Ist Heidi Klum schwanger und erwartet mit ihrem Verlobten Tom Kaulitz das erste gemeinsame Kind? Die ehrliche Antwort ist: Keine Ahnung.
Aber es ist natürlich möglich. Zumindest scheint die deutsche Boulevardpresse der festen Überzeugung zu sein, dass das deutsche Model Schrägstrich Unternehmerin sich aktuell auf Nachwuchs Nummer fünf vorbereitet. Schuld an diesen Nachrichten ist unter anderem Wolfgang Joop.
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Der ehemalige Juror von Klums TV-Format Germany’s Next Topmodel antwortete auf die Frage einer RTL-Journalistin, er glaube durchaus, dass die 45-jährige Klum schwanger sei. Denn: “Das hat mir Tom so erzählt.” Alles nur ein Missverständnis, erklärte der Designer zwar wenig später, doch da war es schon zu spät. Die deutsche Klatschpresse hatte bereits Fruchtwasser gerochen – und schien plötzlich gar kein Problem mehr damit zu haben, dass Heidi Klum einen deutlich jüngeren Mann liebt.
Die Bild-Zeitung, die sich in ihren Artikelideen seit jeher nicht von der Realität beeinflussen lässt, veröffentlichte eine “Mamalyse”. Unter mehreren Pressebildern durfte eine Autorin ausführen, dass Heidis Brüste “plötzlich größer” geworden seien (könnte am Kleid liegen), ihre Taille mittlerweile angeblich Kleidergröße 34 sprengen würde (fragwürdig) und schwangere Frauen ja generell mehr strahlen würden und deswegen kein Botox bräuchten (die Verbindung zu Heidi Klums angeblicher Schwangerschaft wird nicht unmittelbar klar).
Die Gala wiederum will auf einer Paparazzi-Aufnahme von Klums nackter Körpermitte einen “Mini-Babybauch” erkennen – und lässt sich auch nicht davon verunsichern, dass sich die 45-Jährige auf Instagram mit einem Glas Sekt zeigt. Denn: “Heidi trinkt in dem Clip keinen Tropfen, sondern hält das Glas nur in den Händen.”
Auch OK! sieht darin einen versteckten Hinweis darauf, dass Klum schwanger sein könnte. Und setzt direkt noch eine andere Vermutung obendrauf: “Vielleicht lassen Heidi und Tom ja am Valentinstag ganz offiziell die Babybombe platzen …”
Ein weiterer Artikel sammelt vermeintliche Indizien dafür, dass die beiden ihr erstes gemeinsames Kind erwarten: Fotos, auf denen Heidi weite Kleider trägt (um ihren angeblichen Babybauch zu verstecken). Fotos, auf denen Heidi enge Kleider mit weitem Ausschnitt trägt (um von ihrem angeblichen Babybauch abzulenken). Und natürlich die Tatsache, dass Toms Zwillingsbruder Bill der Frage auswich, ob er demnächst Onkel werde (“Geht es noch eindeutiger?”).
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Das alles könnte man als ernsthaftes Interesse an Heidi Klums persönlichem Glück auslegen. Nur: Egal, wie euphorisch die angebliche Schwangerschaft in den Meldungen beklatscht wird – wirklich freuen tut sich hier niemand für das Paar. Boulevardmedien wollen kein Happy End für Stars, sie wollen Emotionen, die sich in Klicks verwandeln lassen. Schließlich waren es ebenfalls deutsche Klatschseiten, die nach ersten Beziehungsgerüchten besorgt fragten, ob Heidi Klum mit Mitte 40 nicht deutlich zu alt für den mittlerweile 29-jährigen Tom Kaulitz sei. Ob es nicht peinlich sei, als vierfache Mutter mit dem Gitarristen von Tokio Hotel herumzuknutschen. Ob die Unternehmerin etwa glaube, sie sei noch ein Teenager. Und ob sich ihre Kinder, teils selbst noch im Teenager-Alter, nicht für sie schämen würden.
Diese Vorbehalte gegen eine Beziehung, die gegen die gesellschaftlich gemeinhin akzeptierte Formel “älterer Mann, jüngere Frau” verstößt, sind jetzt nicht plötzlich verschwunden. Sie sind nur vorübergehend in den Hintergrund getreten.
Sollten Klum und Kaulitz die Schwangerschaftsgerüchte bestätigen, dreht sich das Klatsch-Rad allerdings weiter. “Ist der Tokio-Hotel-Gitarrist schon bereit für ein Kind?” wird irgendeine Zeitschrift fragen und darauf verweisen, dass der Musiker in der Vergangenheit recht offen mit seinem wilden Lifestyle umging. “Heidi in Lebensgefahr? Das denkt ein Gynäkologe über die Schwangerschaft mit 45” wird eine Nachrichtenseite vermeintlich besorgt in den Raum stellen. Während sich in den Kommentaren darüber ausgetauscht wird, von wie vielen verschiedenen Männern sich das Topmodel eigentlich noch schwängern lassen will.
Heidi Klum und Tom Kaulitz mögen auf die Negativpresse gepfiffen und ihr Glück trotzdem oder gerade deshalb mit dutzenden Instagram-Posts und öffentlichen Auftritten nach außen getragen haben. Geändert haben sie damit allerdings nichts an der sexistischen Weltsicht, dass Frauen sich nicht nehmen dürfen, was sie wollen – vor allem dann nicht, wenn sie Mütter sind.
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