In jeder und jedem von uns leben zwei Wölfe. Der eine ist eigentlich ganz kompetent, der andere kann nichts.
Erfolgreich durchs Leben zu wuseln, bedeutet, dafür zu sorgen, dass der erste Wolf zufrieden ist. Du musst regelmäßig seinen Bauch und seine Ohren kraulen und ihn mit frischem Elch füttern. Leider ist das auf Dauer etwas anstrengend und erfordert unsere ungeteilte Aufmerksamkeit – wofür die meisten überhaupt keine Zeit haben. Und so passiert es immer wieder, dass der wesentlich genügsamere Wolf zwei die Führung übernimmt und wir alles versauen.
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Auch von VICE: Pornostars erzählen von ihren größten Missgeschicken
Während einige Fehltritte, wie zu spät im Meeting auftauchen oder sich unnötig eine Geschlechtskrankheit einfangen, noch irgendwie geradegebogen werden können – mit einer guten Ausrede oder Antibiotika –, haben andere schwerwiegende Folgen. Etwa, wenn man sich bei der LSD-Dosis um zwei Nullen vertut oder ein internationales Medienunternehmen fast in den Bankrott treibt. Die Sache ist die: Wir alle leisten uns hin und wieder Missgeschicke, einige sind größer als andere.
Aus keinem konkreten Anlass haben wir also diese Woche bei VICE zur “Oops Week” erklärt, um einige der wildesten, traurigsten und ärgerlichsten Fails der jüngeren Menschheitsgeschichte zu würdigen. So was geht natürlich nicht ohne eine schöne Preisverleihung. Deswegen präsentieren wir an dieser Stelle die Oops-Awards, mit denen wir Menschen, Unternehmen und Produkte würdigen, die es wirklich geschafft haben, grandios zu scheitern.
Award für die beste schlimmste Businessentscheidung: Als digitale Medien alles auf Video setzten
Auf diese unselige Zeit zurückzublicken, fühlt sich ein bisschen so an, als würde man sich an einen besonders traumatischen Augenblick seiner Kindheit erinnern, aber egal, los geht’s: Irgendwann 2016 behauptete Mark Zuckerberg, dass der Facebook-Feed bald voll mit Videos sein würde. Medienhäuser (wir natürlich auch) stellten hastig neue Leute ein, gründeten ganze Abteilungen neu. Man wollte oder durfte natürlich unter keinen Umständen Traffic verlieren.
Aber Zuckerbergs Prophezeiung trat nicht ein. Nachdem sich der Wechsel zu Video nicht nennenswert ausgezahlt hatte, fand das Wall Street Journal heraus, dass Facebook die Video-Nutzerzahlen künstlich aufgeblasen hatte und niemand damit Geld verdienen würde. Das wiederum hatte in der ganzen Branche eine große Entlassungswelle zur Folge. Hahahaha! Was für ein großartiger Prank, Zuck! Du hinterlistiger kleiner Elf, du!
Award für die am besten gemeinte und am schlechtesten umgesetzte Idee: Aktivisten der Letzten Generation besuchen die Elbphilharmonie
Diese Geschichte zaubert auch eurem Autofahreraktivisten-Onkel ein Lächeln ins Gesicht: Um den alten Hamburger Adel auf die Klimakatastrophe aufmerksam zu machen, sabotieren zwei Aktivisten der Letzten Generation im vergangenen Dezember ein Konzert der Sächsischen Staatskapelle in der Elbphilharmonie – oder versuchen es zumindest. Sie kleben sich an das Geländer des Dirigentenpults und hoffen dadurch, das Konzert zu verhindern. Denn wo kein Dirigent ist, da ist auch keine Musik, oder so ähnlich.
