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Fußball

Bayerns seltenes Erlebnis: Das war Fußball

München hat letzte Nacht ein Fest erlebt, das vom Resultat her komplett danebenging. Leider gibt es davon nur eine Handvoll Spiele in der Saison.
Foto: Imago/Ulmer

Als sich Thomas Müller nach dem Champions-League-Aus im ZDF-Studio zwischen Oliver Welke und Oliver Kahn stellte, wusste er sichtlich nicht, was er sagen wollte. „Der Fußball ist manchmal… puh…", begann der snobistische Bauern-Sympath, doch auch er fand keine Worte, um zu erklären, was sich da gestern Abend in der Arena abgespielt hat. Ja, manchmal ist der Fußball so, unerklärlich. Von der ersten Minute an peitschte die ganze Arena die Spieler nach vorne, die Aufopferung und die Wut, mit der die Spieler jedem Ball hinterhergingen, hat man so lange nicht mehr gesehen. In genau einer Szene rächte sich das, als Boateng, Vidal und Alonso beim Ballverlust kopflos draufgingen und Torres und Griezmann das eiskalt ausspielten. Zwei verschossene Elfmeter, einer, der nie und nimmer einer war, und in der Summe das dritte verpasste Champions-League-Finale in Folge. Wieder gegen eine spanische Mannschaft. Man kann nur hoffen, dass Boateng, Müller und Konsorten bei der EM nicht auf die Spanier treffen.

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Bayerns Stars stand die Ungläubigkeit ins Gesicht geschrieben. Rummenigge sah sich genötigt, eine ziemliche Tirade gegen den Schiedsrichter zu fahren, obwohl der eben nur in einer Szene komplett daneben lag, die nicht mal das Spiel entschied.

München hat letzte Nacht ein Fest erlebt, das vom Resultat her komplett danebenging. Das war zumindest dem neutralen Zuschauer lieber als das effektive, aber vorhersehbare Zuschnüren des Gegners. Pep Guardiola wird einiges am Bayern-Spiel auszusetzen haben, vielleicht die 99 Fehlpässe oder das überraschend kopflose Spiel seiner Mannschaft. Es scheint, als ob sich das Team ein wenig von der Perfektion der Lame Duck Guardiola emanzipieren würde.

Das Problem ist, dass ein solch rauschendes Fußballfest anscheinend nur noch dann funktioniert, wenn man den entsprechenden Gegner hat. In der Bundesliga war das gegen Hoffenheim der Fall, gegen Gladbach, das war's. Selbst die Dortmunder transformieren sich gerade zu Fußballmathematikern, die eine Begegnung mit den Bayern oder Schalkern vor dem Hintergrund von Kosten-Nutzen-Rechnungen durchrationalisieren.

Am Ende kann Bayern also nur gekitzelt werden, wenn es gegen die wirklich Großen geht. Und da hat man in den letzten Jahren regelmäßig vor den Latz bekommen, wenn es drauf ankam. Wenn man in der Saison 50 Spiele spielt, von denen nur fünf bis acht den Münchnern alles abverlangen, dann ist das ein echtes Problem. Eines, das so schnell nicht gelöst werden kann, wenn die restlichen „Top-Teams" der Liga die europäischen Doppelbelastung nicht auf die Kette kriegen. Aber es gibt Hoffnung am Ende des Tunnels: die Super League…