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10 Fragen

10 Fragen an eine Yoga-Lehrerin, die du dich niemals trauen würdest zu stellen

Hat dir schonmal jemand ins Gesicht gefurzt? Nimmst du Drogen, um besser meditieren zu können? Welche Yoga-Position sollte man beim Sex ausprobieren?
Die Yoga-Lehrerin Natalia macht eine Yoga-Pose
Alle Fotos: Flora Rüegg

Angenommen, Neu-Berliner würden in den hippen Bezirken ein Starter-Pack bekommen. Dann wäre darin neben einer praktischen Liste mit Hasstiraden über Zugezogene, zu denen man sich nach einer Woche natürlich nicht mehr zählt, ganz sicher auch eine Zehnerkarte für ein Yoga-Studio.

Dort könntest du auf Natalia treffen. Sie unterrichtet seit sechs Jahren Yoga in Berlin, dreht seit kurzem YouTube-Videos, in denen sie als osteuropäische Latina Maria Lopez Flirttipps gibt, und arbeitet nebenbei in einem Surf- und Klamottenladen. Vorher hat die 33-Jährige PR studiert, dann aber gemerkt, dass im Büro zu sitzen und E-Mails zu schreiben nicht ihr Ding ist. 2012 hat sie in Köln dann über neun Monate ihre Yoga-Ausbildung gemacht. Momentan unterrichtet sie etwa fünfmal pro Woche freiberuflich. Statt gestreifte Fairtrade-Hanf-Schlabberhosen oder bodyshapende Yoga-Sets trägt sie Leggins und ein weites Shirt. "Trust no one", steht auf dem Rücken.

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Wir haben Fragen.

VICE: Wie sehr nerven dich indische Sitar-Klänge?
Natalia: Alles, was zu viel ist, geht mir auf den Sack. Das gilt für Techno, für HipHop und auch für indische Klänge. Trotzdem passiert bei mir irgendwie was ganz Romantisches, wenn ich indische Klänge oder Mantren höre. Dann will ich plötzlich nach Indien gehen. Das ist natürlich total naiv, weil Indien ganz sicher nicht so ist, wie ich es mir vorstelle. Ich denke dann manchmal an meine Freunde, die mich auslachen würden, würden sie mich so sehen. Es gibt aber auch Studios, in denen gar keine Musik läuft. Ich selbst unterrichte kaum mit indischer Musik, dafür mit HipHop oder Elektro. Manchmal finde ich es aber geil, zu indischer Musik zu unterrichten.

Ist Yoga nur für privilegierte Leute, die sich teure Kurse leisten können?
Leider ist es so, dass du manchmal in ein Yoga-Studio kommst und dort eine Stunde 23 Euro kostet. Dann wird dir suggeriert, dass Yoga nur für Reiche sei. Dann sind da nur super schöne, schlanke, durchtrainierte Leute mit ihren lala-Berlin-Taschen. Ich hab nichts dagegen, aber Yoga sollte trotzdem für jeden zugänglich sein. In einer Stadt wie Berlin gibt es zum Glück ganz viele Orte, wo man günstig Yoga machen kann. In manchen Yoga-Studios musst du zum Beispiel nur sieben Euro zahlen, wenn du weniger als 1.000 Euro im Monat verdienst. Das ist dann für mich wirklich Yoga für alle.

Langweilst du dich beim Meditieren?
Es gibt unterschiedliche Meditationen und die sind unterschiedlich langweilig. Ich muss mich immer sehr pushen, um zu meditieren. Danach fühle ich mich aber extrem gut. Einmal habe ich im Berghain meditiert. Das war super witzig. Ein Kumpel und ich haben uns mitten auf der Tanzfläche ganz nah nebeneinander gestellt und zehn Minuten meditiert. Ich habe die Musik in dem Moment zwar noch gehört, aber alles ganz anders wahrgenommen. Als ich die Augen wieder aufgemacht habe, hab ich mich gefühlt wie auf Drogen. Danach hab ich getanzt und hatte Energie für acht Leute. Das war die schönste Meditation, die ich je hatte. Es ist faszinierend, wie der Körper es schafft, sich in einen drogenähnlichen Zustand zu versetzen. Klar, du kannst dir auch was einschmeißen und zack, boom, läuft der Hase. Aber Meditation ist eine natürliche Droge. Und dafür musst du dich eben zehn Minuten hinsetzen und singen.

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Nimmst du Drogen, um besser meditieren zu können? Nee, ich meditiere, um keine Drogen nehmen zu müssen. Generell ist CBD bei Yogis ein großes Thema. Manchmal gibt es Momente, in denen man einfach zu nervös zum Meditieren ist. Da kann es schon helfen, vorher einen Joint zu rauchen. Grundsätzlich würde ich aber versuchen, auf Drogen zu verzichten.