Das heraneilende Sicherheitspersonal hat allerdings andere Pläne und zieht das lose befestigte Geländer einfach aus dem Boden. Die beiden Aktivisten werden weggetragen und hinter der Bühne abgestellt. Während im großen Saal das Konzert mit wenigen Minuten Verspätung startet, müssen die beiden Aktivisten bedröppelt im Backstage auf ihre Befreiung hoffen. Eine Anzeige bekommen sie nicht, dafür aber Hausverbot in Deutschlands teuerstem Konzerthaus und ein Foto, an das sie sich vielleicht nicht so gerne erinnern.
Award für den unangenehmsten Frühstücksfernsehen-Moment: Kelly Osbourne versucht, sich für Einwanderung auszusprechen
Es ist ziemlich schwer, an diesen Vorfall zu denken, ohne dass sich in meinem Körper alles zu einem einzigen Schmerz verkrampft. Aber erinnert ihr euch noch daran, wie Kelly Osbourne versuchte, in der Morgensendung The View den damals noch-nicht-Präsidenten Donald Trump zu kritisieren und dafür das wohl schlimmste denkbare Argument benutzte?
Zur Erinnerung, sie sagte: “Wenn du jeden Latino aus diesem Land schmeißt, wer wird dann dein Klo putzen, Donald Trump? Versteht ihr, was ich meine?”
Aaah! AAAAAAAHHHHHH!!!!!
Award für die heftigste Körperfehlfunktion: Die Person, die so krass ins Flugzeugklo geschissen hat, dass eine British-Airways-Maschine umdrehen musste
Keine Frage, du hast schon den ein oder anderen übelriechenden Haufen in der Kloschüssel versenkt. Wir alle haben das. Aber nicht mal unser schlimmster Katerschiss wird es mit den flüssigen Exkrementen aufnehmen können, die 2015 eine British-Airways-Maschine zwangen, 30 Minuten nach Start des sieben-Stunden-Flugs wieder umzudrehen, und die Passagiere 15 Stunden am Flughafen stranden ließ.
In einem Statement der Fluggesellschaft hieß es: “Für die Sicherheit und das Wohlbefinden unserer Gäste an Bord haben wir uns entschieden, umzukehren. Wir bedauern das Unbehagen unserer Gäste. Wir haben ihnen eine Hotelunterkunft bereitgestellt und einen neuen Flug für den kommenden Tag angesetzt.”
Leider genießt die Person, die für diese geradezu übermenschliche Verdauungsleistung verantwortlich ist, seit dem Vorfall den Schutz der Anonymität. Falls du das hier liest: Du brauchst keine Angst zu haben. Wir verneigen uns ehrfürchtig vor dir.
Award für die beeindruckendste Geldvernichtung: Andy Scheuer und seine PKW-Maut
Auf den ersten Blick hat der CSU-Politiker und Haargel-Fan Andreas Scheuer nicht viel mit dem Joker zu tun. Auf den zweiten Blick gibt es aber tatsächlich eine sehr große Gemeinsamkeit: Beide sind extrem gut darin, riesige Mengen Geld in sehr kurzer Zeit zu vernichten. Der Joker hat ein paar Benzinkanister gebraucht, um das gesamte Geld der Gothamer Mafia-Clans in Flammen aufgehen zu lassen. Andy Scheuer hat sich die PKW-Maut ausgedacht, um das Geld der deutschen Steuerzahler zu vernichten. Insgesamt 243 Millionen Euro wird es uns kosten, dass Scheuer sein Projekt der PKW-Maut unbedingt durchbringen wollte. Und zwar ohne abzuwarten, ob die EU das überhaupt erlauben würde. Hat sie nicht, aber da die Verträge schon unterschrieben waren, muss die Bundesregierung jetzt diese riesige Summe Schadensersatz an die Betreiberfirmen zahlen. Genial gemacht, Andy!
