Willkommen zu den Restaurant Confessionals, wo wir den Leuten aus der Gastronomie eine Stimme geben, die ansonsten viel zu selten zu Wort kommen. Hier erfährst du, was sich hinter den Kulissen in deinen Lieblingsrestaurants so alles abspielt.
Eine Bäckerin in einem erstklassigen Restaurant in Soho, Manhattan, erzählt:
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Wenn ich mit einem Typen zusammen wäre und er würde leckere Marihuana-Naschereien kaufen, dann wäre das das beste Geschenk überhaupt. Zum Valentinstag kaufen die Leute ohnehin Desserts. In meiner Bäckerei sind wir bestens darauf vorbereitet: Speziell verpackte Cookies, Makronen in Hülle und Fülle, Schwarzwälderkirschtorte.
Als ich das erste Mal etwas mit Gras gebacken habe, war ich 12. Ich hatte keine Ahnung, was ich tat. Meine Schwester ist zwei Jahre älter als ich und einer ihrer Freunde brachte eine Tüte mit Gras und eine Browniemischung zu einer Party mit und sagte: „Hey, du backst doch gerne. Weißt du, was man damit macht?” Es funktionierte, sie waren sogar ziemlich stark, aber ich hatte das Gras nicht aus dem Öl gefiltert, deshalb hatten die Brownies kleine Grasklumpen drin—ein typischer Anfängerfehler. Aber alle haben sie gegessen und wurden davon ziemlich high, also haben sie ihren Zweck erfüllt.
So richtig Gefallen an Backen mit Marihuana fand ich aber erst, als ich zum Studieren nach Boston zog und dringend Geld brauchte. In Massachusetts nahm man es generell nicht so genau mit dem Gras. Ich arbeitete in einem Café und der Typ, dem das Diner nebenan gehörte, war ein Grasdealer. Er versorgte mich mit 28 g für 200 Dollar [175 Euro], ein ziemliches Schnäppchen. Das verwendete ich dann für Haschbutter.
Mit der Haschbutter backte ich Chocolate Chip Cookies und Brownies. Für die Cookies hatte ich mein eigenes Rezept, für die Brownies nahm ich eine dieser beschissenen Backmischungen. Ich stellte Butter und Öl mit Cannabis her. Ich arbeitete mit niedrigen Temperaturen, damit die Butter und das Gras während der THC-Extrahierung nicht anbrannten. Die Brownies hatten noch eine selbst gemachte Schokoladenglasur, in der ebenfalls Haschbutter drin war.
Ich hatte Freunde, die in Kellerbars mit ihren Bands auftraten, also fing ich an, bei deren Konzerte das Zeug zu verkaufen. In meinem Wohnhaus in Cambridge schob ich kleine Zettel unter den Türen meiner Nachbarn durch und irgendwann kaufte das ganze Haus von mir. Der Postbote bei der Arbeit wollte auch welche, also verkaufte ich auch ihm mein Zeug. Bald schon waren alle Postboten in ganz Cambridge meine Kunden und aßen die Cookies, manchmal auch schon vor der Arbeit. Sie legten alle zusammen und kauften in großen Mengen.
Ich war so erfolgreich, dass ich gar nicht mehr nachkam. Ich studierte und hatte einen Job—neben dem Backen. Ich hatte einfach nicht für alles Zeit.
Lange verlor ich keinen Gedanken mehr an Hasch-Brownies oder -kekse, bis vor kurzem. Der Sohn meiner Mitarbeiterin feierte seinen siebten Geburtstag und ich machte einen Kuchen für die Party. Ihr Ehemann, ein Koch, holte mich zu sich her, gab mir einen Cookie und sagte: „Iss diesen Keks, den ganzen.” Ich wusste, was es war, aber ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet. Ich erfuhr, dass er ständig Hasch-Cookies backt und dieser hier war richtig stark. So stark, dass ich am nächsten Tag zu spät zur Arbeit kam. Dieser Cookie machte mich echt fertig.
Irgendwie wollte ich aber noch einen haben—einen, der nicht nach Gras schmeckte. Mit der Wasserbad-Methode nimmt die Butter immer den Grasgeschmack an. Ich wollte aber Kekse machen, bei denen man das Gras nicht rausschmeckt und genau darauf konzentriere ich mich derzeit.
Ich wende eine anderen Methode zur Extrahierung an. Weil ich kein Haschöl oder -konzentrat bekomme, muss ich es eben selbst extrahieren. Dazu braucht man 30 g Gras, Trockeneis und etwas, das sich Bubble Bag nennt, eine Art Filtertasche in Form eines Eimers, die auf einer Seite offen ist und auf der anderen ein Sieb hat.
Man nimmt also einen Eimer, legt das Gras rein, zieht seine Handschuhe an und das Trockeneis darauf. Dann stülpt man die Tasche darüber und schüttelt die Gras-Wasser-Mischung—und schon kommt das Kief heraus. Der Ertrag ist nicht besonders viel, aber dafür extrem potent.
Ich möchte damit Snickerdoodles machen. Schokolade eignet sich gut, um einen bestimmten Geschmack zu übertönen, Zitrone ebenso. In Denver gibt es eine Frau, die mit ihren Zitronenriegeln berühmt wurde. Keiner schmeckt das Cannabis, aber sie hauen dich um. Oh ja, und Meersalz. Macht sich immer gut auf Brownies. Genau das wollen die Leute essen.