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Reichsbürger

Reichsbürger sollen andere Reichsbürger um 124.000 Euro erleichtert haben

Offenbar nutzten sie ein veraltetes Alliertengesetz, um ihre Opfer abzuzocken.
Fotos: imago | Christian Ohde | Ralph Peters || Collage: VICE

Wenn ich einfach so tue, als ob es eine Regel nicht gibt, kann sie mich auch nicht treffen: Diese Denkweise haben die meisten von uns spätestens mit der Einschulung abgelegt. Drei Männer aus dem Landkreis bayrischen Dillingen, die sich mit der "Reichsbürger"-Bewegung identifizieren sollen, haben da offenbar Nachholbedarf – und stehen deshalb am Freitag vor dem Augsburger Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, zehn Gleichgesinnte abgezockt zu haben, indem sie absurde Gebühren von Hausbesitzern erhoben und Ausweise für andere "Selbstverwalter" bastelten. Und da Reichsbürger offenbar an alles glauben, außer an die Souveränität der Bundesrepublik Deutschland, fielen sie auf die Masche rein.

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Die Betrüger sollen behauptet haben, Deutsche dürften gar keine Wohnungen oder Häuser besitzen. Das begründeten sie laut Süddeutscher Zeitung mit einem ihrer Meinung nach immer noch gültigen Alliiertengesetz. Die Immobilien ihrer Opfer wären deshalb verloren, sollte die aus ihrer Sicht unrechtmäßige BRD irgendwann untergehen. Nur wenn sie eine 8.000-Euro-Gebühr zahlen, könne dieses Fiasko umgangen werden. Angeblich machten die Betrüger so innerhalb von vier Jahren 123.650 Euro. Wie ein Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft gegenüber VICE bestätigte, handelte es sich bei den Geschädigten aber nicht um demente Senioren, sondern um Immobilienbesitzer mittleren Alters. Sowohl Opfer als auch Täter haben laut Sprecher im weitesten Sinne etwas mit der Reichsbürger-Szene zu tun, jedoch sei es schwierig, dazu eine eindeutige Aussage zu treffen.

Derzeit geht der Bundesverfassungsschutz in Deutschland von 16.600 Reichsbürgern aus – über 50 Prozent mehr als im Januar 2017. Sie erkennen die BRD nicht als souveränen Staat an und glauben weiterhin an die Grenzen und die Verfassung des Deutschen Reichs. Deshalb halten sie sich weder an die Gesetze der BRD, noch respektieren sie ihre Gerichte oder Behörden.


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Da ist es nur konsequent, dass viele Reichsbürger ihre Personalausweise wegwerfen und sich stattdessen mit Papieren des Deutschen Reichs ausweisen. Blöd nur, dass es die offiziell gar nicht gibt. Viel Nachfrage, wenig Angebot – eine perfekte Marktlücke. Das scheinen sich zwei der drei Angeklagten gedacht zu haben. Ihnen wird zusätzlich vorgeworfen, Reichsbürger-Ausweise hergestellt und verkauft zu haben. Dafür fanden sie immerhin fünf Abnehmer und machten 150 Euro. Auch wenn man stutzig werden könnte, wenn irgendwo das "Deutsche Reich" als Behörde angegeben wird, sollen die Abnehmer der Pässe es laut Süddeutscher Zeitung geschafft haben, mit ihren Fantasiepässen Behörden im Ausland zu täuschen.

Da Gesetzlosigkeit und Waffen im Reichsbürger-Weltbild gut zusammen passen, fand die Polizei während der Wohnungsdurchsuchungen noch 60 Patronen bei einem der Angeklagten. Für die soll er keine waffenrechtliche Erlaubnis gehabt haben – zumindest nicht von einer Behörde, die auch wirklich existiert.

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