Award für die schmerzhafteste Award-Performance: Miguel tritt Fans gegen Kopf
OK, solche Aktionen erwartet man vielleicht bei einer Beatdown-Hardcore-Show in Duisburg, aber nicht bei den schicken Billboard Music Awards. Das hat Miguel allerdings nicht davon abgehalten, es trotzdem zu probieren – vielleicht auch, um etwas Duisburg nach Las Vegas zu bringen. Jedenfalls versuchte der Sänger bei seiner Performance, geschmeidig von einem Teil der Bühne auf einen anderen zu springen – über die Köpfe seiner Fans hinweg. Es ging schief, was schiefgehen musste, und Miguel trat bei seiner Landung zwei Frauen sehr ungeschmeidig gegen den Kopf. Der Move hat sich bei Awardshows leider nicht durchgesetzt. Wer rücksichtslose Headwalks sehen will, muss also weiter auf Hardcore-Shows in den Ruhrpott.
Award für den unterhaltsamsten Politikmoment: Die Sozialdemokratische Partei Österreichs kürt versehentlich den falschen Parteichef
Es ist hart genug, vor aller Augen zu verkacken, aber ganz besonders, wenn man vor hat, ein Land zu regieren – zum Beispiel Österreich. Die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) hatte im Juni nach einer Wahl durch Delegierte schon Hans Peter Doskozil zu ihrem neuen Vorsitzenden und Kanzlerkandidat ernannt. Ein “Lebenstraum” sei das, sagte dieser und wir können ihm nur zustimmen. Wer hätte nicht gerne die Chance, in einem der innenpolitisch lustigsten Länder der EU auch ein bisschen mit herumzuwurschteln? Weil eine Stimme fehlte, musste zwei Tage später jedoch neu ausgezählt werden. Nur deshalb fiel auf, dass man – upsi – den falschen Mann zum Sieger gekürt hatte. Tatsächlich hatte Doskozils Konkurrent Andreas Babler die Wahl gewonnen.
Award für den größten Business-Fail: Der türkische Mega-Vergnügungspark, der weniger als ein Jahr geöffnet blieb
Wonderland Eurasia war ein gigantischer Vergnügungspark in Ankara, direkt vor Erdogans Palast. Er öffnete im März 2019 und schloss im Februar 2020. Er hatte 17 Achterbahnen und war absolut vollgestopft mit Fiberglas-Dinosauriern. Alle lieben Dinos!
Aber die Dino-Strategie ging nicht auf und der Park musste wegen schlechter Besucherzahlen wieder schließen. Vielleicht gefiel den potenziellen Gästen auch nicht die billige und tendenziell gefährliche Bauweise diverser Attraktionen. Aber auch die Korruptionsgerüchte, die 800 Millionen Euro Baukosten aus Steuergeldern oder die Zerstörung eines ganzen Nationalparks im Zuge der Bauarbeiten könnten sie abgeschreckt haben. Jedenfalls blieb die zahlende Kundschaft aus und die Fahrgeschäfte und Dinos verrotten langsam. Urban Explorer freut das.
Award für den notgeilsten US-Politiker: Ted Cruz likt Twitter-Porno
Der republikanische Senator aus Texas, der davor noch behauptet hatte, ein Verkaufsverbot für Sexspielzeug würde die “öffentliche Moral” schützen, likte für kurze Zeit ein Twitter-Video mit einem MILF-Porno des Accounts @SexuallPosts. Ted Cruz sagte damals, jemand anderes habe seinen Account benutzt und überhaupt sei es ein Versehen gewesen.
Award für die beste ungeplante Party: Irland legalisiert für 48 Stunden Ecstasy, Ketamin, Magic Mushrooms und Crystal Meth
Der 10. März 2015 war ein Tag, an dem die Irinnen und Iren viele neue Freundschaften schlossen. Wie lange sie hielten, ist unklar, wahrscheinlich aber für mindestens 48 Stunden. So lange waren Ecstasy, Ketamin, Magic Mushrooms und Crystal Meth in ganz Irland legal. Wegen eines Formfehlers hatte ein Gericht an diesem Dienstag das Gesetz, welches diese Drogen verbietet, für ungültig erklärt. Und weil es etwa zwei Tage dauert, um so einen gigantischen Fehler zu beheben und im Eilverfahren ein neues Gesetz zu verabschieden, wusste das ganze Land: Jede Sekunde zählt.
