FYI.

This story is over 5 years old.

Popkultur

L.A.s echte Gangster haben eine Botschaft für Rapper, die sich für Bloods halten

"Wenn du Gang-Zeug machst, gerätst du schnell ins Visier, weil du im Rampenlicht stehst. Das kann böse für dich enden." – Big WY im Gespräch.
Big WY hat eine Botschaft an Rapper, die sich für Bloods, Pirus oder Crips halten
Fotos von Kammar G5, mit freundlicher Genehmigung von Big WY

Es war vielleicht einer der witzigsten Internet-Momente 2017, als Mitglieder der Fruit Town Pirus live auf Instagram Soulja Boy das Handy abgezogen haben. Dieser Vorfall setzte allerdings mehr in Gang als fragwürdige Boxkampfverabredungen. Für viele war es nur ein weiteres Beispiel für oberflächliches Promi-Theater, doch der eigentliche Streitpunkt zwischen Soulja Boy und Chris Brown – ihre jeweiligen Gang-Verbindungen – ging an einer bestimmten Gruppe nicht unbemerkt vorbei: den echten Gangmitgliedern von Los Angeles. Als ungewollte Konsequenz von Soulja Boys Fehde mit Chris Brown sind jetzt einige der fiesesten Bosse Kaliforniens verärgert.

Anzeige

Da so viele Künstler behaupten, zum Umfeld der Pirus oder Bloods zu gehören, sind einige Urgesteine der Organisation mit einer Kampagne und einem Song namens "Not For Sale" an die Öffentlichkeit gegangen. Darin geht es um die oft erwähnte aber nie wirklich bewiesene Theorie, dass einige große Künstler Geld an Gangs bezahlen, damit sie in Videos und bei Fotoshootings deren Farben hochhalten und entsprechende Gangzeichen machen dürfen. Um die ganzen Leute, die Bompton-Caps tragen, weil sie mal YG gehört haben, geht es übrigens auch.

Big WY ist ein Blood, der ursprünglich aus Inglewood stammt und auf dem ersten Bangin On Wax-Album von 1993 zum ersten Mal als Rapper in Erscheinung getreten ist. Er stieg bei der Gruppe Young Soldierz ein und kam darüber zu einem Vertrag mit Death Row Records, dem Label von MOB Piru Suge Knight. Dann gründete er mit seinem Cousin Suga Buga die Gruppe Relativez. Wir haben mit ihm über den historischen Kontext seines neuen Songs gesprochen und darüber, worum es in "Not For Sale" genau geht.

Noisey: Die Crips gibt es seit 1969 und die Bloods seit 1972. Am Anfang waren sie eine Art Nachbarschaftsschutz, aber dann ändert sich alles, oder?
Big WY: Es ging eine Menge Scheiße ab. Als die Ignoranz dann einmal die Plattform der frühen Straßengangs übernommen hatte, wurde es brutal. Dann kam noch der Crack-Overkill ins Spiel – diese billige Droge verkauft sich so schnell und spült so viel Geld in die Hände der Community. Viele Menschen hatten keinen wirklichen Geschäftssinn. Es war einfach nur wild. Außerdem wurden viele Drogen- und Geldmorde als Ganggewalt klassifiziert. Alle glaubten, dass die Blood und Crips dahinter steckten.

Anzeige

Wann bist du da hineingeraten?
Ende der 80er begann ich mich darüber zu identifizieren, Teil des Ganglebens zu sein. Damals entschieden die Farben, die du getragen hast, ob du lebst oder stirbst. So ist das heute nicht mehr.

Über die schlechten Elemente von Straßengangs wird viel gesprochen, aber was sind die positiven Aspekte des Ganglebens?
Loyalität, Ehrlichkeit, Disziplin, Familienwerte – solche Sachen. Du lernst Menschen zu lesen und deine Umgebung zu verstehen. Indem wir von Menschen, die Geld hatten, beeinflusst wurden, haben wir gelernt, es ihnen gleichzutun. Vielen Gangmitgliedern fehlt es in ihren Familien an gewissen Werten, also suchen sie diese Werte in Gangs durch die Verbindungen und Freundschaften, die sie mit anderen Mitgliedern aufbauen.

Gangs sind sehr territorial. Wie fühlst du dich, wenn du reist oder in andere Gebiete kommst?
Ich liebe es zu reisen. Wir sind aber so erzogen worden, dass du zu respektieren lernst, wenn du in anderen Gegenden oder außerhalb deines zulässigen Bereichs bist. An erster Stelle sind wir alle erwachsene Männer und Frauen, aber du brauchst Respekt und musst diesen Respekt überall dorthin mitnehmen, wohin du gehst.

Urteile nicht danach, was du von diesen Menschen im Fernsehen über den Gang-Lifestyle siehst. Lass dich nicht davon blenden, was du im Fernsehen oder Social Media siehst.

Was war das Konzept hinter dem Song und Video "Not For Sale"?
Unsere Sache ist stark. Sie wurde auf dynamischen Prinzipien und Respekt erbaut und sollte nicht von Menschen ausgebeutet werden, die nicht das gleiche Maß an Respekt dafür haben. Die Leute wollen einfach nur abhängen und anfangen "Blood" oder "Cuz" zu sagen, weil sie gewisse Freunde haben oder Leute kennen. Sie glauben das Recht zu haben, Dinge im Namen dessen zu tun, wofür wir stehen. Versteh mich nicht falsch: Du kannst uns nahestehen, aber du hast nicht das Recht, Entscheidungen zu treffen und andere Dinge zu tun wie wir, die wirklich dazu gehören. Wir leben das und sterben dafür. Die Leute finden das ignorant oder was auch immer, aber es ist einfach unsers. Und es steht nicht zum Verkauf. Punkt.

Es ist also ein schmaler Grat für Stars?
Definitiv. Das Gangstertum ist heilig. Aber wenn du aus diesem Leben kommst und es zu einem Star machst, dann musst du eine bestimmte Rolle spielen. Wenn du ein Entertainer wirst, dann musst du dich anders verhalten, weil du den ganzen Tag vor Kameras bist. Wenn du Gang-Zeug machst, gerätst du schnell ins Visier, weil du im Rampenlicht stehst. Das kann böse für dich enden – und das schnell. Stars müssen ernsthaft respektieren und verstehen, dass es diesen schmalen Grat gibt.

Wo siehst du die Gangkultur von heute und was glaubst du, wie sie von anderen gesehen wird?
Menschen sehen sie, wie sie sie sehen wollen. Die haben ihre eigenen Vorstellungen darüber, was es ist und ziehen ihre eigenen Schlüsse aus dem, was sie sehen. Über alles, was ihre Aufmerksam auf sich zieht. Ich sag es mal so: Urteile nicht danach, was du von diesen Menschen im Fernsehen über den Gang-Lifestyle siehst. Lass dich nicht davon blenden, was du im Fernsehen oder Social Media siehst. Jeder versucht, die Realität und das Gangleben sehr anders aussehen zu lassen, aber die Menschen sollten wirklich einige dieser guten Werte lernen, die das Gangleben mit sich bringt. Die Kacke ist manchmal schneller am dampfen, als du denkst.