Flair einer geschlossenen Gesellschaft und es war für ihn nicht schwer, Leute rauszuhauen. Er war ein richtiger White Power-Nazi, der zwischen 40 und 50 war. Er war groß, wirklich dünn und hatte eine Glatze. Der hat sehr darauf geschaut, ein rechtes Publikum zu haben. Er hat uns einmal rausgehaut. Ein Freund von uns hatte abrasierte Haare und er war der Einzige, der bleiben durfte. Zu dem Freund hat er dann auch „White Power!“ gerufen. Der Chef war ein Vollidiot.

Foto mit freundlicher Genehmigung von Jean Marie Brecht

So um 23 Uhr sind wir dann über die Straße ins Music House gegangen, was die angenehmere Variante war, die aber eben keine Happy Hour hatte. Im Music House konntest du aber um Tequila würfeln. Oder es war jemand drinnen, der dich kannte und dir Getränke gezahlt hat. In der Nähe des Jakominiplatzes gab es das Carambol, einen Billiardschuppen. Dort war gemischteres Publikum. Von linken bis zu rechten Proleten gab es dort alles. Man durfte erst ab 18 rein, deshalb ist man sich extrem gut vorgekommen, wenn du mit 15, 16 reingekommen bist. Wenn du die Aufwärmphase so halbwegs überlebt hast, hat man geschaut, dass man in die Uni-Gegend gegangen ist. Dort gab es die Grüne Spinne. Heute ist da ein Sexkino drinnen. Das war ein älteres Lokal, in das meine Eltern auch schon hingegangen sind.

Die Besitzer waren ein nettes Pärchen, das keinen Stress im Lokal haben wollte. Oben waren Spielautomaten und unten war ein langer, schmaler Raum mit einer Rundbar. Du konntest dort ewig im Kreis gehen. Die Besitzer haben zwar nicht gecheckt, ob sie dich kennen oder nicht, aber wenn du selbstverständlich mit ihnen geredet hast, dann haben sie geglaubt, dass sie dich kennen und haben dich gratis reingelassen und dir noch einen Getränkegutschein gegeben. Das war ein komisches Lokal.

Foto mit freundlicher Genehmigung von Jean Marie Brecht

Das war ein bisschen prolo, die Musik war durchgemischt. Von Oldies bis Rap. Irgendwann wurde das ein Skater-Laden, weil du mit 16 locker reingekommen bist und auch bis nach Mitternacht bleiben konntest. Die anderen Uni-Lokale haben schon eher auf Altersgrenzen geachtet. Dadurch, dass sich Graz, was die Ausgehkultur angeht, immer mehr auf die Uni-Gegend konzentriert hat, gab es dort sehr viel Stress. Die Grazer reden auch gerne großkotzig. Es wurde (wird?) schnell herumgemault und rumgeschupft wurde auch.

Wenn sich etwas zusammengebraut hat, wurde dann gesagt, dass einer der Stänker tausend Leute holt, die er kennt. Da standen sich oft je 40 Menschen gegenüber und haben sich sinnlos angemault. Mit der Zeit wusstest du, wo du aufpassen musstest. Einmal waren wir im Univiertel in einer Prolodisko und die Leute dort kannten mich schon—ich hatte eine provokante Art, die ich auch noch immer habe und die hatten alle einen Haaßen auf mich. Wir sind im Lokal gesessen und draußen haben sich schon zwanzig, dreißig Popper mit ihren Vespas versammelt und haben nur darauf gewartet, dass ich rauskomme.

Ich bin mit meinem Freund S. drinnen gesessen und wir haben überlegt, was wir tun sollen. „Ich rufe jetzt meinen Papa an“, hat er dann beschlossen. Sein Vater war ein lustiger Kerl: Groß, ein bisschen stärker, hatte einen Bierbauch und war für jeden Scheiß zu haben. Er hat auch Waffen gesammelt. Daheim hatte er auch ein Elefantengewehr mit riesigem Kaliber. Als mein Freund seinem Vater dann erzählte, dass wir wegen Umzingelung nicht mehr aus dem Lokal kommen, hat sein Vater aufgelegt. Daraufhin hat die Mutter von S. angerufen und gemeint: „Was ist denn los? Der Papa hat gerade ein Unterhemd angezogen, hat sich seine Achseln nass gemacht, was wohl nach Schweiß aussehen soll und ist mit dem Elefantengewehr wortlos aus der Tür gegangen.“

Besagter Vater ist dann mit dem Gewehr und extrem nassen Achseln bei den Proleten vorbeigegangen und hat sich gegenüber von ihnen hingesetzt und sie angeschaut. Die Idioten sind dann nach und nach verschwunden. Das Gewähr war eh nicht geladen. Innerhalb von zehn Minuten war der da—es hat ihm ziemlich getaugt, dass er sein Elefantengewehr mal ausführen kann. Er hätte aber nie etwas gemacht.

