„Droge, Ibrüch, Öberfäll, Öberfrömdig, frömdi Täter. Alli Lenke luegid wäg! Send das wörklech Volksverträter?” dichtete der heutige JSVP-Präsident Anian Liebrand 2011 in seinem Wahlsong. Anscheinend hat ein Ex-Mitglied des JSVP-Vorstands nicht nur weggeschaut, sondern war zur selben Zeit selbst Heroin-Dealer.
Laut 20 Minuten nahm ein heute 26-Jähriger ab Frühjahr 2011 selbst Heroin und dealte auch damit. Sogar seine Freundin bestahl er, um sich Geld für die Droge zu besorgen und fuhr trotz entzogenem Führerschein unter Drogeneinfluss Auto.
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Das Bezirksgericht Zürich hat den Ex-JSVP-Vorstand wegen Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz, Diebstahl, Sachbeschädigung und weiteren Gesetzesverstössen zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von 30 Monaten verurteilt. Der junge Mann macht jetzt aber erst mal eine stationäre Entzugstherapie. Es sei ihm gegönnt, dass diese ihm hilft von der Droge wegzukommen.
JSVP-Präsident Anian Liebrand kennt auch keine Details zum Fall, sondern nur, dass der Ex-Politiker nicht im Vorstand der nationalen Jungpartei war. Liebrand hält die Geschichte vor allem für eine persönliche Tragödie: „Leider fallen immer wieder Personen aus allen Bevölkerungsschichten in die gefährliche Drogensucht. Wer Stil hat, hackt nicht auf am Boden Liegenden herum. Ich wünsche der erwähnten Person nur das Beste auf ihrem weiteren Lebensweg.”
Völlig vom Fall überrascht war der umtriebige Alt-Nationalrat und Berner Grossrat Thomas Fuchs. „Davon wusste ich bisher gar nichts und so lange ich die Person nicht kenne, kann ich den individuellen Fall nicht beurteilen”, sagte er uns am Telefon, „natürlich kann so eine Sucht überall, auch in jeder Familie, vorkommen, aber das soll die Tat in keiner Form entschuldigen.”
Auf den ersten Blick ist es natürlich beruhigend, dass die SVP den Dealer aus ihren Reihen nicht stigmatisiert. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass Anian Liebrand mit seinem Angstmacher-Wahlsong und Thomas Fuchs, der seine Polit-Karriere vor allem auf Hetze gegen das alternative Kulturzentrum Reithalle—beziehungsweise gegen die tatsächliche oder behauptete Drogenszene davor—aufbaute, durch den Fall zum persönlichen und politischen Umdenken bewegt werden.
Noch im Januar veröffentlichte BernAktiv—ein rechtes Blättchen, bei dem Thomas Fuchs verantwortlicher Redaktor ist—einen Artikel mit dem Titel „Schluss mit der Indoktrinierung durch die Drogenlegalisierungs- und Hochfinanzlobby”, in dem gegen ein von der Stadt Bern organisiertes Suchtforum gehetzt wurde.
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Titelbild von Psychonaught; Wikimedia Commons; Public Domain