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Politik

Ein Rechtspopulist beschwert sich über Türkisch an Schulen und kassiert schriftliche Ohrfeige

"Ich darf sie darauf hinweisen, dass die Stadt seit Jahren ein von Türken entwickeltes Lebensmittel zum Einsatz bringt: Joghurt."
Screenshot: Twitter

Nicht nur in Deutschland, sondern auch bei unseren Nachbarn in Österreich dürfen sich Rechtspopulisten zu Wort melden – und tun das leider auch regelmäßig. So wie der Salzburger Gemeinderat Erwin Enzinger von der rechten FPÖ. Der stellte Ende Juni per Brief eine eher dämliche Anfrage an Anja Hagenauer, die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt.

Darin heißt es: "Wie den Medien zu entnehmen ist, gibt es in öffentlichen Schulbüchern Hausaufgaben, in denen Volksschüler Umlaute erkennen sollen, indem ihnen türkische Texte vorgelegt werden, aus denen sie z.B. alle Ü's erkennen sollen."

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Nach dem erfolgreichen Einsatz des Deppen-Apostrophs möchte er schließlich wissen, ob auch Salzburger Schulen "solche Praktiken" anwenden würden. Kurzer Hintergrund: Enzinger sorgte schon früher für Aufregung, nachdem er das Foto eines Sturmgewehrs auf Facebook postete mit den Worten: "Mein Samstagseinkauf. Sicher ist sicher".

Eine knappe Woche später antwortet Anja Hagenauer auf die Anfrage, die ihr, so schreibt sie, die "Gelegenheit bietet, dir als ehemaligem Berufsschullehrer und aktuellem Bildungssprecher deiner Fraktion etwas Nachhilfe … zu geben." Konkrete Informationen zu Enzingers Anliegen würden laut Hagenauer leider nicht vorliegen, da nicht die Gemeinde, sondern das Land hier zuständig sei. Darauf habe sie die FPÖ bereits 2016 hingewiesen. Mit diesem freundlichen Seitenhieb geht die Vizebürgermeisterin in Führung: 1:0.

Doch das ist erst der Anfang ihrer Abrechnung. Hagenauer schreibt weiter, sie möchte Enzinger außerdem darauf aufmerksam machen, "dass die Stadt Salzburg seit Jahren ein von den Türken entwickeltes Lebensmittel in Kindergärten, Schulen und Seniorenwohnhäusern zum Einsatz bringt: Joghurt."

Und damit nicht genug. Weil Enzingers Ziel ja vermutlich sei, den "Einfluss türkischer, wahrscheinlich auch arabischer Sprache und Kultur" aufzuhalten, hat Hagenauer noch weitere Vorschläge für den Gemeinderat: Er solle doch seinen Kaffeekonsum überdenken, zu Römischen Ziffern und Zahlen zurückkehren sowie Begriffe türkischen und arabischen Ursprungs wie etwa Jacke, Sofa oder Alkohol möglichst vermeiden.

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