Ich habe 10 Jahre lang bei McDonald’s gearbeitet

Willkommen zurück zu den Restaurant Confessionals, wo wir den Leuten aus der Gastronomie eine Stimme geben, die ansonsten viel zu selten zu Wort kommen. Hier erfährst du, was sich hinter den Kulissen in deinen Lieblingsrestaurants so alles abspielt.

Ich war 15 und suchte einen Nebenjob, wie alle anderen auch. Eine Freundin aus der Schule schlug vor, dass ich zusammen mit ihr bei Mäcces arbeiten könnte. Ich dachte: Warum nicht? Ich war auf dem Gymnasium und wurde auch gleich genommen. Damals war McDonald’s noch sehr beliebt und ich hing dort öfter mit Freunden rum. Heute steht niemand auf McDonald’s, es ist nicht mehr cool und man würde im Erdboden versinken, wenn einen dort jemand sehen würde.

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Anfangs musste ich Burger braten, Donnerstags und Samstags. Später wurde ich noch an der Kasse ausgebildet, was auch alles ganz cool war. Kunden sollten nicht länger als zwei Minuten anstehen müssen und wenn sie an der Reihe waren, sollte es maximal eine Minute dauern, bis sie ihre Bestellung hatten. Nach ein paar Jahren wurde ich befördert: Ich wurde Crewtrainer. Das bedeutete, dass ich neue Leute einarbeiten musste. Letztendlich wurde ich Manager, womit es also meine Aufgabe war, den schnellen und reibungslosen Ablauf zu sichern.

In den gesamten zehn Jahren habe ich so gut wie nichts übers Kochen gelernt. Die Zubereitung der Burger hat eigentlich nichts mit Kochen zu tun. Es ist eine extrem routinemäßige Aufgabe, die man mit dem Gehirn im Leerlauf ausführen kann. Der ganze Prozess der Burgerzubereitung ist in lauter Einzelschritte aufgeteilt, die alle eine ganz bestimmte Dauer haben und nahtlos ineinander übergehen. Ich stecke die Brötchen für ein paar Sekunden in den Toaster, dann lege ich das Fleisch auf den Grill. Dann habe ich genau genug Zeit, um das Gemüse bereit zu machen, bis das Brot und das Fleisch fertig sind. Jede Sekunde ist verplant. Alles muss so effizient wie möglich gemacht werden.

Aber ich muss sagen: Ich kann jetzt einen wirklich guten Burger machen. Einmal habe ich eine Tüte Big-Mac-Soße mit nach Hause genommen, um mir einen Big Mac zu machen. Die Soße macht den Burger. Aber mein Brot schmeckte anders; das von McDonald’s ist extrem zuckerhaltig, wodurch es beim Toasten karamellisiert. So werden die Brötchen hart und saugen sich nicht mit Soße voll. Der Zucker ist auch der Grund, warum das Zeug so süchtig macht.

In meiner Zeit bei McD habe so einige verrückte Dinge erlebt. Besonders gut erinnere ich mich an das eine Mal, als wir, das Personal, von aufgebrachten Kunden mit Burgern bombardiert wurden.

McDonald’s hat sich in diesen zehn Jahren ganz schön verändert. Um 2004 begann der kulinarische Hype in den Niederlanden und alle wollten bewusster und gesünder essen. McDonald’s musste also in Windeseile sein Image aufbessern. Das machten sie mit Salaten und gegrilltem statt frittiertem Hühnchen. Doch es schlug nicht wirklich ein, zumindest nicht langfristig. Also konzentrierte sich McDonald’s wieder auf das, was die Firma am besten kann, und das Essen wurde fettiger und dekadenter als je zuvor. Der Big Tasty wurde eingeführt—das sagt eigentlich schon alles. Doch inzwischen ist der Gesundheitshype noch viel stärker als je zuvor und McDonald’s versucht erneut, den Anschluss zu finden. Und zwar, indem sie einfach das Logo grün machen.

Gelegentlich setzte ich meinen Job bei McD ein, um Mädchen aufzureißen. Dann sagte ich: „Komm am Freitagabend, aber so kurz nach Ladenschluss. Dann ist immer noch was über.”

Während meiner Zeit dort kamen mir all die fettigen Gerüche schon zur Nase raus. Ich stand den ganzen Tag in diesem Bratgeruch. In der Pause ging das ganze Personal in die Bäckerei gegenüber, um sich ein gesundes Brot zu holen. Aber manchmal nahm ich mir auch einen Chicken Nugget oder schaffte ein paar Pommes zur Seite.

Allerdings finde ich, dass über McDonald’s zu negativ geredet wird. Ich kann euch verraten, dass McDonald’s wirklich nur frisches Gemüse verwendet. Die Tomaten werden jeden Morgen geschnitten. Und das Fleisch wird gefroren auf den Grill gegeben. Da ist auf jeden Fall nichts Verkehrtes dran. Natürlich ist das Essen ungesund, mit dem vielen Fleisch und den Soßen. Aber wenn man nicht zu oft hingeht, dann geht das schon mal.

Während meiner Zeit kamen viele alte und ungesunde Menschen ins Restaurant. Nach einer Weile habe ich sie schon erkannt und mir immer gedacht: Nur eine Cola Light! Manche Leute saßen den ganzen Abend alleine mit einer Zeitung da. Ich schätze, Mäcces war und ist für sie sowas wie ein Gemeindezentrum: Man kann umsonst dort rumsitzen und es sind immer andere Leute da. Für die Kunden über 65 gab es einen Kaffee für 50 Cent. Sie standen schon vor der Tür und haben gewartet, wenn wir aufgeschlossen haben. Wenn wir eine Minute zu spät aufgemacht haben, wurden sie schon furchtbar ungeduldig. Dann saßen sie oft bis 14 Uhr da.

Dann gab es noch den Gemüseburgermann. So haben wir ihn immer genannt. Ein richtiger Autist, der buchstäblich jeden Tag zur selben Zeit kam. Jeden Abend um 22 Uhr. Er bestellte einen Gemüseburger und Kaffee, immer auf genau dieselbe Art. Manchmal habe ich ihn geärgert, wenn er reinkam, und gesagt: „Lass mich raten, du willst bestimmt einen Gemüseburger und einen Kaffee?”. Dann tat er immer so, als habe er nichts gehört, und sagte trotzdem seine Bestellung auf. Immer mit dem exakt selben Wortlaut. Und er legte seine Serviette immer genau an dieselbe Stelle auf dem Tablett.

Gelegentlich setzte ich meinen Job bei McD ein, um Mädchen aufzureißen. Dann sagte ich: „Komm am Freitagabend, aber so kurz nach Ladenschluss. Dann ist immer noch was über.” Außerdem habe ich mal meine Nummer in die Schachtel eines Big Macs geschrieben und einem Mädchen gegeben. Und einem Mädchen vier Hamburger gegeben, obwohl sie nur einen bestellt hatte.

Meine Freunde fanden es ziemlich hoffnungslos, dass ich dort so lange gearbeitet habe. Sie meinten, ich hätte Angst vor Veränderung, aber auch vor Frauen, haha. Doch ich habe gutes Geld verdient, deswegen habe ich auch keinen Grund gesehen aufzuhören. Bis ich mit dem Studium fertig war. Danach ist es offensichtlich nicht mehr so cool, dort hängenzubleiben. Ich bin mit einigen Leuten aus meiner Zeit bei McDonald’s befreundet geblieben—aber das ist jetzt auch vorbei. Das sind diese traurigen Gestalten, die nach ihrem Dreißigsten immer noch dort arbeiten.

Aufgezeichnet von Frans Blokhuis.