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Die Lösung für Apples "unlösbaren" Klebstoff ist endlich gefunden

Nach fünf Jahren ist es einem Reparaturdienst gelungen, eine chemische Mischung zu entwickeln, die Apples mächtigen Klebstoff beseitigen kann.
Image: iFixit

Im vergangenen Jahr musste ich auf einem Recyclinghof den metallgewordenen Albtraum eines jedes Technik-Fans erleben: Ich schaute zu, wie ein Arbeiter optisch völlig einwandfreie MacBooks mit einem Brecheisen auseinander nahm, um die Akkus vom restlichen Gerät zu trennen. Dass sich dabei der ganze Laptop verbog, kümmerte den Mann nicht weiter. Schließlich befanden sich die Computer und ihre schicken Retina Displays gerade auf dem Weg in den Schredder.

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Ich weiß nicht mit Sicherheit, was mit diesen MacBooks nicht stimmte, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass bei vielen Geräten der Akku versagt hatte. Alle Lithium-Ionen-Akkus verlieren nach ein paar Jahren ihre Leistungsfähigkeit. Da der Akku beim MacBook Pro mit Retina Display im Gerät festgeklebt ist, ist der Austausch des Akkus für private Nutzer so gut wie unmöglich. Das ist auch der Grund, warum der Recycler zum Brecheisen greifen musste: Bislang galt das vollständige Verbiegen der Laptop-Hülle als sicherster Weg, den Akku aus dem Gerät zu entfernen, ohne ihn zu beschädigen. Durchbohrt man den Akku, kann er im schlimmsten Fall nämlich explodieren – deshalb muss er auch vor dem Schreddern entfernt werden.

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Apple verwendet zum Fixieren seiner Akkus einen mächtigen Klebstoff. "Das ist sehr starkes Zeug", erklärt mir Brett Hart, leitender Entwickler bei der Reparatur-Plattform iFixit. "Das Mittel verwendet man sonst für die Fassade von Hochhäusern und die Wände von Krankenwagen."

Da der Akku eine begrenzte Lebensdauer hat und nicht ausgetauscht werden kann, verwandelt er den gesamten Laptop schnell in einen unreparierbaren und wertlosen Gegenstand. Somit sehen sich viele Nutzer gezwungen, ihren eigentlich funktionsfähigen Computer frühzeitig in die Tonne zu kloppen. Das ist nicht nur ein finanzieller Nachteil für den Nutzer, sondern auch schlecht für die Umwelt.

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"Man darf den Akku nicht zu sehr erwärmen, denn er ist quasi eine Bombe."

Darum haben private Reparaturdienste in den letzten fünf Jahren nach einem Weg gesucht, den Akku aus dem MacBook Pro zu entfernen, ohne das Gerät gleichzeitig komplett zu zerstören. Die Reparaturprofis von iFixit scheinen nun eine Lösung gefunden zu haben, mit der auch Privatpersonen den Akku ihres Laptops austauschen können: Eine chemische Substanz, die den Klebstoff auflöst.

Bisher haben Reparaturdienste stets versucht, den Klebstoff durch vorsichtiges Erhitzen zu lösen. Ein schwieriges Unterfangen, wie Hart uns erklärt: "Das Problem ist, dass der Klebstoff zwischen dem Akku und dem großen Aluminum-Block sitzt. Man darf den Akku nicht zu sehr erwärmen, denn er ist quasi eine Bombe. Von der anderen Seite kannst du ihn nicht erhitzen, also besteht die Gefahr, dass das Trackpad oder die Tastatur schmilzt."

Nun gab iFixit bekannt, endlich ein Mittel gegen den vermeintlich unlösbaren Klebstoff gefunden zu haben: Ihre chemische Lösung rückt zwar dem Kleber auf den Leib, soll für Menschen jedoch verhältnismäßig ungefährlich sein und auch das Innere des Laptops nicht beschädigen.


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Zwei Jahre tüftelten die Entwickler von iFixit an der richtigen Kombination: "Wir haben sieben oder acht unterschiedliche Chemikalien ausprobiert. Zum Beispiel Nagellackentferner. Doch viele davon waren nicht lösend genug, andere gaben sehr stark reizende Dämpfe ab", erklärt Hart. Das chemische Mittel, das nun unter dem Namen "Adhesive Remover" auf den Markt gekommen ist, wird mit einer Spritze aufgetragen. Da der Stoff zu leichten Haut- und Augenreizungen führen kann, werden außerdem Schutzhandschuhe und ein Augenschutz mitgeliefert.

Ich habe das Lösungsmittel von iFixit bisher noch nicht selbst getestet, aber es ist definitiv ein großer Schritt für alle, die ihre Geräte gerne selbst reparieren möchten. Denn in den letzten Jahren hat Apple nichts dafür getan, seine Akkus leichter entfernbar zu machen – inzwischen sind fast alle Akkus verleimt und auch andere Hersteller folgen diesem Trend, um ihre Geräte noch schmaler zu machen. iFixits Durchbruch gibt der Reparatur-Community somit eine wichtige Waffe in die Hand: "Apple wird seine Strategie nicht ändern", meint Hart. "Wenn Elektronikhersteller weiterhin Klebstoff verwenden, müssen die Reparaturdienste sich eben anpassen. Unser Lösungsmittel ist ein erster Schritt, Leute an Chemikalien im Reparaturprozess heranzuführen. Zuerst klingt das zwar etwas beängstigend, aber es ist gar nicht so schlimm."