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​Ein Besuch beim Neuheitenstand von Funktion-One

Die Klangschmiede mit dem weltbekannten martialischen Design hat in Frankfurt drei neue Beschallungsprodukte vorgestellte. Überzeugen konnte nur eins.
Eine offizielle Abbildung von Funktion One's neuem Vero-System

Funktion One ist vermutlich jedem, der sich für elektronische Musik interessiert ein Begriff. Die britische Audio-Schmiede stellt die Hausanlagen in ein illustren Reihe von Clubs, wie dem Space in Ibiza und dem Berghain. Funktion One ist so zu einer Art Standard für Clubbeschallung geworden. Naturgemäß ist es also „news-worthy", wenn das Unternehmen aus Dorking, Surrey, Produktneuheiten präsentiert. Für die Prolight + Sound Messe in Frankfurt (am Main, natürlich) waren drei angekündigt: Der Evo 7T (ein Dreiwege-Lautsprecher), der F132 Bass (ein Bassgehäuse) und die erste von Funktion One entwickelte Line-Array, die Vero (ein Lautsprechersystem).

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Insbesondere Letztere wurde im Vorfeld der Messe stark rezipiert und unter anderem für ihr „Killer"-Aussehen abgefeiert—sicherlich befeuert von der Marketing-Abteilung der Firma, die in bester Manier keinen Superlativ scheute, um das System anzupreisen. Ob diese zu halten waren, ließen sich auf der Messe jede noch nicht beurteilen. Denn auch wenn ein kleiner Stack des neuen Heilsbringers Vero auf dem Funktion One Stand in Frankfurt zu begutachten war: Hören konnte man nichts. Die Briten selbst kündigten in ihrem Pressetext die Vero als den Schritt auf die große Bühne an—und allein von den physischen Ausmaßen der mit sechs Hornlautsprechern bestückten „Scheiben" des Line-Array-Systems, scheinen sie das auch ernstzumeinen. Funktion One versucht also offensichtlich das eigene Geschäftsffeld zu erweitern und musste dabei notgedrungen vom üblichen Verfahren—80er Jahre Designs mit neuen Materialien aufzuarbeiten—abweichen, denn Line Arrays sind eine Erfindung der 90er und haben sich spätestens in den 00er-Jahren als Industriestandard durchgesetzt. Die Briten finden also mit einem im Jahre 2016 vorgestellten Line Array einen ziemlich saturierten Markt vor, insbesondere bei den ganz Großen.

Ob und wie dieser Schritt gelingt wird sich zeigen, hat aber zunächst wenig Relevanz für das Cluberlebnis. Soll bedeuten: Wenn ihr jenseits der großen elektronischen Festivals auf dieses System trefft, haben die Betreiber eures Lieblingsclubs zu viel Geld und zu wenig Ahnung, oder aber ihr geht auf die falschen Partys.

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Interessanter für Clubgänger könnten hingegen die Evo 7T und der F132 Bass werden. Erstere ist im Endeffekt eine Weiterentwicklung des Evo 7E, der bereits im Clubbereich seinen Einsatz findet. Als klassische Dreiwege-Box, mit einem 15" einem 10" und einem 1.4" Horntreiber, lässt sich die Evo 7T als Neuheit fliegend montieren, kann also unter Decken gehangen werden und ist damit für Clubs mit entsprechenden Deckenhöhen sicherlich von Interesse.

Der F132 Bass ist hingegen ein wahres Monster, das einen 32"' Lautsprecher über ein Horn tönen lässt. Zum Vergleich: Üblich sind in der Anwendung 18" und 21" Bass-Lautsprecher. Tony Andrews, einer der Gründer von Funktion One, sagte dazu: „We powered up four of them together and it took me two weeks to forget the molecular impression it had on my body. I've never experienced anything like it before." Diese Beiden wurden auf der Frankfurter Messe auch im Open-Air Bereich zum Hören präsentiert.

In der Tat macht der F132 auch das, wofür Funktion One im Bereich elektronischer Clubmusik bekannt ist: eine ganze Menge Druck und Kribbeln im Bauchnabel. Bleibt dabei jedoch auch definiert und zerrfrei.

Dagegen beeindruckte die Evo 7T bei der Präsentation lediglich mit einem dumpf Klang und einer unpräzisen Soundwiedergabe. . Das Mantra von Funktion One, auf Digitale Soundverarbeitung (DSP) und Equalizer zu verzichten und stattdessen „puren und reinen" Sound zu erzeugen, führt dazu, dass die Produkte nicht bloß aussehen wie aus den 80ern sondern auch so klingen. Sehr schwache und dumpfe Höhen werden von dominante Mitten übertönt und führen zu einem teilweise zerrigen, teilweise dumpfen Sound. Was bei Techno vielleicht noch funktioniert, hörte sich bei den gewählten Soundbeispielen—von Jazz bis hin zu Jimmy Hendrix' „Vodoo Child"—eher unausgegoren an, als ob man einen Gehörschutz im Ohr hatte. Aber ich habe nachgeguckt: Da war keiner. Stattdessen musste ich mich mit der Erkenntnis abfinden, dass zumindest mit dem Evo 7T wohl keine neuen Standards gesetzt werden. Was soll das für 1 Revolution werden?

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