Eine Silvesterparty
Imago | Gerhard Leber

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Alles, was ihr statt einer räudigen Silvester-Party lieber machen solltet

Klar könnt ihr für 95 Euro in der Großraumdisko Partyklassiker lauschen und Wodka-Red Bull trinken. Oder mit langweiligen Leuten auf irgendeiner WG-Party "reinrutschen". Oder ihr haltet euch an unsere Ratschläge!

Silvesterpartys sind etwas für Anfänger. Das muss jetzt mal in aller Deutlichkeit gesagt werden. Jeder Mensch, der der Meinung ist, es sei eine gute Idee, zum Jahreswechsel in einen Club zu gehen, sollte auf seine geistige Gesundheit überprüft werden. Auch WG-Partys oder Gruppen-Bleigießen sind fragwürdig. Aber die Königsdisziplin des totalen Schwachsinns sind Silvesterpartys in Diskotheken. Diese Veranstaltungen, erfunden für Menschen, die nicht genug Skills haben, sich auch an einem durchschnittlichen Mittwoch so richtig zu besaufen, bestechen vor allem durch ihre horrenden Preise. Aber mal in die Disse zu gehen, ohne in der Schlange stehen zu müssen, eine Gratisflasche Rotkäppchen mit Wunderkerzen und ein Pietro Lombardi-Gig um Mitternacht können schon mal 80 Euro wert sein.

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Der intellektuelle Teil der Clubgänger hat mit solchen Trash-Diskos natürlich nichts zu tun. Die stehen sich lieber erst vor der Tür und dann vor den drei Klokabinen ihres Stammladens die Beine in den Bauch, um es endlich schneien zu lassen, während auf dem Mainfloor 200 mega berühmte DJs mit so krassen Namen wie Gebrüder Schwalbennest oder Kayishiko Kazamoto ein gleich klingendes Set nach dem anderen zünden. Was beide Orte jedoch verbindet: Alle Besucher sind der Meinung, heute müsse die wildeste Party überhaupt steigen, schließlich ist ja Silvester. Das Ergebnis ist meist das Gleiche: Ihr habt um 24 Uhr irgendjemand Unbekanntes geküsst, der sich die Augenbrauen etwas zu sehr zupft und noch ein bisschen Fruchtsekt-Kotze im Mundwinkel hängen hat oder ihr kümmert euch vor den Waschbecken um euren Kumpel, der schon wieder Speed mit Ketamin verwechselt hat und deswegen gerade gelähmt ist.

Und auch auf den WG-Partys passiert nicht viel, außer dass das Mädchen, das ihr um Mitternacht endlich knutschen wolltet, mit ihrem Freund aus Barcelona telefoniert, beim Bleigießen wieder mal ein "Tropfen" heraus kam und um zwei Uhr irgendwer zum Späti rennen muss, um warmen Sekt zu kaufen, weil die zwölf überraschenden Gäste (die auch sofort wieder weitergezogen sind) alles weggesoffen haben. Hier also ein paar Alternativen zum Silvester-Horror, die dich zwar auch nicht glücklich, aber immerhin weniger arm machen werden.

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Der "New me"-Plan

Der Großteil der durchschnittlichen Hobby-Lindsay Lohans nimmt sich Silvester vor, nochmal so richtig auf die Kacke zu hauen, um dann im neuen Jahr voll durchzustarten. Gesunde Ernährung, Bücher statt Netflix, Sport. Die meisten Fitnessstudios leben einzig und allein von verkaterten Individuen, die am 2. Januar ins Gym wanken, einen Zweijahresvertrag unterschreiben, sich einmal aufs Laufband fallen lassen, einen Schweißausbruch bekommen und dann nie wieder auftauchen.

Um all das zu vermeiden, kann man einen simplen Trick anwenden: Das neue Leben sofort beginnen! Silvester mit einem ebenfalls unzufriedenen Mitmenschen Smoothies mixen, die Gardinen zuziehen und bei Kerzenlicht Rilke-Gedichte rezitieren wird dazu führen, dass ihr euch unglaublich überlegen fühlt. Diese Überlegenheit und das gleichzeitig unterschwellig anwachsende Gefühl, vielleicht doch etwas verpasst zu haben, führt dazu, dass ihr den Gesundheitsquatsch mindestens drei Monate durchzieht, um dieses verkorkste Silvester nachträglich zu rechtfertigen. Immerhin. Nach den drei Monaten könnt ihr dann wieder mit einer Suppenkelle Eis löffeln und sämtliche Staffeln Californication bingewatchen.