"Yoga ist für mich ein Tool, um glücklich zu sein", sagt Natalia

Warum reden Yogalehrer und -lehrerinnen so viel esoterischen Quatsch?
Es gibt Yoga-Stile, in denen es Pflicht ist, vor der Stunde einen Spiritual Talk zu halten. Ich selbst finde das nicht authentisch, wenn ich gezwungen bin, über ein Thema zu sprechen. Manche Yoga-Lehrer erzählen, wie toll Veganismus ist und dann sehe ich sie, wie sie heimlich in einem Café einen Latte Macchiato mit Kuhmilch bestellen. Niemand sollte was predigen, was er selbst nicht lebt. Viele Leute denken, Yoga-Lehrer müssten ein Komplettpaket verkörpern. Eine Bekannte hat mal im Berghain zu mir gesagt: "Das ist aber nicht der richtige Ort für eine Yoga-Lehrerin." Ich frage mich dann, ob ich nur noch in Yoga-Studios abhängen soll. Manche Menschen brauchen feste Regeln in ihrem Leben. Und auch in der Yoga-Welt gibt es manchmal sektenähnliche Züge. Wer jemanden braucht, der ihm sagt, was er darf und was nicht, der ist bei mir falsch.

Hat dir schonmal jemand ins Gesicht gefurzt?
Gott sei Dank nicht. Ich habe aber schon öfter darüber nachgedacht, wenn ich beim "Herabschauendem Hund" assistiert habe und mein Gesicht sehr nah an den Kursteilnehmern war.

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Manchmal frage ich mich, ob nicht in Wahrheit viele Yoga-Lehrer pupsen und das dann einfach auf die Schüler schieben. Das wäre ja ein guter Moment, befreit loszupupsen, weil es eh das Gerücht gibt, dass die Leute beim Yoga ständig furzen.

Wie viel verdienst du?
Zwischen 20 und 150 Euro die Stunde. Am schlechtesten verdient man gefühlt in Yoga-Studios. Ich verstehe bis heute nicht wieso. Business-Yoga in Unternehmen ist lukrativer, da kannst du ganz andere Preise nehmen. Im Fitnessstudio bekommst du zwischen 30 und 40 Euro die Stunde. Aufwärts gibt es im Prinzip keine Grenze. Wenn du die Deutsche Fußballnationalmannschaft unterrichtest, hast du natürlich nochmal einen ganz anderen Stundensatz.

Wie weltfremd ist dieses unendliche Harmonie-Bedürfnis?
Ich liebe Positivität und Harmonie, aber es gibt auch die Gegenseite. Manchmal bin ich so launisch, dass ich am besten eine Woche lang nicht rausgehen sollte. Auch im Yoga gibt es einen Guru. Der soll eigentlich Licht ins Dunkle bringen und uns neue Denkanstöße geben. Das heißt, wir bräuchten keinen Guru, wenn es die dunkle Seite nicht geben würde. Deswegen finde ich es wichtig, beide Seiten anzunehmen. Emotionen gehören zum Leben. Ich hab beim Yoga schon so krass geweint, weil mich die Musik oder das Gesagte innerlich so berührt haben. Aber das war toll. Genauso ist es schön, herzlich zu lachen.

Es gibt Yogalehrer, die alles Negative blocken. Die lesen keine Zeitung mehr und gucken keine Nachrichten. Ich habe das Gefühl, nicht mehr in der Realität zu leben, wenn ich alles Negative ausblende.

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Nutzt du es bei Dates aus, dass Yoga-Lehrerinnen für manche eine Sexfantasie sind?
Nein, aber die Männer, die ich date, finden das immer sehr heiß. Ich finde das albern. Ich hab mal einen Typen in der Bar kennengelernt und er meinte: "Oh, Yoga-Lehrerin, ich sag jetzt mal nicht, was ich denke." Ich habe geantwortet: "Ja, genau, sag jetzt mal lieber nicht, was du denkst." Er konnte es aber nicht lassen und sagte dann, dass ich sicher sehr gelenkig sein muss. Dann war er für mich direkt raus. Das ist mein Beruf. Männer haben da direkt irgendwelche Fantasien von der dominanten Lehrerin in Kombination mit Gelenkigkeit und Körperlichkeit.

Welche Yoga-Position sollte man beim Sex ausprobieren?
Das "glückliche Baby" ist bestimmt gut, weil dabei die Hüfte geöffnet wird. Habe ich aber noch nie ausprobiert. Rückbeugen sind auch total gut, um das Herz zu öffnen und Liebe zu empfangen. Zum Beispiel die "Cobra", der "heraufschauende Hund" oder das "Kamel". Wenn du aufgerichtet bist, fühlst du dich einfach attraktiver. Selbstliebe ist sexy und hilft sicherlich dabei, einen heißen Partner für guten Sex zu finden.

Auf jeden Fall sollte man eine Position wählen, in der man längere Zeit verweilen kann, ohne sich zu verletzen. Auch da gilt: Reinkommen ist die eine Sache, Rauskommen könnte schwierig werden. [Lacht]

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