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kryptozoologie

Auf der Suche nach dem Mini-Bigfoot in den Urwäldern Sumatras

Wir haben mit dem Mann gesprochen, der den indonesischen Dschungel nach dem sagenumwobenen Orang Pendek durchkämmt.
Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von R. Dally Sandradiputra

Die Moskitos übertragen Malaria, Tiger jagen illegale Holzfäller die Bäume hoch und geheimnisvolle Wesen sollen dort nachts ihr Unwesen treiben. Die Urwälder Indonesiens erstrecken sich über Tausende Kilometer und sind voll mit Zeug, das dich töten kann.

Gerade die geheimnisvolle Wesen haben es R. Dally Sandradiputra angetan und locken ihn immer wieder tief in die Wälder Sumatras. Der Autor sucht seit 2009 nach dem sagenumwobenen Primaten Orang Pendek. Seine Anstrengungen konzentriert er dabei auf den Kerinci, Sumatras höchsten Berg, und den umliegenden Nationalpark.

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Der Orang Pendek ist eine aufrecht gehende affenähnliche Kreatur, die zum ersten Mal in der westlichen Literatur Ende des 19. Jahrhunderts in den Aufzeichnungen niederländischer Kolonialisten erwähnt wird. Das Wesen ist eine Art Miniatur-Bigfoot. Genau wie bei seinem großen nordamerikanischen Cousin sind einheimische Kryptozoologen – Menschen, die nach Wesen wie dem Yeti, Nessie oder dem Chupacabra suchen – seit Jahrzehnten davon besessen, seine Existenz zu beweisen.

Es gibt sogar die typischen verwackelten (und vermutlich gefälschten) "Videobeweise". Vor Kurzem erst sorgte ein solches Video, das angeblich von ahnungslosen Motocross-Fahrern in der Provinz Aceh aufgenommen wurde, für landesweite Schlagzeilen. Man sieht, wie Fahrer eine kleingewachsene, menschenähnliche Figur verfolgen, die bewaffnet mit einem Speer im Dickicht verschwindet.

Was ist dieses Geschöpf? Ein einheimischer Stammesangehöriger beim Spaziergang? Eine Computeranimation? Ein sagenumwobenes Wesen? Etwas stutzig macht an dem Video, dass es im Gegensatz zu ähnlichen Werken bislang noch nicht als Fälschung bloßgestellt wurde.

Für indonesische Wissenschaftler ist der Orang Pendek jedoch nicht viel mehr als ein schlechter Witz und in ihren Augen verschwenden Kryptozoologen mit der Suche ihre Zeit.

Für Dally gibt es aber keinen Zweifel, der Orang Pendek ist irgendwo da draußen. Dally finanziert seine Dschungelexpeditionen aus eigener Hand, befragt die Einheimischen und sucht nach wissenschaftlichen Beweisen, die die Existenz der Kreatur belegen.

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VICE: Warum gibst du dir solche Mühe, den Orang Pendek zu finden?
R. Dally Sandradiputra: Die indonesische Kryptozoologie bekommt meiner Meinung nach nicht genug Beachtung, dabei ist sie so interessant. Diese Suche nach dem Orang Pendek soll das Geschöpf aus dem Reich der Sagen holen. Er existiert seit vielen Jahren in den mündlichen Überlieferungen aus mehreren Regionen. Und dann gibt es natürlich noch die ganzen Beweise, die wir bereits gefunden haben.

Moment, Beweise? Was für Beweise?
Nun, mein größter Fund waren die Fußabdrücke. In West-Sumatra unterscheiden sich die Fußabdrücke in kleinen Details – genauer gesagt im großen Zeh. Er steht dort nicht so weit ab wie bei den anderen Orang-Pendek-Fußabdrücken, die bereits auf Sumatra gefunden wurden.

Haben dir Einheimische schon von Begegnungen erzählt?
Am Kerinci gibt es viele Berichte. Den Erzählungen der Einheimischen nach läuft der Orang Pendek aufrecht wie ein Mensch. Einige Leute haben mir erzählt, dass sie einmal beobachtet hätten, wie ein Orang Pendek in eine Dschungelhütte eingebrochen ist. Sie behaupteten, der Orang Pendek wäre eingebrochen und hätte ihr Essen geklaut.

Es gibt sehr viel verschiedene Sagen. Einigen dieser Geschichten zufolge sind diese Kreaturen verflucht und in den Wald verbannt worden. Manche der Erzählungen widersprechen sich auch. Einig ist man sich allerdings darüber, dass diese Wesen behaart sind und aufrecht auf den Füßen gehen.

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Du meintest, niemand in Indonesion würde die Kryptozoologie ernstnehmen, obwohl es hier so viele geheimnisvolle Kreaturen gibt?
Der Orang Pendek ist in der indonesischen Geschichte kein Einzelfall. Es gibt viele weitere Erzählungen, die in den Bereich der Kryptozoologie gehören. Während meiner ersten Forschungsversuche gab es nur sehr wenig Informationen über solche Kreaturen. Mit der Zeit habe ich aber besonders durch die Einheimischen immer mehr Informationen und Geschichten über andere Kryptiden erfahren.

Welche zum Beispiel?
Nun, in den Erzählungen gibt es den Cigau, eine Art prähistorischen Tiger, und den Orang Gadang, der so etwas wie der örtliche Bigfoot ist. Er ist viel größer als der Orang Pendek – insgesamt zwei bis vier Meter groß. Auch erst ist eine behaarte menschenähnliche Kreatur. 2014 habe ich zum ersten Mal von ihm gehört.

Versteckt sich hier ein Kryptid?

Was sagen andere Menschen zu deiner Forschung? Hat irgendjemand Angst, mit dir auf eine Expedition zu gehen?
Nein. In der Regel begleitet mich jemand in den Dschungel. Aber es gibt einige, die mich für verrückt halten. Während eines Interviews mit einem Lokalsender ist ein Anrufer sauer geworden und hat mir vorgeworfen, meine Forschung wäre irreführend.

Warum ist der Orang Pendek so schwer zu fassen?
Vielleicht weil er kurz vor dem Aussterben steht? Aber das ist nur meine persönliche Meinung. Bei meinen Reisen tief in die Regenwälder habe ich gelernt, dass der Dschungel von außen unberührt aussieht, aber innendrin sind große Flächen bereits zerstört. Holzfäller haben illegal viel gerodet. Es könnte also ein Habitat-Problem sein. Andere Faktoren können aber auch eine Rolle spielen. Es gibt bislang noch kein Anzeichen für ein Aussterben. Wir haben noch keine Fossilien oder ähnliches entdeckt.

Wie lange möchtest du mit deiner Forschung noch weiter machen?
Ich habe nicht vor, irgendwann in absehbarer Zukunft damit aufzuhören. Ich werde auch weiter machen, selbst wenn die Finanzierung zum Problem wird. Es gibt einfach so viel auf Sumatra zu entdecken. In einer anderen Region gibt es Kryptiden wie den Siamang Air, der so etwas wie ein Wasseraffe sein soll. Auf Sumatra ist einfach zu viel, um es alles zu dokumentieren. Ich fühle mich geradezu verpflichtet, danach zu suchen.

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