Die beiden Hobbyhistoriker Piotr Koper aus Polen und Andreas Richter aus Deutschland sind sich sicher: Verborgen in einem unterirdischen Tunnel muss sich in der Nähe des niederschlesischen Walbrzych ein alter Panzerzug der Nazis befinden—und möglicherweise befinden sich an Bord sogar allerhand geraubtes Gold und anderweitige Wertgegenstände, die die Nazis vor den herannahenden Sowjettruppen in Sicherheit bringen wollten.
Mit einem insgesamt 35-köpfigen Team werden Koper und Richter deshalb heute ihre Ausgrabungen am Bahnkilometer 65 zwischen Breslau (Wroclaw) und Walbrzych beginnen—und haben aufgrund des überwältigenden internationalen Medieninteresses auch extra einen Livestream für ihre aufregende Schatzsuche eingerichtet (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels hatte der Livestream aber weder wie angekündigt auf der Website noch auf der Facebook-Seite der Hobbyhistoriker begonnen).
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Bereits im August 2015 hatten Koper und Richter erklärt, sie hätten mit Hilfe einer Georadaruntersuchung Beweise für die Existenz eines solchen Zugs gefunden, weigerten sich aber, das entsprechende Foto zu veröffentlichen. Unter Experten ist die Existenz des Zugs höchst umstritten, die polnische Kulturministerin Małgorzata Omilanowska bezeichnete ihn als „Legende”.
Doch Koper und Richter, die die Expedition aus eigener Tasche und mit Hilfe von vier großen Sponsoren finanzieren, lassen sich nicht beirren. Gerüchte über verschüttete Züge der Nazis gibt es in der Gegend bereits seit Ende des Zweiten Welkriegs. Auch Richter und Koper beschäftigen sich laut eigenen Angaben bereits seit 20 Jahren mit dem Mysterium. Bereits im letzten Jahr hatten die beiden Hobby-Archäologen die Gegend rund um den Bahnkilometer 65 unter jeder Menge Medienrummel tagelang begutachtet. Nach den Vorbereitungen der letzten Tage sollen heute dann endlich drei jeweils circa 100 Meter lange Stollen mit einer Tiefe von sechs Metern in die Erde gegraben werden.
In dem Gebiet unter dem Schloss Fürstenberg (heute Zamek Książ) in Niederschlesien ließen die Nazis eine riesige Stollenanlage graben, die als zukünftiges Führerhauptquartier ausgestaltet werden sollte. Die „Operation Riese”, bei der zahlreiche KZ-Häftlinge des Lagers Groß-Rosen Zwangsarbeit verrichten mussten, wurde allerdings nie fertiggestellt. Die Bedingungen für die Arbeiter in den unterirdischen Anlagen waren extrem schlecht. Schätzungen zufolge ließen über die Hälfte der rund 13.000 Arbeiter ihr Leben in den Tunneln.
Die Hobby-Archäologen sind jedenfalls so zuversichtlich, dass ihre Ausgrabungen eine Entdeckung zutage fördern wird, dass sie sogar einen Trailer als Ankündigung gedreht haben. Gegenüber „TVP” erklärte Koper, dass man den sagenumwobenen Zug schon bis Donnerstag gefunden haben werde: „Ich warte auf den Augenblick, in dem ich den Zug mit eigenen Augen sehen kann. Wir sind zuversichtlich. Der Champagner ist schon kalt gestellt.”