Und wieder ist es an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertig werden.
Wie ihr wisst, hat am Sonntag die Demo „Hooligans gegen Salafisten” (HoGeSa) in Köln stattgefunden, die geprägt von Nazisymbolik, Straßenschlachten und Gewalt gegen Journalisten war. Das hat in Deutschland für eine Menge Reaktionen gesorgt. Es waren so viele, dass wir daraus locker ein HoGeSa-Heulsusen-Spezial hätten machen können. Nun, das haben wir dann auch getan.
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Heulsuse #1: Fernsehzuschauer, denen die Hemdfarbe von einem ZDF-Moderatoren nicht passt
Der Vorfall: Im ZDF-Morgenmagazin wird über die HoGeSa-Demo berichtet. Der Moderator trägt dabei ein braunes Hemd.
Angemessene Reaktion: Den Beitrag verfolgen.
Tatsächliche Reaktion: Ein rechtsradikales Statement hinter dem braunen Hemd wittern, dem Sender empört Leserbriefe schreiben!
Abgesehen von Markus Lanz haben Fernsehmoderatoren nicht gerade den Ruf, über einen guten Kleidungsgeschmack zu verfügen. Paradebeispiele hierfür wären Thomas Gottschalk oder jede zweite Wetterfee.
Doch bekanntlich lässt sich über Geschmack nicht streiten und noch weniger über die Frage, ob das Tragen eines braunen Hemdes während einer Sendung zur HoGeSa-Demo rechtsradikalen Motiven entspringt. Doch genau einen solchen Vorwurf scheint sich das ZDF-genauer gesagt Jochen Breyer, der Moderator des Morgenmagazins-gefallen lassen zu müssen.
Jochen Breyer kann man vieles vorwerfen. Etwa, dass er mit 31 Jahren das Gesicht eines Zwölfjährigen hat oder als Fußballmoderator eine ausgewachsene Niete ist. Aber eines ist er nicht: ein Nazi-auch wenn er mit blondem Seitenscheitel, braunem Hemd und schwarzer Krawatte für manche Morgenmagazin-Zuschauer so aussehen mag.
Aber anstatt diese Pedanten samt ihrer Beschwerden sich selbst zu überlassen, legte das ZDF selbst noch einen drauf und versuchte, sich via Facebook für das scheinbare Verfehlen halb zu entschuldigen und halb damit rauszureden, dass das Hemd in Wahrheit olivgrün war und nur auf dem Bildschirm wie ein braunes wirkte.
Diese Rechtfertigungsversuche gingen für das ZDF jetzt voll nach hinten los. Denn anstatt den Ärger von einigen Wenigen auf sich zu ziehen, ist ihnen nun der Spott von ganz Deutschland garantiert. Der Stern, der Focus oder über 2600 Kommentare unter dem ursprünglichen Facebook-Post stimmen mal mehr mal minder originell darin überein, dass das ZDF übertrieben reagiert hat. Und leider verschafft diese Aktion auch wieder der rechten Ecke eine perfekte Bühne, um im Windschatten ihre Meinung kundzutun.
Heulsuse #2: Martin Kesici
Beitrag von Martin Kesici.
Der Vorfall: Kesici postet auf Facebook zum Thema HoGeSa Folgendes: „Endlich gehen die Deutschen gegen die Salafisten auf die Straße. Wurde auch Zeit.” Dafür erntet er massive Kritik.
Angemessene Reaktion: Die Folgen seines Kommentar wie ein harter Mann-der er vorgibt zu sein-ertragen.
Tatsächlich Reaktion: Rechtfertigen, Post löschen, lamentieren, dass er auch ausländische Freunde hat.
Menschen im Rampenlicht, oder solche, die dorthin wollen, sind häufig darauf bedacht, sich ein Image aufzubauen, um so einen Wiedererkennungswert beim Publikum zu erlangen. Das Image von Casting-Sänger und Duschungel-Camp-Bewohner Martin Kesici ist denkbar einfach: Er ist der harte Metaller, der Bad Boy mit einer Aura von Gefahr um sich. Vermutlich deshalb sollen Besucher seiner Facebookseite auf Anhieb sehen, dass ihm die Handfeuerwaffenschmiede Heckler & Koch (berüchtigt für ihre Pistolen, Sturm- und Präzisionsgewehre) und KenFM gefallen.
Zudem versucht Kesici, nicht wie einer dieser „abgehobenen Stars” zu wirken. Er ist einer von uns, ein ehrlicher Geradeaus-Typ, ein Mann vom Volk. Und als bodenständige und volksnahe Männer und Frauen gegen die Salafisten in Köln auf die Straße gingen, schien das für ihn die ideale Gelegenheit, um mit einem positiven Kommentar auf Fanfang zu gehen. Bitter nur, dass unter den Demonstranten auch viele gewaltbereite Nazis waren. Das konnte unser Mann vom Volk natürlich nicht wissen. Nachdem ihm die Kritik nur so um die Ohren flog, löschte er besagten Eintrag und ersetzte ihn durch diese pressereife Erklärung:
Beitrag von Martin Kesici.
Für seinen aktuellen Arbeitgeber, den Radiosender StarFM, schienen die Rechtfertigungsversuche jedoch wenig überzeugend, denn ansonsten hätte er seinen Metall-Moderator nicht kurzer Hand freigestellt. Aber Kesici gibt nicht auf und betont im BZ-Interview, dass seine Zunge schlichtweg schneller als sein Hirn sei-außerdem habe er viele ausländische Freunde; eine seiner besten Kolleginnen sei sogar schwarz. Was diese Freunde wohl davon halten würden, wenn sie wüssten, dass Kesici auf seiner Facebookseite neben Heckler & Koch auch noch die AfD gefällt?
Gewinner: Der Hunde hassende Bauer!