Heulsuse der Woche: Der wasserscheue RBB vs. ein drogenaffiner Gamer

Und wieder ist es an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden. Wen ihr gewählt habt, findet ihr unten.

Heulsuse #1: Der wasserscheue Rundfunk Berlin-Brandenburg

Fröhliche Kinder oder gefährliche Monster? Die Grenzen verschwimmen. Foto: flattop341 | Flickr | CC BY 2.0

Der Vorfall: Der RBB möchte einen Beitrag in einem Berliner Freibad drehen. Dabei werden Moderator und Filmteam von den anwesenden Kindern und Jugendlichen mit Wasser bespritzt.

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Die angemessene Reaktion: Versuchen, den Beitrag trotzdem zu drehen, immerhin steht man nicht umsonst in einem Freibad. Vielleicht das Personal bitten, die Badegäste zu beruhigen.

Die tatsächliche Reaktion: Die Polizei rufen und damit aktuelle Berichte befeuern, nachdem Berliner Freibäder wegen Massenschlägereien geräumt werden müssen.

Hach, Berlin. Du aufregender Sündenpfuhl, du sexy urbanes Ghetto. Gerade Neukölln! Dein Vorzeigeproblembezirk, in dem es mittlerweile allerdings mehr Man-Buns als Messer gibt. All zu gut passt es zu deinem Image, dass am vergangenen Wochenende das Columbiabad geräumt werden musste, weil das Sonnenbaden in tropischer Hitze zur Massenschlägerei mit Beteiligung von rund 60 Leuten eskaliert sein soll. Worum es bei der Auseinandersetzung gegangen sein soll, konnte im Nachhinein nicht mehr ermittelt werden.

Ein Interview mit dem Berliner Bädersprecher Matthias Oloew, das die TAZ in dieser Woche veröffentlichte, wirft allerdings ein etwas anderes Licht auf derartige Schwimmbad-Eskalationen. „Berichtet wurde von einer Massenschlägerei. Die 60 haben sich danebenbenommen, aber das war keine Massenschlägerei. Auch verletzt wurde niemand”, erklärt er und erzählte anschließend eine Geschichte, die den Verdacht nahelegt, dass das mediale Sommerloch doch ein bisschen tiefer ist als bisher angenommen.

Am Dienstag musste die Polizei erneut ins Columbiabad einrücken, weil sich mehrere Jugendliche wie wild gebärdeten. Ganz zufällig war der Rundfunk Berlin-Brandenburg gerade vor Ort, um die krassesten Szenen mitzuschneiden—und wenn wir Matthias Oloew glauben, dann war das alles nicht so richtig zufällig. So soll der RBB nicht nur eine weder abgesprochene noch genehmigte Live-Schalte für die Sendung Zibb gedreht haben, zusätzlich wurden neben den Live-Bildern auch Videoausschnitte verwendet, die zum Teil bis ins Jahr 2009 zurückreichten. Die 10- bis 14-Jährigen Kinder und Jugendlichen, die von der Aktion des Kamerateams ähnlich überrascht schienen wie die Verantwortlichen des Columbiabades, erlaubten sich schließlich einen Scherz.

Mit Wasserpistolen beschossen sie sowohl den Kameramann als auch den Moderator Ulli Zelle, der außerdem während der Live-Schaltung mit einem Eimer Wasser übergossen wurde. Das kann man natürlich mit Humor nehmen, man kann aber auch einfach weiter die Überdramatisierungsmasche des RBB fahren und die Polizei alarmieren. Wegen Wasserpistolen. Vielleicht ist das bei den Öffentlich-Rechtlichen anders, aber bei den Rekordtemperaturen zu Beginn der Woche hätten wir uns über jeden Wassereimer im Gesicht gefreut. Gerade auch während der Arbeitszeit.

Heulsuse #2: Ein drogenaffiner Gamer

Foto: The World According To Ma | Flickr | CC BY-ND 2.0

Der Vorfall: Ein begeisterter Gamer Anfang 20 lädt seine Freunde zum Zocken in die Wohnung ein, die er zusammen mit seiner Freundin bewohnt. Die will an dem Abend allerdings ihre Ruhe haben.

Die angemessene Reaktion: Die Sache ruhig und vernünftig ausdiskutieren, wenn alle Stricke reißen, den Abend verschieben oder sich wo anders treffen.

Die tatsächliche Reaktion: Seiner Freundin Schlafmittel in den Tee kippen, damit sie Ruhe gibt.

Wir kennen das: Alles nervt, nichts läuft so richtig und die einzige Möglichkeit, seinem dunklen, tristen Leben noch irgend so etwas wie Freude abzugewinnen, ist es, sich mit Freunden zu treffen, um gegnerischen Horden in den Kopf zu schießen—natürlich rein virtuell. Blöd nur, wenn die Mitbewohnerin, mit der man rein zufällig auch noch liiert ist, eine ganz andere Vorstellung davon hat, wie der gemeinsame Abend verbracht werden soll, und sich querstellt. So geschehen bei einem jungen Pärchen im schönen Castrop-Rauxel (NRW).

Als die 24-Jährige gegen 22 Uhr von der Arbeit nach Hause kam, fand sie ihren Partner mit mehreren Freunden vor der heimischen Spielekonsole wieder. Als sie ihn dazu aufforderte, seine Kumpels nach Hause zu schicken, weil sie nach zehn Stunden Schicht keine Lust auf Lärm, Spiel und Spaß im heimischen Wohnzimmer hatte, griff der begeisterte Zocker zu ebenso ungewöhnlichen wie fragwürdigen Mitteln: Schlaftropfen. Damit kannte sich der arbeitslose 23-Jährige aus, scheinbar war er nämlich selbst regelmäßiger Konsument des Medikaments.

Motherboard: Nobelpreisträger hält weibliche Forscher für liebeshungrige Heulsusen.

„Nur vier bis fünf Tropfen” habe er ihr „in den Tee” gekippt, sagte er vor Gericht aus, vor dem er sich nun wegen vorsätzlicher Körperverletzung verantworten musste. Leider wurde seine Freundin nämlich nicht nur sehr friedfertig und schläfrig, sondern war bis zum Mittag des Folgetages komplett ausgeknockt. Auch nach dem Aufwachen nickte die Frau immer wieder ein—sogar am Steuer ihres Wagens—und erst als sich die Nachwirkungen der Tropfen auch am Abend noch nicht vollends gelegt hatten, gab der Gamer seine Tat schließlich zu.

Die Beziehung fand ein jähes Ende, die Betäubung konnte per Haarprobe nachgewiesen werden und der frischgebackene Single, der jetzt deutlich mehr Zeit für Spielabende mit seinen Freunden haben dürfte, wurde zu 50 Tagessätzen zu je 10 Euro verurteilt. Zu Recht.

Ergebnis

Ihr habt wie immer objektiv, hart und unvoreingenommen abgestimmt und voller Stolz präsentieren wir euch daher eure Heulsuse der Woche. Trommelwirbel (und Wasserfontänen): Es ist der RBB! Wir hoffen, dass der Rundfunk Berlin-Brandenburg diese Schmach nicht zum Anlass nimmt, unser Büro von der Polizei räumen zu lassen und freuen uns auf die nächste Abstimmung.

Letzte Woche: Zwei Frauen lösen eine Massenschlägerei wegen eines Hundehaufen aus und eine Mutter verteidigt ihren Nachwuchs auf dem Spielplatz gegen andere Kinder—mit Pfefferspray.

Der Gewinner: Die Pfefferspray-Mutti!