Heulsuse der Woche: ICE-Stopper vs. Anti-Jogginghosen-Schulleitung

Links ein Schlafender in der Bahn, rechts ein Mann in Jogginghose

Auch in dieser Woche haben wieder ein paar Menschen die Kontrolle über ihr Leben verloren.

Heulsuse #1: Der ICE-Stopper

Der Vorfall: Ein 30-jähriger Mann aus Heidelberg hat sich am Sonntagmorgen in einen ICE von Frankfurt nach Paris gesetzt. Mit 1,73 Promille intus.

Die angemessene Reaktion: Einen Märchen-Podcast hören, tief in den mäßig gepolsterten Sitz rutschen und hoffen, dass a) niemand die Fahne riecht und b) der Platz nicht reserviert ist und ab der Hälfte der Strecke von einem mäkelnden Mittzwanziger reklamiert wird. Schlafen und erst wieder aufwachen, wenn einbeinige Tauben und graue Pariser Vorstadthäuser am Fenster vorbeiziehen.

Die tatsächliche Reaktion: Manche ICEs brettern mit 300 Stundenkilometern durch Deutschland. Für Bahnbegeisterte mag sich das anfühlen wie ein Gleitflug über schlammige Feldlandschaften. Für den betrunkenen Zuginsassen fühlte es sich anscheinend eher an wie der Schleudergang einer Industrie-Waschmaschine. Weil ihm der ICE viel zu schnell war, habe der Mann einen Feuerlöscher von der Wand gerissen und damit die Scheibe zur Fahrerkabine eingeschlagen, teilte die Bundespolizei mit. Dann habe der rasende Reisende den Lokführer aufgefordert, langsamer zu fahren. Dieser kam dem Wunsch sogleich nach, wenn auch mit einer sehr drastischen Verringerung der Geschwindigkeit: Er hielt den Zug außerplanmäßig in Walldorf an, wo die Polizei den Tempofeind festnahm.

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Doch wer schon einmal stundenlang wegen eines nassen Gleises am Bahnhof ausharren musste, weiß: Damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Der Lokführer musste seinen Dienst nach dem Schock verständlicherweise abbrechen. Ein Ersatzlokführer steuerte den ICE zurück nach Frankfurt – eine Strecke von immerhin fast 100 Kilometern. Die 400 Reisenden mussten ihre Fahrt dort mit anderen Zügen fortsetzen. 18 Züge hatten Verspätung. Und das alles wegen 1,73 Promille und einem sehr sensiblen Passagier.

Heulsuse #2: Die Anti-Jogginghosen-Schulleitung

Der Vorfall: Ein paar Jugendliche sind im baden-württembergischen Rottenburg in Jogginghose zur Schule gekommen. Mehr nicht.

Die angemessene Reaktion: Sich freuen, dass sie überhaupt gekommen sind, I guess.

Die tatsächliche Reaktion: Empörung. Ratlosigkeit. Neun Monate (!!!) voller Meetings, in denen eine Schulordnung geplant wurde, die den Sturz der Jogginghosen-Jugend vorantreiben soll. Vor sechs Wochen sei die neue Regelung in Kraft getreten, berichtete am Wochenende das Schwäbische Tagblatt. Darin verbietet Hartmut Schänzlin, der Rektor der Kreuzerfeld-Realschule, seinen Schülern und Schülerinnen unter anderem, das Gelände in Jogginghosen zu betreten. “Wir kleiden uns in der Schule angemessen”, heißt es in der Schulordnung. “Unsere schulische Kleidung unterscheidet sich von unserer Freizeitkleidung.”

Was genau angemessene Kleidung sei, konnte der Rektor gegenüber der Zeitung nicht sagen, und tatsächlich gebe es mittlerweile auch “modische Jogginghosen”. Dennoch ordnet Schänzlin das It-Piece der vergangenen Saison eher einem “regnerischen Sonntagnachmittag zu Hause auf der Couch zu”. Die Jogginghose ist übrigens nicht das Einzige, das Rektor Schänzlin von seinem Schulhof verbannt hat. Auch verboten sind laut Spiegel Online: Kaugummis, Chips, Energydrinks und andere stark zuckerhaltige Getränke. FUN!

Wer hat den Titel in dieser Woche verdient?*


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