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In Berlin haben Leute über Nacht 30 Schaukeln aufgehängt

Kinder und Flaschensammler schaukeln jetzt mitten in der Stadt. Und die ersten Diebe waren bereits da. Die Macher dahinter haben uns auch schon ihre nächste Aktion verraten.

Als die Berliner am Samstagmorgen aufwachten, hatte ihre Stadt ein bisschen mehr Schwung. An drei verschiedenen Orten waren über Nacht insgesamt 32 professionell befestigte Schaukeln aufgetaucht. Der Grund dafür? Einfach so.

Das jedenfalls ist der Name der Guerilla-Gruppe, die dahintersteckt. Auf ihrer Webseite lässt Einfach So aber durchschimmern, dass die Aktion ziemlich aufwendig war: Eine Pressemitteilung behauptet, beim Bau der Schaukeln habe man sich "in pedantischer Feinarbeit an die strengen Vorschriften der Berliner Spielplatzgesetzgebung, des Baumschutzes und des Straßen- und Wegerechts herangearbeitet". Das Ziel: Die Schaukeln sollen von den Behörden nicht gleich wieder abgehängt werden.

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Orte, an denen die Schaukeln in Berlin hängen | Alle Fotos: Einfach So

Im Interview erklärt einer der Macher, wie die Aktion entstanden ist—und was sie für die Stadt noch geplant haben.

VICE: Hängen alle Schaukeln jetzt noch?
Einfach so: Als wir am Sonntagabend geschaut haben, waren insgesamt drei weg. An einer hatte einer mit einem Messer rumgesäbelt, die haben wir abgenommen. Und zwei sind einfach von irgendwelchen Idioten geklaut worden.

Schaukel an der Oberbaumbrücke

Wie seid ihr darauf gekommen, die Schaukeln aufzuhängen?
Ganz einfach: Um Leuten eine Freude zu machen. Wir wollten etwas für alle machen, und es gibt wirklich niemanden auf dieser Welt, der etwas gegen Schaukeln hat. Vor zwei Monaten habe ich als Test die erste Schaukel aufgehängt und dann mal geguckt, was passiert. Da kamen dann Kinder, die sich gefreut haben, eine Mutter, ein Flaschensammler. Die hatten alle ein Strahlen im Gesicht.

Wie lange hat es gedauert, all diese Schaukeln zu bauen?
Man braucht für eine Schaukel vielleicht ein, zwei Stunden, wenn man es schön machen will. Was viel länger gedauert hat, war die ganze formelle Vorbereitung. Man muss ja erstmal herausfinden, was eine Schaukel eigentlich ist. Also, was ist das baurechtlich? Es gibt eine Spielplatzgesetzgebung, die greift da aber nicht. Ist es eine "Sondernutzung des öffentlichen Raumes", welche Paragraphen gelten da?

Glaubt ihr, dass die Behörden die Schaukeln wirklich hängenlassen?
Zweimal am Tag geht einer von uns vorbei und guckt, dass alles in Ordnung ist. Wir wollen ja auch nicht, dass sich irgendjemand verletzt. Und dann haben wir gezielt den Kontakt mit den Ämtern gesucht. Wir haben denen geschrieben und erklärt, was wir machen. Einerseits könnten sie jetzt sagen: "Weg damit! Das stört und macht uns Arbeit." Könnte aber auch sein, dass es anders kommt.

Ihr sammelt auch Spenden. Wofür?
Für diese Aktion. Wir sind damit sozusagen in Vorleistung gegangen, das war eine Art Experiment. Wenn es den Leuten gefallen hat, können sie spenden.

Habt ihr noch mehr Guerilla-Aktionen geplant?
Wir haben ein Baumhaus gebaut, das funktioniert, ohne den Baum zu beschädigen. Und wir haben auch schon einen guten Baum gefunden. Jetzt reden wir mit Baumgutachtern, ob der das hält. Wenn es klappt, dann machen wir das innerhalb den nächsten zwei Wochen.