Haruhiko Kawaguchi aka Photographer Hal schweißt seit Jahren Pärchen luftdicht in Plastik ein, um klaustrophobische Liebe darzustellen. Während der Shootings sind alle hochkonzentriert. Die Gesichter und Körper der Models schrumpeln zusammen, während das Vakuum erzeugt wird. Das Erstickungsrisiko ist hoch. Es bleiben nur 10 Sekunden für das perfekte Foto, danach wird die ganze Sache gefährlich.
Für sein neuestes Projekt hat Kawaguchi sich ganze Häuser vorgenommen – inklusive der Bewohnerinnen und Bewohner.
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“Die Fotoreihe begann mit einem verschweißten Pärchen vor einem weißen Hintergrund. Dann sind wir zu dem Ort, an dem das Pärchen sein erstes Date hatte, und verpackten es dort erneut”, sagt Kawaguchi.
“Da kam ich auf die Idee, nicht nur Menschen luftdicht einzupacken, sondern auch den Hintergrund des Fotos. So bekommen die Fotos noch mal eine andere Ebene und fokussieren sich nicht nur auf die Ansichten der Pärchen”, so der Künstler weiter.
Wenn es um die Auswahl der Locations geht, ist es laut Kawaguchi wichtig, dass die zu den Pärchen oder den Familien passen. “Gibt es einen Ort, der eure Persönlichkeiten besonders gut einfängt? Das muss nicht euer Zuhause sein, es kann sich auch um eure Arbeitsplätze oder um einen Ort handeln, an dem ihr euch häufig aufhaltet oder der euch besonders wichtig ist”, sagte der Künstler vor Kurzem zu einem Pärchen, das sich von ihm einschweißen und ablichten ließ.
Aber wie funktioniert das genau?
“Wenn eine Location gefunden ist, entscheide ich mich dort, aus welchem Winkel ich fotografiere. Dann messe ich alle sichtbaren Objekte aus diesem Winkel und kaufe die dementsprechende Menge an Plastikfolie. Wenn alle Objekte am Set verhüllt sind, schweiße ich das Pärchen oder die Familie ein und mache innerhalb von zehn Sekunden mein Foto”, sagt Kawaguchi.
Es müssen allerdings noch ein paar Dinge mehr bedacht werden.
“Bei den verhüllten Häusern gibt es viele Lufteinschlüsse. Ecken können Löcher in die Folie reißen. Außerdem ist das Wetter sehr wichtig, am besten sind Tage, an denen der Wind von der Kamera weg in Richtung Haus bläst und so die Folie quasi fixiert”, sagt Kawaguchi. Zu viel Wind sei aber auch nicht gut, denn dann bewege sich die Plastikfolie zu viel.
Im nächsten Jahr steht eine Ausstellung an. Dafür hat Kawaguchi noch einiges zu tun: “Ich will zehn Fotos aus dieser Reihe präsentieren”, sagt er. “In den letzten drei Jahren habe ich allerdings erst fünf Bilder geschossen. Die Shootings sind sehr zeit- und arbeitsintensiv.”
Kawaguchi hofft, mit seinem Projekt nicht nur Menschen und Häuser einzupacken, sondern auch die Beziehung zwischen seinen Models und der Gesellschaft aufzuzeigen. Letztendlich liege es aber an den Betrachtern, die Fotos zu interpretieren.
“Ich wurde mal gefragt, ob ich mit den eingeschweißten Pärchen die erdrückende Realität des Ehealltags darstellen will”, sagt der Künstler lachend. “Anscheinend kann man die Fotoreihe auch als Gesellschaftskommentar ansehen. Ich versuche eher, etwas total Absurdes, auf das sonst nur Kinder kommen würden, ernsthaft umzusetzen.”
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