In Graz gab es aber schon ein paar Leute, bei denen Totenstille herrschte, wenn sie auftauchten. Bei den Leuten wusstest du, dass sie nicht viel diskutieren. Damals gab es einen namens Frosch, der ein Über-Nazi war. Über den gab es auch ganz böse Gerüchte, von denen man nicht weiß, ob sie stimmen oder nicht. Der Typ hat Dinge wie „Asphaltkicken“ gemacht. Das ist, wenn jemand deinen Kopf auf den Randstein schlägt und dann auch noch drauf tritt und so Scheiße. Richtig brutal. Wenn er auftauchte, wussten wir, dass wir ruhig sein mussten. Wir haben drauf geachtet, dass wir super freundlich zu ihm waren und Meter gewonnen haben.

Foto via Flickr | Tobias Abel | CC BY-ND 2.0

Aber zurück zum Thema: Ein zweiter Ort, an dem wir oft vorgeglüht haben, war das Immervoll beim Keplergymnasium. Jetzt ist da das PPC. Das war das Stammlokal der Gymnasiasten. Dort war das Publikum eher normal und man konnte dort auch Billiard spielen. Es war ein Anfangstreffpunkt und es war immer voll. Damals hatte man noch keine Handys. Am Nachmittag hast du deine Leute angerufen und einen Treffpunkt ausgemacht, dort musstest du zum ausgemachten Zeitpunkt und Ort—meistens Weikhard Uhren—sein. Wenn du alle verloren hast, bist du wieder zu Weikhard gegangen und bist mit jemand anderem mitgegangen. Jeder in Graz hat sich dort getroffen. Sonst bist du alleine von Lokal zu Lokal gezogen und hast geschaut, ob du die Leute findest. Wenn nicht, hast du dich an jemand anderes rangehängt. Das war schon ganz cool, weil man dadurch auch mit Leuten fortgegangen ist, die man nicht kannte. Das hatte was von einem Festival.

Von den Lokalen her war es auf die Dauer doch ziemlich langweilig in Graz. Es gab nicht viel. Deswegen sind wir viel draußen herumgesessen, herumspaziert und haben auch extrem viel Scheiße gebaut. Und viel Glück gehabt. Wir hatten auch mit der Polizei Glück. Wir sind zum Beispiel oft durch Autos spaziert, so wie in der Mentos-Werbung. Wir haben die hintere Autotüre von bei der Ampel stehenden Autos aufgemacht, sind durchspaziert und auf der anderen Seite wieder rausgegangen. Einmal wollte durch ein Auto gehen und mach die eine Türe auf, hinter mir zu, sag zu den Insassen „Hallo“ und wollte bei der anderen Seite wieder raus. Die Türe war aber zugesperrt.

Ich habe mich dann zum Fahrer und zum Beifahrer vorgelehnt und gesagt „Alter, mach die Türe auf.“ Der hat darauf mit der Marke von der Zivilpolizei geantwortet. Er hat mich dann gefragt, warum ich durch sein Auto spazieren will. Nach langem hin und her hat er uns dann wieder gehen lassen. Wir hatten es auch mit Flitzen und Baufahrzeugen. Mein bester Freund liebt Baufahrzeuge. Alle. Das Gute oder das Schlechte an ihnen ist, dass sie alle einen Allround-Schlüssel haben. Wenn du einen Schlüssel hast kannst du—oder konntest du damals, ich weiß nicht, ob das heute noch so ist—einfach jedes Baufahrzeug bedienen. Wir sind einmal fortgegangen und haben in einem richtig geilen Bagger einen Schlüssel stecken gesehen. Das war ein absoluter Jackpot, weil wir wussten, dass wir jetzt mit jedem Baufahrzeug in Graz fahren können.

