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Düstere Illustrationen interpretieren unsere Beziehung zur Technologie

Pawel Kuczynskis Illustration hat bei all denjenigen Anklang gefunden, die langsam genug von Pokémon Go haben.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung des Künstlers

Sein Name kommt euch vielleicht nicht bekannt vor, doch mit Sicherheit habt ihr bereits Arbeiten des polnischen Illustrators Pawel Kuczynski gesehen. Der Künstler ist für seine politischen Karikaturen bekannt, die sich euch genauso gut einprägen werden wie euer Social Media Feed. Seine Kunstwerke sind ständig auf sozialen Plattformen wie Reddit, Facebook und Instagram im Umlauf. Ende Juli hat er sich nun dem Pokémon Go-Hype gewidmet und einen fröhlichen, leuchtend gelben Pikachu gemalt, der auf dem gebeugten Nacken eines Handyspielers im Sattel sitzt und die Zügel in seinen gelben Pfötchen hält. Der Titel lautet ganz schlicht Control.

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Und mit mehr als 30 Millionen Views und einer halben Million Likes und Shares alleine auf seiner Seite hat Kuczynski offensichtlich wieder mal den Nerv der Zeit getroffen. In seinen anderen Arbeiten spricht der Illustrator so unterschiedliche Themen wie Autoritarismus, Parteipolitik, Tierquälerei und die allgemeine Social Media-Sucht an. Die Kuratorin des Karikaturenmuseums in Warschau, Karolina Prymlewicz, beschreibt Kuczynski als „sehr engagiert und sehr entschieden in seinen politischen Beurteilungen und Diagnosen der Gesellschaft. Er macht sich die Ästhetik des Surrealismus zunutze und setzt geschickt visuelle Metaphern um…und schwarzer Humor ist definitiv eines seiner Markenzeichen.“ Diese Kombination scheint sich in den Social Media wie ein Lauffeuer zu verbreiten und ist auch in seiner neuesten Illustration aus Buntstiften und Aquarellfarben gegenwärtig. Diese wird durch aufsehenerregende Geschichten über völlig ins Spiel vertiefte Teenager, die von Autos angefahren werden, ein Mädchen, das bei der Monsterjagd eine Leiche findet und angedeutete staatliche Überwachung in Zusammenhang gesetzt. Der Überdruss in Kuczynskis Zeichnungen kann sowohl als Anspielung auf die Medienpäsenz des Spiels als auch auf die eigenen, süchtig machenden Eigenschaften von Pokémon Go verstanden werden.

Der Künstler reagiert sehr bescheiden auf die überwältigend vielen Reaktionen, die seine Zeichnung ausgelöst hat. Seine Arbeiten beruhen stets auf Beobachtungen der gesellschaftlichen und politischen Konflikte, die Polen, das Internet und die ganze Welt plagen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis er auch auf Pokémon Go reagieren würde: „Es ist momentan ein hochaktuelles Thema. Es ist nicht meine beste Zeichnung und auch nicht meine beste Idee. Es ist lediglich meine Reaktion auf den großen Erfolg von Pokémon Go“, erklärt Kuczynski The Creators Project.

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Nun da die App in immer mehr Ländern veröffentlicht wurde, wird damit gerechnet, dass ihre täglich aktiven Nutzerzahlen schon bald die von Twitter übertreffen werden, und nach dem Erfolgskurs von Pokémon Go kann man wohl in naher Zukunft mit vielen weiteren Mixed Reality-Spielen rechnen. Dennoch hat das Spiel noch nicht die Herzen aller Leute erobert–Kuczynski eingeschlossen. „Ich spiele Pokémon Go nicht“, verrät er. „Ich habe kein Smartphone. Vielleicht müsste ich jetzt, da ich eine Zeichnung darüber angefertigt habe, das Spiel mal ausprobieren?”

Auf Pawel Kuczynskis Website könnt ihr euch weitere Arbeiten des Künstlers ansehen.