Award für peinlichsten Award-Moment: Oscar-Hosts nennen die falschen Gewinner
Dieser Augenblick bei der Verleihung des Oscars für den Besten Film 2017 wird mich niemals nicht vor feurigem Fremdscham im Boden versinken lassen. Nicht weniger als drei La La Land-Produzenten mussten vor einem Livepublikum klarstellen, dass man die falsche Karte vorgelesen hatte und dass, ja, Moonlight in Wahrheit der beste Film war. Einer von ihnen hielt zum Beweis sogar die Siegerkarte in die Kamera, auf der klar und deutlich Moonlight steht, während Warren Betty, der den Gewinner als Host falsch verkündet hatte, aus dem peinlich berührten Stammeln nicht mehr rauskommt.
Award für das beste schlimmste Date: Die Frau, die im Fensterrahmen stecken blieb, als sie einen Kackhaufen aus dem Badezimmerfenster ihres Tinder-Dates werfen wollte
Sorry für die ganzen Kackgeschichten, aber die muss einfach einen Preis bekommen. Hier geht es um das Unvorstellbare, den Stoff deiner schlimmsten Albträume: ein Haufen, der sich partout nicht runterspülen lässt, in dem Klo einer Person, auf die du stehst.
Eine Frau und ein Mann haben sich zu einem Tinder-Date getroffen und gehen in seine Wohnung. Sie muss aufs Klo. Als sie fertig ist, lässt sich die Kacke aber nicht runterspülen. In blinder Panik fischt sie die Wurst aus der Schüssel, um sie aus dem Badezimmerfenster zu schmeißen, dabei bleibt ihr Haufen aber in einer Lücke zwischen zwei Fenstern hängen, die sich nicht öffnen lassen. Als sie versucht, ihn aus der Lücke rauszuholen, bleibt auch die Frau in der Lücke stecken. Ihrem Date bleibt nichts anderes übrig, als die Feuerwehr zu rufen.
Wie es heute um die Beziehung steht, wissen wir leider nicht.
Award für die beste Ausrede: Als Justin Bieber mit 18 zweimal auf der Bühne kotzte, weil er “zu viel Milch getrunken” hatte
Damit hat er sich wirklich keinen Gefallen getan. Mitten in seiner “Boyfriend”-Ära, als er verzweifelt versuchte, sich vom Image des eingebildeten Kinderstars zum heranwachsenden Herzensbrecher zu wandeln, gab er öffentlich zu, “zu viel” Babysaft getrunken zu haben.
Der Hangover-Award: Vermisster Betrunkener hilft Suchtrupp stundenlang bei Suche nach sich selbst
Es ist vollkommen OK, eine Party zu verlassen, ohne sich von jedem einzelnen mit Umarmungen und Bussis auf die Stirn zu verabschieden. Aber manchmal ist es doch gut, wenigsten einer Person zu sagen, dass man geht. Sonst könnte das unangenehme Folgen haben – etwa eine Suchaktion. Das ist 2021 einem 50-Jährigem in der Türkei passiert, der ein Besäufnis unter Freunden in Richtung eines Waldstücks verlassen hatte. Als er nicht zurückkehrte, alarmierten die Freunde die Behörden, die wiederum einen Suchtrupp losschickten, der gemeinsam mit Freiwilligen die Gegend durchkämmte. Beteiligte riefen immer wieder den Namen des Vermissten, bis sich ein Freiwilliger meldete: “Nach wem suchen wir? Ich bin hier.”
Der vermisste Mann hatte unwissentlich stundenlang nach sich selbst gesucht.
Es ist unklar, wie der Mann Teil des Suchtrupps wurde und warum seine Freunde ihn nicht erkannten. Es könnte etwas mit ihrem Pegel zu tun haben.
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