Foto mit freundlicher Genehmigung von Jean Marie Brecht

Das haben wir auch gemacht. Damals wurde der Hauptplatz renoviert und das war das Paradies für jeden Hobby-Bauarbeiter. Wir waren zu viert am Hauptplatz und sind vor dem Presslufthammer gestanden und probierten ihn anzustarten. Irgendwann hat uns hinten jemand auf die Schulter geklopft und uns gefragt, was wir da machen. Wir haben gar nicht nach hinten geschaut und gesagt: „Na, Hauptplatz renovieren.“ Irgendwann sah ich dann zwei Leute von uns davonrennen und dann habe ich bemerkt, dass dieser jemand die Polizei war. Wir sind dann auch weggelaufen—in eine Sackgasse. Logischerweise stand irgendwann die Polizei vor uns und hat nach unserem Ausweis verlangt. Die hatten wir nicht dabei und haben ihnen unsere Bankomatkarte gegeben. Währenddessen sie unsere Namen kontrollierten, haben sie uns noch einmal gefragt, was wir da gemacht haben. „Hauptplatz renovieren.“, war unsere Antwort, damit das alles ein bisschen schneller voran geht. Der Polizist hat das ein bisserl lustig gefunden und hat uns gefragt, was wir denn gemacht hätten, wenn er angegangen wäre. „Ja, dann hätten wir geschaut, dass wir da wirklich was weiterbringen.“ Die einzige Antwort war, dass wir das eben nicht mehr machen sollen. Wir sind mit Bagger auch die Herrengasse rauf und runter gefahren, sowie außerhalb von Graz.

Der Gü im Gü. Foto mit freundlicher Genehmigung von Jean Marie Brecht

Wir haben auch oft Konzerte gesprengt. Blümchen-Konzerte zum Beispiel. Bei dem Konzert haben wir alles mögliche auf die Bühne geschmissen. Angeschissene Boxershorts zum Beispiel. Da sind wir dann auch rausgeflogen. Wir haben die Konzerte in Graz auch immer genützt, um irgendeinen Shit zu machen. Wir haben sehr darauf geachtet überall rauszufliegen. Auch aus Lokalen. Es gab kein Lokal in Graz, in dem wir nicht Lokalverbot gehabt hätten.

Zum Beispiel beim Gü. Aber da war der Typ einfach irre, ich meine wir auch, aber der Typ war wirklich, wirklich irre. Der hat einfache einen ständigen Grant gehabt. Und wenn er den hatte und etwas nicht so gegangen ist, wie er es wollte, war es vorbei. Sonst war es dort aber eh sehr cool. Auch das Lokal selbst, weil es richtig verraucht war und gemütlich. Wenn er keinen Spinner hatte, also Gü, der Besitzer, dann wars großartig. Einmal im Jahr konntest du dort einen ganzen Tag gratis trinken, was du wolltest. Aufschreiben war auch nie ein Thema. Aber wehe er war nicht gut drauf.

Der Besitzer hatte eine extreme Autorität. Der hat dir eine aufgelegt, wenn ihm was nicht gepasst hat. Da war er nicht so. Seine Kerzen waren ihm heilig. Wenn du dort mit Kerzen gespielt hast, bist du rausgeflogen. Oder wenn du seine Bierdeckel angefasst hast—bist du rausgeflogen. Ein Freund von mir, der unser Psycho war und auch Drogenprobleme hatte—also wir hatten in dem Alter damals alle Angst vorm Gü. Und der Freund hat irgendeinen Blödsinn angestellt und er ist auch ein großer Typ gewesen. Gü wollte ihm eine anreisen und wir saßen draußen im Gastgarten und haben unseren Freund wie einen Blitz vorbeiflitzen gesehen und der Gü ist ihm nachgerannt. Und dem Freund kam während dem Laufen der Gedanke „Warum lauf ich eigentlich vor dem alten Sack davon?“ und in der Sekunde blieb er stehen, Gü blieb auch stehen und sie haben sich gefühlte zwei Sekunden angesehen. Und der Freund dachte „So, und jetzt dresche ich den Gü“ und rennt auf den Gü zu und wir haben dann wirklich eine halbe Minute später gesehen, wie der Gü wie ein Blitz vorbei rennt und unser Freund hinten nach. Wir haben brüllend gelacht. Ab dem Zeitpunkt war der Mythos „Angst vorm Gü zu haben“ einfach vorbei. Das war ein Wendepunkt.