Der "Geld sparen"-Plan

Dieser Plan ist relativ simpel. Du sparst dir den ganzen, überflüssig teuren Kram wie Feuerwerk, Champagner oder Bowle und gehst direkt in die Vollen. Eine Flasche Korn für 4,49 Euro und ein Tischknaller für 99 Cent reichen da vollkommen aus. Dann bindest du deine Katze mit einem 30 cm langen Seil am Sofa fest, damit sie später nicht flieht und guckst dir solange Dinner for One an, bis du alles auswendig mitsprechen kannst. Parallel dazu wird der Korn getrunken und die Katze manisch gestreichelt. Kurz vor 24 Uhr zündest du das Tischfeuerwerk, woraufhin die Katze erfolglos versucht, sich unter dem Sofa zu verstecken, reißt das Fenster auf und brüllst all den Frust des letzten Jahres hinaus. Um Mitternacht solltest du dann so erschöpft und betrunken sein, dass du auf dem Wohnzimmerteppich einschläfst und am nächsten Morgen mit einem enormen Kater (und zwar nicht nur dem ans Sofa gebundenen) und null Erinnerung an die letzte Nacht aufwachst. Mit der Katze beerdigst du dann das alte Jahr und versuchst das neue Jahr weniger armselig zu gestalten. Also alles wie immer, nur ohne Dispo.

Der "Mit der Familie ist doch auch immer schön"-Plan

Das Gehirn ist in der Lage, traumatische Erlebnisse relativ schnell zu verdrängen. Nicht umsonst behauptet man, dass das Glücksgefühl, welches sich einstellt, wenn Mütter ihr Neugeborenes zum ersten Mal sehe, nötig ist, um zu verhindern, dass diese Frauen nie wieder ein Kind kriegen wollen. Und so ist eben auch möglich, dass man wenige Tage nach Weihnachten all die schönen Geschenke betrachtet, sich an das Filet Wellington mit Maronenmus von Opa und die intellektuellen Gespräche mit der Tante vom Theater erinnert und es für eine gute Idee hält, das neue Jahr mit den Blutsverwandten einzuläuten.

Der Vorteil: Für Alkohol ist bereits gesorgt, du findest endlich heraus, was eigentlich bei dieser ZDF-Silvestershow am Brandenburger Tor passiert und wenn du am nächsten Morgen zerstört aufwachst, ist jemand da, der dir eine heiße Brühe einschenkt und dir den Kopf tätschelt. Falls das Tätscheln etwas zu aufdringlich und intim wird, ist es eventuell der perverse Tätschel-Onkel, dann solltest du dich resolut und militant wehren. Falls du denkst, dass es in eurer Familie keinen perversen Tätschel-Onkel gibt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass du dieser Onkel bist. Gern geschehen.

Der "Ich fahr aufs Land"-Plan

Wenn du jemanden kennst, der ein Häuschen auf dem Land hat und du den gern hast, dann ist dies der ultimative Plan. Im Idealfall packt ihr noch ein paar Freunde ein (den Zornigen mit dem Koks-Problem könnt ihr ruhig zu Hause lassen), organisiert jemanden, der gut und gerne kocht und nehmt ein paar Gesellschaftsspiele mit. Allerdings lieber nicht Risiko, das führt nur zu Streit. Dann betrinkt ihr euch gediegen, während in der Küche gebrutzelt wird, spielt Tabu oder Twister, um den zufällig ebenfalls erschienenen Cousin eures besten Kumpels besser kennen zu lernen, haut euch den Wanst voll mit Braten und baut ein Matratzenlager vor dem Kamin auf. Darin werdet ihr gemeinschaftlich den nächsten Tag auskatern, während ihr euch nicht entscheiden könnt, ob ihr die RomCom auf Pro7 oder die Spielshow im ZDF guckt. Leider hat zwar doch jemand den zornigen Koks-Kumpel mitgebracht, der nun ohne Unterlass meckert, dass es kein Koks-Taxi auf dem Land gibt, aber alles in allem war es dann doch das beste Silvester seit langem, trust me.

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