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Dieser Bio-Hacker rüstet seine Sehkraft mit wenigen Tropfen auf Nachtsicht um

In der Dunkelheit konnte er bis zu 50 Meter weit sehen.
Großmutter, was hast du für große Augen? Bild: ​Science for the Masses​

Großmutter, was hast du für große Augen? Bild: Science for the Masses 

Die Tierwelt ist uns in Sachen Biohacking um einiges voraus. Während wir Menschen uns noch unschöne Implantate in die Arme einnhähen, haben Fangschreckenkrebse schon eine natürliche UV-Sicht etabliert und kleine Seeschnecken sich die pflanzliche Photosynthese angeeignet. Das kalifornische Biohacking-Team Science for the Masses lässt das nicht länger auf sich sitzen und hat nun eine Methode entwickelt, mit der das menschliche Auge nachtsichtfähig wird.

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DIY-Cyborg: Tim Cannon

Die Forscher—die sich als Grindr der DIY-Aufrüstung des menschlichen Körpers verschrieben haben—gingen von der Annahme aus, dass sie ein gesundes Sehvermögen soweit verbessern könnten, um der Person sogar in der Nacht eine klare Sicht zu verschaffen. Dafür benutzten sie den chlorophyllbasierten Farbstoff Chlorin e6 (Ce6), der in einigen Tiefseefischen vorkommt und auch zur Therapie von Nachtblindheit eingesetzt werden kann.

Das Versuchskaninchen mit Augenspreizung. Alle Bilder: Science for the Masses | Mit freundlicher Genehmigung

„Es gibt eine Menge Studien über Versuche mit Ratten und intravenös wird die Substanz schon seit den 1960er Jahren zur Behandlung von Krebs eingesetzt", erklärte Jeffrey Tibbetts in einem Interview mit dem Onlinejournal Mic. Als Mediziner bei seiner Organisation Science for the Masses interessiert er sich insbesondere für experimentelle Möglichkeiten, die menschlichen Grenzen zu überwinden und den Körper mit vergleichsweise einfachen Mitteln zum Cyborg zu machen.

„Nachdem wir selbst daran geforscht hatten, war es einfach Zeit für den nächsten Schritt."

Nach dieser Erkenntnis wurde der Kollege Gabriel Licina für das Biohacking-Experiment ausgewählt und nachdem seine Augen mit Salzlösung von allem Schmutz gereinigt worden waren, tröfelte ihm Tibbets 50 Milliliter Ce6 in die Bindehautsäcke. Von dort aus sollte die Chemikalie in die Netzhaut vordringen. Damit auch nichts daneben geht, wurden dem Versuchskaninchen die Augen wie bei A Clockwork Orange mit einem Spekulum aufgespreizt.

Da die Sehorgane nach der „Behandlung" sehr empfindlich sind, müssen sie mit Kontaktlinsen vor der Helligkeit geschützt werden. Doch in der behaglichen Dunkelheit zeigte sich auch gleich der Erfolg des Experiments. Licina konnte für einen gewissen Zeitraum bis zu 50 Meter weit sehen und sogar Menschen erkennen, die in dieser Entfernung vor einem Baum standen.

Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in einem Paper, das zwar unter Creative Commons lizensiert, jedoch nicht unbedingt für die Umsetzung durch den interessierten Heimcyborg gedacht ist. Denn obwohl dieser erste Versuch zur menschlichen Nachtsicht gut verlaufen ist, sind noch einige weitere Testläufe für dieses Verfahren nötig. Wer sich also am liebsten schon heute Nacht etwas Chlorophyll in die Augen träufeln würde, sollte damit lieber noch etwas warten. Die Forscher von Science for the Masses warnen ausdrücklich vor einem privaten Testlauf.

Nach dieser grandiosen Erfolgsquote sind wir jedoch gespannt auf die nächsten Experimente. Vielleicht können wir uns ja noch einige andere Features von unseren Freunden aus dem Tierreich abgucken.