Hipster können HipHop nicht kaputt machen, weil es Hipster nicht gibt


Das bekommst du, wenn du bei Google nach Hipster-Bildern suchst

Wir haben das Anfang des Jahres zwar schon einmal geschrieben. Aber letztens hat schon wieder ein Artikel im Internet die Runde gemacht, der „Hipster” beschuldigt, die Heiligkeit des HipHop zu zerstören. Wie üblich beginnt der Text ganz brauchbar (Rassen- und Klassenthematik im HipHop-Fantum) verläuft sich aber ganz schnell in die tiefe Gedankenwelt des Autors selbst, in der KRS-One die NSA stoppen könnte, wenn wir nur anfangen würden die Kultur zu respektieren. Oder so.

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Diskussionen darüber, wem Rap gehört und wem nicht, nerven einfach nur noch. Besonders, wenn sie auch noch voll mit Dingen wie „Wer mag was, warum mögen sie das und wann haben sie angefangen es zu mögen?” sind und der eigentliche Kern der Sache verloren geht. Ich weiß, es ist es eigentlich gar nicht wert, aber ich fand diesen Artikel ganz besonders nervig, weil er für alles „Hipster” verantwortlich macht. Und das ist schlimm, weil es „Hipster” gar nicht gibt.

Vor einem Jahrzehnt gab es rund um American Apparel, PBR-Bier, Fixies und Bands wie Interpol vielleicht—VIELLEICHT!—so etwas wie eine Hipster-Identität. Das ist ist nicht mehr der Fall, wenn es das überhaupt jemals war. American Apparel ist nicht mehr als eine weitere allgegenwärtige Kette, die beschissene Fetzen hat und PBR ist eines unter vielen billigen Bieren. Für Interpol interessiert sich schon seit längerem wirklich niemand mehr. Fixies sind auch nur ein weiterer Ableger einer größeren Fahrrad-Kultur. Alle diese Dinge sind heute in ihrer eigenen Art Mainstream bzw. nicht ausreichend einer Szene zuschreibbar.

Heutzutage sind Hipster ein fiktionales Konstrukt, eine Armee aus imaginären Sündenböcken in Trucker-Kappen. Sie sind unverbesserliche Veganer in öden T-Shirts, die sowohl besonders gebrautes Bier als auch Pabst Blue Ribbon trinken. Sie haben HipHop zerstört, weil sie darüber geschrieben haben und Coachella weil sie dort waren. Hipster führen eine Kommunen-orientierte Nachbarschaftsgärten und zerstören Bezirke mit ihren scheiß Eigentumswohnungen. Fucking Hipsters!

Das Problem: Niemand weiß mehr, was ein Hipster eigentlich ist, trotzdem reden die Leute über Hipster, als ob sie eine bestimmbare Teilmenge der Gesellschaft wären. Auch wenn Hipstertum eine beliebige Bezeichnung ist, tragen sie die Schuld ganze Viertel, Szenen und wie in diesem Fall, ganze Musik-Genres zu ruinieren. Da bleibt recht viel Platz für Interpretation. Ich habe Typen gesehen, die mit ihren Fixies zu Tattoo-Laden gefahren sind und sich über Hipster beschwert haben. Ich habe weiße Typen in Brooklyn kennen gelernt, die mir klar machen wollten, dass sie wegen all der Hipster nicht zu Union Pool gehen wollen. Das Paar, dass ich bei der Metropolitan G Station gesehen habe, die „Royals” mit einer Mandoline und einem Chello gecovert haben sind Hipster. Und ich bin sowieso ein Hipster, weil—wie wir alle wissen— jeder, der jemals für VICE geschrieben hat, ein verdammter Hipster ist.

Das ist besonders gefährlich, weil es oft ein anderer Ausdruck für „rich white kids.” ist. Wenn es um Hipster geht, kann es schnell um Rassen und Klassen gehen—auch wenn das keine Absicht ist. Man benützt den Ausdruck, um ein Statement darüber zu machen, welche Leute an welchen Platz gehören oder nicht. Hipster sind irgendwo zwischen totaler Bedeutungslosigkeit und Diskriminierung. Der Autor des Artikels benutzt das Wort „Hipster” übrigens, wenn er über SPIN, Gawker, Fader oder Pitchfork redet. Wer diese Seiten kennt, weiß dass sie alle eine eigene Linie haben. Man kann sich über ihre Sichtweisen und Autoren streiten, aber eigentlich haben sie nicht viel gemeinsam—außer dass sie Websites sind.

Dieser Text kann heuchlerisch wirken, weil er von jemanden kommt, der ein paar Texte darüber gemacht hat, wer über Rap schreiben sollte und wer nicht. Aber es geht halt nicht darum wer du bist, sondern wie informiert du bist. Heutzutage könntest du ein weißer Kerl aus dem hintersten Kanada sein und immer noch voll dabei sein, so lange du recherchierst. Ein glänzendes Beispiel ist der Londoner Blog Southern Hospitality, der trotz seiner Ferne zu den USA immer weiß, was dort im Underground abgeht.

Deshalb eine Bitte: Wenn du ein Statement über Hipster abgibst, tu dir selbst einen Gefallen und denk darüber nach, was du eigentlich wirklich sagen willst. Wenn du „weiße Mittelstand-Kinder” meinst, dann sag das auch. Verstecke dich nicht hinter der Interpretationsfläche des Hipstertum. Wenn du eigentlich Leute meinst, die von Mami und Papi finanziert werden, dann bleib auch dabei. Verstecke deine Meinung nicht hinter einem generalisierendem Slang-Wort, das niemanden mehr interessiert. Wenn du „Rapper in engen Hosen” meinst, hör dir doch einfach das Reissue von Illmatic an. Aber, bitte, hört auf über „Hipster” zu reden. „Hipster” gibt es nicht.

Skinny Friedman ist Autor, DJ und Katzenbesitzer aus Brooklyn. Er ist auf Twitter – @skinny412

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