Ich kenne Tim Hillier mittlerweile schon seit fast zehn Jahren. Wir haben früher auch zusammengewohnt. Er ist ein lieber Kerl, der kein Fleisch isst und für jedes Abenteuer zu haben ist und dabei gerne bis spät in die Nacht unterwegs ist. Seine Art zu skaten, ist angenehm direkt und kommt ohne große Schnörkel aus—also genau so, wie heutzutage alle skaten wollen. Ich habe mich vor Kurzem mit Tim getroffen, um mit ihm über seine Fotos und Videos zu sprechen.
VICE: Wie lange machst du jetzt schon Fotos?
Tim Hillier: Ernsthaft Fotos mache ich jetzt schon seit gut zehn Jahren. Ich habe schon zu Schulzeiten Skateboardfotos und -videos gemacht, aber ich habe die Sache damals noch nicht so ernst genommen.
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Was hat dich dazu bewegt, dich damit ernsthaft zu beschäftigen?
Der kanadische Profi-Skater Rick McCrank war bei uns zu Besuch und meinte, dass ich mir mal eine Olympus µ-II zulegen soll, weil man damit einfach alles fotografieren kann. Das war noch vor der Digital-Ära. Also habe ich mir eine gekauft und habe schnell gemerkt, wie viel Spaß man damit haben kann. Das war wohl auch in dem Jahr, als meine enge Freundin Sarah Larnach an der Kunsthochschule angefangen hat. Sie kam schon bald regelmäßig mit Fotos von Ryan McGinley, Nan Goldin und William Eggleston nach Hause. Die Arbeit dieser Fotografen hat dann auch bewirkt, dass ich mich selber intensiver mit Fotografie beschäftigt habe.
Was hältst du davon, dass heutzutage gefühlt jeder Zweite skatet und fotografiert?
Ich finde das gut. Wenn du älter wirst, suchst du nach Möglichkeiten, dich und deine Ideen zum Ausdruck zu bringen. Und ich finde, dass sich dafür eine Kamera ganz besonders gut eignet.
Was hast du im letzten Jahr so alles gemacht?
In den letzten beiden Jahren habe ich mich fast ausschließlich auf meine Arbeit mit Aborigines konzentriert. Die Rede ist von den Indigenous Hip-Hop Projects (IHHP). Bei diesen Projekten, die in den meisten Fällen eine Woche dauern, fahren wir zu abgelegenen Aborigines-Siedlungen, um den Kindern dort auf spielerische Weise einen gesundheitsfördernden Lebensstil näherzubringen. Wir arbeiten viel mit Breakdance und HipHop und machen sogar eigene Lieder. Montags lassen wir die Kinder für gewöhnlich den Song schreiben, dienstags wird er dann aufgenommen und mittwochs und donnerstags mache ich daraus ein Video. Und freitags, nachdem wir am Vormittag noch für den letzten Schliff sorgen, wird der Film dann am Abend in einer großen Disko vorgestellt. Unser Ziel ist dabei, dass die Kinder und Jugendlichen stolz auf sich sein können. Denn gerade unter Jugendlichen stellt Selbstmord in diesen Gemeinden ein großes Problem dar. Wir sorgen dafür, dass die jungen Leute selbstbewusster werden.
Was also anfangs einfach nur ein cooler Job war, ist fast schon zu einer Art Lebensaufgabe für dich geworden?
Ja, genau. Und als nächstes haben wir vor, daraus eine Fernsehshow zu entwickeln oder eine lange Doku dazu zu machen. Es wurde zwar noch keine Entscheidung getroffen, ich will die Sache aber auf jeden Fall groß rausbringen, damit noch mehr Menschen von diesen Kindern erfahren.
Blickst du aufgrund deiner dortigen Erlebnisse jetzt mit anderen Augen auf dein Land und dein eigenes Leben?
Nun ja, es ist dort auf jeden Fall ganz anders als im Rest von Australien—besonders in den abgelegenen Siedlungen. Die Kinder müssen dort auch mit sehr viel weniger zufrieden sein. Wir reden eindeutig von Zuständen wie in der Dritten Welt. Doch wenn du sie fragst, was sie gerne ändern würden, fällt ihnen nichts eins. Sie lieben ihr Leben.
Max ist Autor, Fotograf, überzeugter Jeans-Träger und Hobby-Skater. Folge ihm auf Instagram.