FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Unterwasser-Windpark soll 40.000 schottische Haushalte mit Strom versorgen

Mit 269 Turbinen soll die weltgrößte Anlage zur Nutzung von Gezeitenenergie in sechs Jahren Strom für 40.000 Haushalte produzieren.
Bild: EXVIZ

Die Frage, wie eine saubere Energieversorgung für unsere Gesellschaft aussehen könnte, treibt nicht nur die mehr oder weniger engagierte deutsche Regierung um. Weltweit suchen Forscher und Ingenieure nach Alternativen, die die fossilen Ressourcen unseres Planeten ein wenig entlasten könnten. Und da es nicht die einzig wahre Lösung gibt, müssen die Kraftwerke nach den Gegebenheiten vor Ort angepasst und entwickelt werden. Ein gutes Beispiel ist der 680 Meter hohe Fallwindturm in der Wüste Arizonas.

Anzeige

In Scrabster, dem nördlichsten Hafen der britischen Hauptinsel soll nun eine neue Technik zur Stromerzeugung im großen Stil zum Einsatz kommen. Im Norden Schottlands entsteht so das größte Ebbe-und-Flut-abhängige Energiekraftwerk der Welt. Die Anlage sieht aus wie ein Unterwasser-Windpark und soll mit Hilfe der Strömungskräfte der Gezeiten bis zu 398 MegaWatt erzeugen. Für das Jahr 2020 ist es angepeilt, 40 000 Haushalte mit der so gewonnenen Strömungskraft versorgen können.

Der Unterwasserpark wird sich auf eine Fläche von 3,5 Quadratkilometern mit schnell fließendem Wasser erstrecken. Geplant und aufgebaut wird er von MeyGen—einem Projekt unter dem Dach des Turbinenherstellers Atlantis Resources, der mit staatlicher Unterstützung bereits ein Finanzierungspaket über 63 Millionen Euro für den Bau der Anlage bereitstellen konnte.

Die Installation des Projekts soll Ende dieses Jahres beginnen und es werden vorerst vier 1,5 MegaWatt Turbinen im Küstenwasser verankert. Nach Fertigstellung sollen 269 Turbinen das Kraftwerk mit Strömungsenergie beliefern. Die erste Gezeitenenergie für den Heimbedarf soll 2016 geliefert werden. Nebenbei entstehen mit der Anlage auch noch hundert neue Jobs.

Tim Cornelius, Geschäftsführer von Atlantis und Leiter von MeyGen, gab in einer Presseerklärung mit selbstverständlicher Begeisterung zu Protokoll: „Wir erleben hier die Transformation eines Sektors. MeyGen ist weltweit eine der spannendsten und innovativsten Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien und läutet die großangelegte Energiegewinnung durch Gezeitenströme ein."

Meerwasser hat 832 mal mehr Dichte als Luft und eine Strömung von fünf Knoten liefert somit mehr kinetische Energie als 350 km/h Wind. Somit ist im Vergleich zur Windenergie bei der Wasserkraft ein kleineres Gerät ausreichend, um die gleiche Menge an Strom zu erzeugen. Da 70 Prozent der Erdoberfläche von Wasser bedeckt sind, könnte mit Anlagen wie dem schottischen Gezeitenprojekt also ein Großteil der Bevölkerung mit sauberer Energie versorgt werden.