Menschen suchen am Wochenende nach Drogen? Kommt vor. Dann aber gleich 384 Kilo finden? Eher unüblich. Genau das ist Mitarbeitern einer Bananenreiferei am Samstagnachmittag im Leverkusener Stadtteil Opladen passiert. Bei der Warenkontrolle fiel ihnen abgepacktes, weißes Pulver in die Hände, und das en Masse. Der Großhändler rief die Polizei, die kistenweise Pakete sicherstellte. Was es genau ist, muss noch getestet werden. “Die vorläufige Analyse deutet auf einen beträchtlichen Drogenfund hin”, heißt es allerdings schon jetzt in der Pressemitteilung der Polizei Köln. Die Firma ist wahrscheinlich Opfer einer Falschlieferung geworden. Ein sehr heikler Fall von “Lieferadresse verwechselt”.
Was sonst noch am Wochenende passierte: 275 Bundeswehrsoldaten werden verdächtigt, rechtsextrem gehandelt zu haben. Wir wissen nun mehr über ein verwahrlostes Mädchen, das im Dschungel gefunden wurde. Das schwedische Kaufhaus, das Schauplatz eines Attentats wurde, hat mit einer geschmacklosen Rabattaktion geworben. In Ägypten gab es zwei Terrorattacken auf Christen am Palmsonntag. Und die gute Nachricht des Wochenendes: Twitter gewinnt gegen die US-Regierung. Herzlich willkommen bei den Hangover-News.
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Dschungelbuch bleibt wohl ein Märchen
Anfang des Jahres hatten Holzfäller ein verwahrlostes Mädchen im indischen Dschungel gefunden. Es ist bei Affen aufgewachsen, so die anfängliche Theorie. Das Mädchen konnte nicht richtig laufen, aß vom Boden, war nackt. Ärzte, die sie anschließend behandelt haben, und die Forstverwaltung widersprechen dem nun: Dass das Mädchen nicht sprechen kann, liege an einer geistigen Behinderung. Der Guardian hat die Forstverwaltung befragt und recherchiert, dass das Mädchen in der Nähe einer Straße gefunden worden war. Ein Indiz dafür, dass das Kind möglicherweise nicht vor allzu langer Zeit ausgesetzt wurde. Und: Es wurde nicht inmitten von Affen gefunden, es seien lediglich ein paar Tiere in der Nähe gewesen. Vor allem, dass das Mädchen im Krankenhaus schnell laufen lernte und schnell mit den Ärzten interagierte, deute daraufhin hin, dass das Findelkind schon früher unter Menschen gelebt habe und menschliches Verhalten kenne, so die Ärzte. Wer die Eltern sind, ist bisher nicht bekannt. Fest steht: Wenn diese das Mädchen tatsächlich ausgesetzt haben, hat das mit menschlichem Verhalten nichts zu tun.
Shitstorm gegen das Stockholmer Kaufhaus nach dem Attentat am Freitag
Mit einer Rabattaktion wollte das Kaufhaus Åhléns am Sonntag Käufer anlocken. Nichts Verwerfliches. Eigentlich. Einen Tag vorher allerdings war ein Mann mit einem LKW in das Kaufhaus in Stockholm gefahren und hatte dabei vier Menschen getötet und 15 weitere verletzt. Und das Kaufhaus? Wollte die vom Rauch beschädigte Ware zum halben Preis verkaufen. Viele Kunden empörten sich bei Facebook. Der Vorwurf: Pietätlosigkeit, mit Leid dürfe man kein Geld verdienen. Das Kaufhaus entschied sich um, öffnete am Sonntag nicht und entschuldigte sich auf Facebook. Im Post ist von “einer schlechten Entscheidung” die Rede, aufgrund der surrealen Situation habe man zu schnell gehandelt. Am Montag öffnet es wieder – ohne Rabatt-Aktion.
Aktuell ermittelt die Polizei wegen Terrorverdachts gegen einen 39-jährigen Mann. Drei weitere Männer wurden festgenommen, wie die schwedische Zeitung Aftonbladet am Sonntag berichtete. Der Täter hatte den LKW am Freitagnachmittag in einer Einkaufsstraße erst in eine Menschenmenge, dann in das Kaufhaus gesteuert.
275 deutsche Soldaten sind womöglich rechtsextrem
Rassistische Hetze im Netz, “Sieg-Heil”-Rufe, das Zeigen des Hitlergrußes. Knapp 300 Soldaten der deutschen Bundeswehr stehen unter Verdacht, rechtsextreme Taten wie diese verübt zu haben. Raus kam dies durch eine Parlamentsanfrage der Linksfraktion im Bundestag. Die Antwort des Verteidigungsministeriums: Der Militärische Abschirmdienst (MAD) gehe derzeit 275 rechtsextremen Verdachtsfällen nach. (Zum Vergleich: 2016 gab es 230 solcher Fälle). Die Entgleisungen: Rassistische Aussagen im Internet, das Zeigen des Hitlergrußes. In einem Fall habe ein Soldat Flüchtlinge angegriffen, nachdem er wissen wollte, ob sie Muslime oder Christen seien. Die Konsequenzen? Laut Verteidigungsministerium gab es in einigen Fällen Entlassungen und Geldstrafen. Brisant: Einige Verdächtige haben noch immer Zugang zu Waffen. Zu ihrem Hirn – sollten sich die Verdächtigungen als richtig erweisen – ganz offensichtlich schon lange nicht mehr.
Schwere Anschläge auf Christen in Ägypten
Am Sonntag gab es zwei Terroranschläge auf koptische Christengemeinden in Ägypten. Bei den Bombenanschlägen in Alexandria und Tanta sind am Palmsonntag mindestens 36 Menschen gestorben, Hunderte sind verletzt. Die staatliche Zeitung Al-Ahram berichtet, die Explosion in Alexandria sei durch einen Selbstmordattentäter verursacht worden. Am Einlass in die Kirche wurde dieser wohl zunächst noch gehindert. Die Explosion in der St.-Georg-Kirche in Tanta bekamen Zuschauer live im Fernsehen mit. Der ägyptischen Nachrichtensender al-Hadath strahlte den Gottesdienst aus. Als Explosionen und Schreie zu hören waren, brach die Übertragung ab.
Der IS bekannte sich zu den Taten, das Bekennerschreiben konnte bisher allerdings noch nicht verifiziert werden.
Twitter vs. Trump – 1:0
Twitter sollte die User-Daten des regierungskritischen Twitter-Accounts @ALT_uscis rausrücken – so zumindest die Forderung der US-Regierung. Der gefällt nämlich nicht, was mindestens ein Mitarbeiter des Heimatschutzministeriums hier anonym twittert:
Twitter wehrte sich, reichte Klage ein und argumentierte mit der Meinungsfreiheit: Diese schließe auch das Recht ein, sich durch Pseudonyme oder anonym kritisch zu äußern. Schon nach einem Tag zog Twitter diese Klage allerdings wieder zurück, da die Regierung die Forderung fallen ließ. Das zeige, dass die Forderung der Regierung von Anfang an nicht mit der Verfassung vereinbar gewesen sei, sagte die Anwältin des Twitter-Users. Und der User selbst? Blieb anonym und bedankte sich – natürlich via Twitter – bei dem Nachrichtendienst:
Und wir bedanken uns jetzt bei Petrus, der Klimaerwärmung für das 1-A-Wetter am Wochenende – und bestellen das gleiche noch einmal für die kommende Woche. Nur die Lieferadresse bitte nicht verwechseln wie beim (mutmaßlichen) Koks in Opladen.