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Können Männern durch Fast Food wirklich Brüste wachsen?

Ja. Nein. Ich mein Jein.
Bild: Getty Images | Nisian Hughes

In einer aktuellen Meldung aus China heißt es, dass einem 19-Jährigen eine beträchtliche "Männerbrust" gewachsen war, weil er zu viel Fast Food gegessen hat. Ist das überhaupt möglich?

Tatsache ist, dass zu häufiger Fast Food-Konsum eine Reihe negativer Auswirkungen auf euren Körper hat; vom Gehirn übers Herz bis hin zur Taille. Aber ist es möglich, dass einem Mann eine einzige Brust in A-Körbchen-Größe gewachsen ist, weil er regelmäßig zu viele Burger verdrückt hat?

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Laut einem Artikel der Qianjiang Evening Post, der auch in der Daily Mail aufgegriffen wurde, musste Anfang Juli diesen Jahres bei einem 19-jährigen Mann eine Mastektomie – eine Entfernung einer Brust – durchgeführt werden. Diese hatte mit 13 zu wachsen begonnen. Damals hatte er eine Gynäkomastie, also eine Schwellung des männlichen Brustgewebes aufgrund eines Ungleichgewichts von Östrogen und Testosteron.

Im Artikel der Daily Mail wird behauptet, dass seine "Männerbrust" durch die im Fast Food enthaltenen Chemikalien verursacht wurde. Es wird auch Dr. Pan, der Chefarzt des Krankenhauses zitiert, in dem die Mastektomie durchgeführt wurde. Der rät allen Männern, Nahrungsmittel wie "Hähnchen, Sojamilch und Gelée royale" zu meiden.

Da Fast Food bei MUNCHIES aber einen besonderen Stellenwert hat, konnten wir es uns nicht nehmen lassen, genauer nachzuhaken, um herauszufinden, ob Männern durch Essen tatsächlich Brüste wachsen können. Wir haben Kate Comeau kontaktiert, eine Ernährungsberaterin und Sprecherin bei Dietitians of Canada. Sie sagt, dass sie im Fall des jungen Mannes nicht an die Fast Food-Hypothese glaubt.

"Es gibt keine Beweise dafür, dass der Konsum von Fast Food zu Gynäkomastie führt", sagte Comeau zu MUNCHIES. "[Der Verzehr von Fast Food] wurde in keiner veröffentlichten Publikation mit dieser Erkrankung in Verbindung gebracht. Sie wird üblicherweise durch ein Ungleichgewicht von Östrogen und Testosteron verursacht. Dieses kann bereits bei Neugeborenen oder in der Pubertät auftreten und wird durch Drogenkonsum, chronische Leber- oder Nierenerkrankungen, Schilddrüsenüberfunktion, Hypogonadismus oder Tumore in den Hoden oder Nebennieren begünstigt."

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Comeau sagte, dass es sich bei den im Artikel der Daily Mail nicht näher beschriebenen Chemikalien wahrscheinlich um Phthalate handelt. Die auch als Weichmacher bekannten Phthalate werden in der Produktion von Duschvorhängen, Spielsachen und Seifen verwendet. Wissenschaftler vermuten, dass sie über die Industriemaschinen, in denen verarbeitete Lebensmittel hergestellt werden, sowie über die Handschuhe der Fabrikmitarbeiter ihren Weg in unsere Nahrungsmittelversorgung finden.


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Anfang des Jahres haben Wissenschaftler bereits einen direkten Zusammenhang zwischen dem Fast Food-Konsum und Phthalat-Werten im Urin der Konsumenten nachgewiesen. Doch während Phthalate bereits mit Fruchtbarkeitsstörungen und der Unterentwicklung des Penis in Verbindung gebracht wurden, konnte die Vermutung mit Gynäkomastie nicht bestätigt werden.

Comeau hat auch auf eine aktuelle Studie mit dem Titel des Journal of Hazardous Materials hingewiesen: "Phthalate wirken sich auf die menschliche Gesundheit aus: Epidemiologische Beweise und plausible Wirkungsmechanismen". Diese gibt eine Übersicht über vergangene Studien, in denen "versucht wurde, die Auswirkungen von Phthalaten mit pubertärer Gynäkomastie in Verbindung zu bringen". In keiner der Studien konnte ein entsprechender Beweis geliefert werden.

Comeau und der Großteil der Wissenschaft sind sich also einig, dass du dir keine Sorgen machen musst, dass dir Brüste wachsen werden, wenn du leidenschaftlich gerne Hähnchenfleisch und Cheeseburger isst. Allerdings wächst das Fettgewebe trotzdem. Auch an der Brust.

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Dr. Peter Bray stimmt dieser Ansicht zu. Er arbeitet in Toronto als plastischer Chirurg und führt in seiner Praxis Brustverkleinerungen durch und behandelt Brust-Asymmetrien.

"Gynäkomastie ist ein sehr häufiges Problem bei jugendlichen Jungs, ebenso die Brust-Asymmetrie", erklärt Dr. Bray. "Die Brust kann bei diesem Mann also mit oder ohne dem Konsum von Fast Food gewachsen sein. Es gibt keinen Test, mit dem man feststellen könnte, ob in solch einem Fall Fast Food die Ursache ist."

Bray ist skeptisch: "Ich bezweifle, dass Fast Food bei diesem Mann die einzige Erklärung für das Wachsen der Brust ist. Jede äußere Ursache würde sich bis zu einem gewissen Grad auf beide Brüste auswirken, seine linke Brust weist jedoch keinerlei Vergrößerung auf."

Dennoch sagt der Arzt, dass es einige "berechtigte Gründe gibt, zu vermuten, dass Fast Food die Vergrößerung der männlichen Brustdrüse verstärken könnte". Isst man zu viel davon, führt es zwangsläufig zu einer Reihe anderer Probleme wie Fettleibigkeit, die den Östrogenspiegel steigen lassen und die Brust größer werden lassen kann. Dabei sind dann jedoch meist beide Seiten betroffen.

Kurz gesagt: Fast Food kann bei Männern zur sogenannten Männerbrust führen, aber nicht wegen der darin enthaltenen Chemikalien. Viel eher ist es ein Zeichen für eine zu ungesunde und zu einseitige Ernährung.