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LGBTQ

Warum wir keine Coming-Outs mehr brauchen

Nein, Michael Buchinger muss sich nicht immer und immer wieder outen. Und er findet, das sollte auch niemand anderes müssen.

Ich habe einen Hetero-Freund namens Jan, der ein nie enden wollendes Interesse an meiner Homosexualität hat. Er stellt Fragen über das Thema, als wäre es die spannendste Sache der Welt. "Wie war es denn damals für dich, als du dich geoutet hast?", will er etwa nach seinem dritten Glas Wein mit zittriger Stimme und mitleidigem Blick wissen, so als stelle er heikle Fragen über meine Zeit im Gefängnis.

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Auch, wenn ich ihm vergewissere, dass mein Coming-out in etwa so spektakulär war wie ein Waldspaziergang gibt er nicht auf: "Aber ist es denn nicht schwierig, dich immer und immer wieder outen zu müssen?", möchte er dann wissen. Und zu diesem Zeitpunkt schließe ich nicht aus, dass er gerade eine Diplomarbeit zum Thema "Homosexuelle Männer: Wie man ihnen am besten auf die Nerven geht" schreibt.

In Wahrheit ist es so, erkläre ich ihm abermals, dass ich mich in meinem Leben nur ein Mal so richtig geoutet habe, nämlich gegenüber meiner Mutter. Das war auch notwendig, denn ich komme aus einer ländlichen Region, in der die Leute maximal mit Homosexualität konfrontiert werden, wenn sie beim Durchzappen im TV zufällig auf Shopping Queen hängen bleiben und sehen, wie Guido Maria Kretschmer wieder irgendetwas Gemeines sagt.

Im Jahr 2008, als ich gerade einmal 15 Jahre alt war, fasste ich also all meinen Mut zusammen: "Mama, ich bin schwul!", sagte ich bei einer gemeinsamen Autofahrt; eine Aussage, die meine Mutter rückblickend betrachtet so kalt ließ, als hätte ich eben "Hmm, irgendwie habe ich gerade voll Lust auf eine Apfelschorle!" gesagt.

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