Heulsuse der Woche: Kai Diekmann vs. Tim Wiese

Und wieder ist es an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Heulsuse #1: Kai Diekmann

Foto: re: publica | Flickr | CC BY 2.0

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Der Vorfall: Der FC St. Pauli weigert sich, am kommenden Wochenende mit dem Bild-Aufnäher „Wir helfen – #refugeeswelcome” aufzulaufen.

Die angemessene Reaktion: Die Entscheidung des Vereins akzeptieren.

Die tatsächliche Reaktion: Kai Diekmann behauptet auf Twitter, dass Flüchtlinge beim FC St. Pauli nicht willkommen seien und stellt den Club in eine Reihe mit der AfD.

Als ersten Kandidat im Rennen begrüßen wir Bild-Chefredakteur Kai Diekmann, der sich diese Woche seine Nominierung für den Heulsusen-Thron mehr als verdient hat. Dass der FC St. Pauli sich weigerte, an einer Bild-Aktion teilzunehmen, nutzte Diekmann, der sich selbst wahrscheinlich eher als schelmischen Provokateur denn als einen Populisten unterster Schublade sieht, dazu, auf Twitter gegen den Verein zu stänkern und den für seine linke Fankultur bekannten Kiezclub in eine Reihe mit der AfD zu stellen.

Diekmann war offensichtlich not amused darüber, dass ihm der FC St. Pauli einen Strich durch seine heuchlerische Rechnung gemacht hatte, bei der an diesem Wochenende alle 36 Clubs der ersten und zweiten Bundesliga mit dem Bild-Aufnäher „Wir helfen – #refugeeswelcome” auflaufen sollten. Eine Aktion, der man, nachdem die Bild in der Vergangenheit eher dafür bekannt war, Kampagnen gegen Ausländer zu starten, durchaus skeptisch gegenüber stehen kann.

Andreas Rettig, der kaufmännische Leiter des FC St. Pauli ließ sich von Diekmanns Tweet nicht provozieren und äußerte nüchtern gegenüber dem Spiegel: „Der FC St. Pauli steht für eine Willkommenskultur und wir handeln damit auf eine Art und Weise, die unseren Klub schon seit Jahrzehnten ausmacht. Wir leisten ganz praktische und direkte Hilfe dort, wo sie gebraucht wird.”

Diekmann twitterte munter weiter, freute sich über den Shitstorm, den seine Reaktion ausgelöst hatte und zeigte allen, was für ein wirklich großer Spaßvogel er ist, indem er dem FC St. Pauli vorschlug, statt mit dem Bild-Logo mit der HSV-Raute im Logo, aufzulaufen.

Inzwischen dürfte allerdings selbst dem Bild-Chef das süffisante Grinsen etwas schwerer fallen, in Anbetracht dessen, dass ihm mittlerweile auch der VfL Bochum, der 1. FC Nürnberg, Union Berlin und der SC Freiburg eine Absage erteilt haben.

Im Falle des VfL Bochum ist die Absage sogar eine direkte Reaktion auf Diekmanns infatile Twitter-Stänkerei. So ist auf der Seite des Vereins zu lesen: „Der VfL Bochum begrüßt sämtliche Hilfsmaßnahmen, die in Not geratene Menschen unterstützen. Wenn es also um die Sache gegangen wäre, wären wir kompromissbereit gewesen und hätten eine Aktion, die von der Bild mitgetragen wird, unterstützt. Allerdings hat uns die scharfe Reaktion seitens der Bild-Chefredaktion ob der Absage eines anderen Clubs an die Aktion dazu gebracht, sich mit diesem Verein solidarisch zu zeigen. Es darf unserer Ansicht nach nicht sein, dass jemand einem Verein die Solidarität mit Flüchtlingen abspricht, nur weil dieser nicht bereit ist, eine u.a. von der Bild initiierte Aktion zu unterstützen.”

Heulsuse #2: Tim Wiese

Foto: imago/Mauersberger

Der Vorfall: Tim Wiese stellt seinen Wagen ohne Parkschein vor einem Friseursalon ab und bekommt von einer Politesse einen Strafzettel.

Die angemessene Reaktion: Er ärgert sich ein bisschen über sich selbst und akzeptiert die Strafe.

Die tatsächliche Reaktion: Er beschimpft die Politesse und wirft ihr das Geld vor die Füße.

Dass Tim Wiese das feurige Temperament eines echten Profi-Wrestlers besitzt, hat der ehemalige Torwart des SV Werder Bremen jetzt mit einer beeindruckenden Showeinlage unter Beweis gestellt.

Wie diese Woche bekannt wurde, soll es am 8. September zu einem Vorfall zwischen Wiese und einer Politesse vor einem Bremer Friseursalon gekommen sein. Wiese hatte offensichtlich ein schwerwiegendes Haarproblem, das so schnell wie möglich von einem Fachmann behandelt werden musste, weswegen er seinen Chevrolet Camaro ZL 1 direkt vor dem Friseursalon parkte und aufgrund der kosmetischen Notsituation kurzerhand darauf verzichtete, einen Parkschein zu ziehen.

Als eine Politesse Wiese daraufhin für sein Falschparken einen Strafzettel ausstellen wollte, soll dieser noch mit einem Handtuch um die Schultern aus dem Laden gestürmt sein und der Politesse in bester Rapper-Manier das Geld für den Strafzettel vor die Füße geworfen haben.

Die Pressesprecherin der Stadt Bremen bestätigte laut Bild Wieses dramatischen Auftritt: „Ich kann bestätigen, dass es am 8. September einen Vorfall mit Herrn Wiese in der Bahnhofstraße gab. Herr Wiese hat dabei lautstark seinen Unmut gegenüber der Verkehrsüberwacherin geäußert und ihr Geld vor die Füße geworfen.”

Von Wiese selbst gab es bislang keine öffentliche Stellungnahme. Immerhin soll er seinen Wagen anschließend umgeparkt haben. Ob er seine Beauty-Session beim Friseur nach all der Aufregung allerdings noch entspannt fortsetzen konnte, ist uns leider nicht bekannt.

Letzte Woche: Der Vergewaltigungsandroher der AfD gegen die Besitzer des Mittelalter-Schweins.

Der Gewinner: Der Vergewaltigungsandroher!