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Bei ausgelassenem Jubel drohen Schläge

In einem Pokalfinale traf Christopher Kramer gegen seinen Ex-Verein Holstein Kiel und jubelte ausgelassen. Dafür hat ihn eine Gruppe Kiel-Fans verprügelt. Und Fußballer müssen sich weiterhin entschuldigen, wenn sie gegen ihre Ex-Kollegen treffen.

Christopher Kramer ist Stürmer beim Regionalligisten VfB Lübeck. Seit anderthalb Monaten spielt er schon dort und hat eine gute Torquote. Nach dem Training wird er vor allem deswegen in einem Lokal verprügelt. Er ist der unglückliche Hauptdarsteller in einer weiteren untragbaren Episode von jämmerlichen und idiotischen Fußballfans.

Nach dem Training des VfB Lübecks fuhr Kramer am Dienstag vergangener Woche wie gewohnt die knapp 90 Kilometer zurück nach Hause nach Kiel. Der 25-Jährige, der zuletzt beim 3:5 in Havelse alle drei Tore für die Lübecker geschossen hatte, traf sich in der Landeshauptstadt mit seinem Bruder in einem Billard-Salon. Plätzlich stürmte eine Gruppe von acht Unbekannten ins Lokal und prügelte auf Kramer und seinen Bruder ein. Die Angreifer riefen angeblich ,,Holstein, Holstein" und ,,Verräter" und bekannten sich so zur Fanszene des Drittligisten Holstein Kiel. Kramer zieht sich eine Platzwunde zu, die Polizei nahm die Personalien der Täter auf und ermittelt.

,,Mich muss jemand erkannt haben, der dann die Holstein-Fans gerufen hat. Die waren sauer, dass ich im Landespokalfinale gegen Kiel das Siegtor geschossen habe", erzählt Kramer dem Fußballportal FuPa. Der Stürmer stand zudem von 2011 bis 2013 bei der KSV Holstein unter Vertrag.

Kramer hatte Glück und seine Platzwunde am linken Auge konnte im Krankenhaus versorgt werden. Doch bis einschließlich Freitag konnte er nicht trainieren, nahm erst am Samstag vor dem DFB-Pokalspiel gegen Paderborn am Abschlusstraining teil. Der VfB Lübeck und Kramer informierten die Presse erst nach dem Pokalspiel gegen den Zweitligisten, um keine Unruhe in die Vorbereitung zu bringen. Inzwischen hat Kramer Anzeige erstattet und die Polizei ermittelt. Der VfB Lübeck wollte zu dem Vorfall keine offizielle Stellungnahme abgeben—ebenso Holstein Kiel. ,,So lange wir keine belegbaren Aussagen haben, können wir dazu nichts sagen", erklärte Holstein-Medienkoordinator Patrick Nawe den Lübecker Nachrichten.Um die hirnrissige Aktion der Fans im Kontext zu verstehen, sollte allerdings auch genauer auf Kramers Tor geschaut werden, oder genauer gesagt auf seinen Torjubel (Ab 19. Minute):

Kramer jubelte ausgelassen, obwohl er mal für Kiel gespielt hat. Gerne schimpfen wir über die Spieler, die nach einem Tor gegen den Ex-Verein fast schon entschuldigen, als ob sie etwas falsch gemacht hätten. Wenn andere Spieler sehen, was mit Kramer passiert ist, werden sie sich zwei Mal überlegen, ob sie ihre Freude nach außen zeigen. Danke für den Bärendienst, liebe Holstein-Fans.