Das Lokal an sich gab es schon ewig. Mein Onkel ist da schon in seiner Jugend hingegangen. Da hat es Weingrill geheißen und dann hat Günter das übernommen und dann hat es eben Gü geheißen. Am Vormittag war immer die Tante Elli drinnen, das war seine Mama, die sehr freundlich war. Am Abend war dann immer er drinnen. Das Lokal war zweistöckig, gerade, dass nicht alles zusammengebrochen ist. Voll verraucht, an der Wand hingen überall schwarz-weiß Bilder von den Stammgästen. Da war fast kein Millimeter Wand frei. Unten waren Billardtische und eine Bar, die meistens jemand anderes betrieben hat. Unten war ein safe haven. Gü-freie-Zone. Da ging er nicht runter. Unten stand auch ein Snooker-Tisch, den durftest du nicht angreifen. Wenn du dich da nur angelehnt hast und er hat dich gesehen, war es vorbei.

Foto via Flickr | holding graz | CC BY 2.0

Damit durften auch nicht alle Leute spielen—auf den hat er so richtig aufgepasst. Das war sein Heiligtum. Aber sonst warst du unten immer safe. Auch wenn du Verbot hattest, hast du geschaut, dass du oben, wenn er Toast gemacht hat oder in der Küche stand, schnell vorbeiläufst und runtergelaufen bist. Da hast du nur darauf achten müssen, dass er dich nicht irgendwann im Laufe des Abends sieht. Und wenn er dich gesehen hat, hattest du eben ein Problem. Da war er schon ziemlich brutal. Er hat mich auch einmal durch eine Glastüre geschmissen. Aber im Nachhinein war das eh lustig. Ich bin auch einmal beim Gü eingeschlafen, als ich Gü-Verbot hatte. Als ich aufgewacht bin, war alles dunkel, leise und kein Mensch war mehr da. Die Türe war abgesperrt und er hat genau drüber gewohnt. Ich hatte Panik, dass er mich hört und glaubt, dass ich in das Lokal eingebrochen bin—dann hätte der mich umgebracht. Ich habe dann Whiskey getrunken, mir Zigaretten genommen, nur um dann draufzukommen, dass es eh eine Terrassentüre gab.

Wobei, ich war wegen ihm auch einmal vor Gericht. Das Lokal hatte eben seinen eigenen Reiz. Weil du nicht reindurftest, hattest du einen richtigen Crave danach. Jedes Mal, wenn du hinwolltest, durften drei Leute deiner Runde gerade nicht rein.

Foto via Facebook

Das Q hat es damals auch schon gegeben. Ich weiß nicht, wie das jetzt ist, aber damals war es ziemlich cool. Da gab es diese Legende von The Machine und die kennen sogar Wiener. The Machine ist eigentlich ein recht hübsches Mädchen, hat aber eine Stimme wie Joe Cocker. Eine richtig, raue, tiefe Stimme und sie stand auf lange Haare. Im Q kannst du—wenn es hart auf hart kommt—auch schlafen. Ich habe da drinnen einige Nächte verbracht. Die lassen dich halt schlafen. Ein Freund von mir ist dort mal eingeschlafen und nur noch in Boxershorts aufgewacht. Den haben sie komplett ausgezogen. Der hatte kein Geld, keine Schlüssel und nichts mehr. Der ist so dann am nächsten Tag heim. Der Jakomini- und der Hauptplatz waren damals eher so die Giftler-Ecke. Aber auch der Stadtpark oder das Nordstern. Das war legendär. Das gibt es schon ewig nicht mehr. Das war beim Hauptplatz in der Nähe, in einem Eckkhaus im ersten oder zweiten Stock. Das war eine Mischung aus Giftlerlokal und einfach verdammt coolem, abgefuckten, ranzigem Lokal. Da waren teilweise sehr arge Leute drinnen. Viele Freunde von mir sind auf Drogen abgerutscht oder ernsthaft brutal worden. Da bin ich dann ausgestiegen. Ich war zwei Mal bei ganz argen Sachen dabei, da wusste ich dann, dass es jetzt zu viel ist.

Foto via Facebook

Beim Ausgehen ist man auch öfters GAK-Typen begegnet, die waren immer ungut. Das waren Psychos, die dich grundlos geschlagen haben. Ich weiß nicht, ob das jetzt auch noch so ist, aber damals war Fußball hauptsächlich Sache der Proleten und sehr nahe an der rechten Szene in Graz. Da waren einfach echt viele Rechte. Das waren die Leute, die geklopft haben und „Sieg“ gerufen haben und „Heil“ mitgeschwungen ist. Damals hatte in Graz keiner Probleme damit, etwas Nationalsozialistisches zu schreien oder zu singen. Da ist auch nie jemand eingeschritten. Wäre interessant wie das jetzt ist.

Isabella ist auf Twitter: @isaykah

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