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Sex

Ich habe die fortschrittlichste Kondom-Generation ausprobiert und es war überraschend geil

Endlich hat man beim Präservativ-Design Fortschritte gemacht, die wirklich dazu führen könnten, dass man sich nicht mehr zwischen Vergnügen und Sicherheit entscheiden muss.

Foto: bereitgestellt von LELO Vor ein paar Monaten habe ich zum ersten Mal Kondome gekauft. Nachdem ich mich eine halbe Stunde lang durch kleingedruckte Produktbeschreibungen gekämpft hatte (ich habe jahrelang die Pille genommen und war deswegen komplett ahnungslos), entschied ich mich letztendlich für eine Packung Trojan Pure Ecstasy. Als mein Mann und ich das Kondom dann ausprobierten, waren wir jedoch enttäuscht. Ich hasste das Gefühl in mir drin, ich fand den Latexgeruch in meinem Intimbereich richtig ekelhaft und mein Mann sagte, dass das Präservativ an manchen Stellen zu locker und an der Penisspitze zu eng saß.

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Diese Erfahrung bestätigte nur, was wir beide bereits wussten: Sex mit Kondom ist genauso schön wie der Verzehr einer noch eingepackten Süßigkeit. Gleichzeitig steigt die Zahl der Geschlechtskrankheiten weltweit und Kondome sind das einzige Verhütungsmittel, das hier wirklich Schutz bietet. Aber obwohl wir inzwischen mit Raketen auf Plattformen im Meer landen und Penistransplantationen durchführen können, scheint es nicht möglich zu sein, angenehme Kondome zu entwickeln? Seit der Erfindung des ersten Kondoms mit Gleitbeschichtung im Jahr 1957 hat es keine wirklichen Fortschritte auf diesem Gebiet mehr gegeben. Bis jetzt.

Im November 2013 stellte die Bill and Melinda Gates Foundation 100.000 Dollar für die Entwicklung eines besseren Kondoms zur Verfügung. "Ganz einfach: Kondome retten Leben", hieß es in einem Presse-Statement. "Wir müssen jedoch umdenken, um sicherzustellen, dass die Menschheit Kondome auch weiterhin regelmäßig nutzt."

Nach der Durchsicht von 953 Bewerbungen verteilte die Stiftung das Geld schließlich auf 26 Forscher. Unter ihnen befand sich auch Richard Chartoff, ein Polymer-Wissenschaftler der Oregon State University. Chartoff hatte die Idee, ultradünne Präservative aus thermoplastischem Polyurethan herzustellen, das auf Körperwärme reagiert und sich so der Penisform anpasst. "Das Kondom ist nicht nur stärker", behauptet er, "sondern auch noch für Latex-Allergiker geeignet."

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Charles Powell, der Erfinder des "Galactic Cap"-Prototyps, gehört zu den Bewerbern, die die Stiftung ablehnte. Der durch die Behandlungsmethode bei Powells Nervenkrankheit inspirierte Aufbau sieht dabei folgendermaßen aus: Zwei Polyurethan-Stücke ergeben zusammen eine Art Hülle, die man vorne auf der Penisspitze platziert und damit das Sperma "einfängt". Der Tüftler hofft, damit eine Lösung für die Menschen geschaffen zu haben, denen Sex mit Kondom keinen Spaß macht. Und als mein Mann und ich die Galactic Cap ausprobierten, war das Material wirklich so dünn, dass wir es beim Geschlechtsverkehr kaum spürten.

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Aber natürlich gibt es auch hier noch einige Makel zu beheben. Denn obwohl wir die Gebrauchsanweisung wirklich genau befolgten, gab es ein kleines Leck. Als mein Mann seinen Penis wieder herauszog, tropfte ein kleines bisschen Sperma an seinem Schaft herunter. Wenn ich nicht noch zusätzlich eine Spirale benutzt hätte, wäre ich beim Gedanken an eine ungewollte Schwangerschaft wohl doch leicht ausgerastet.

Und dann ließ sich die Galactic Cap auch nur richtig schwer wieder entfernen. Letztendlich ist diese Verhütungsversion wohl auch eher für monogame Paare gedacht, denn der Penis bleibt ja zum Teil frei. So heißt es in der Packungsbeilage auch, dass das Ganze nur zur Schwangerschaftsverhütung und nicht auch noch zur Vorbeugung von Geschlechtskrankheiten gedacht ist.

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Für diejenigen, die sich sowohl gegen ungewollte Schwangerschaften als auch gegen Geschlechtskrankheiten schützen wollen, gibt es das HEX-Kondom. Dafür verantwortlich zeigt sich das Luxus-Sexspielzeug-Unternehmen LELO, dessen Kunden nach einem Präservativ verlangten, das sich auf der Haut genauso gut anfühlt wie die samtweichen Vibratoren.

"Das sechseckige Netzdesign hält das Kondom zusammen", erklärt der Unternehmensgründer Filip Sedic. "Deshalb war es uns möglich, den Rest der Hülle sehr dünn zu gestalten, ohne an Stärke einzubüßen. Wir konnten also das Verhalten des Kondoms radikal verändern, indem wir eine andere Struktur entwickelt haben."

Und tatsächlich hatten mein Mann und ich mit dem HEX unsere bisher positivste Kondom-Erfahrung. Die Passform war angenehm und die sechseckige Struktur passte sich dem Penis an, ohne ihn dabei zu sehr einzuengen. Das Lustempfinden meines Mannes war zudem auch nicht so gedämpft wie sonst beim Sex mit Kondom.

Aber hier hört es noch nicht auf: Diesen Herbst will das Unternehmen ONE Condoms mit der sogenannten "myONE Perfect Fit"-Reihe 56 verschiedene Größen auf den Markt bringen. Durch das Messen der eigenen Penislänge sollen Männer dann festlegen können, welches Kondom ihnen am besten passt. Für diese Reihe musste man laut Jared Marajo, dem Brand-Strategy-Chef von ONE Condoms, sogar neue Prüfstandards für die von der Norm abweichenden Größen entwickeln.

Bei kleinen Projekten ist es allerdings schwieriger, finanzielle Unterstützung zu bekommen. Vor allem die verschiedenen kostspieligen Genehmigungsprozesse stellen oftmals das letztendliche Aus einer guten Idee dar. Der Gates-Stiftung zufolge sind die oben erwähnten Zuschüsse aber nur der Anfang einer Initiative, bei der die Leute, die große Fortschritte machen, auch höhere Fördergelder von bis zu einer Million Dollar beantragen können.

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Bisher hat man diese höheren Fördergelder an zwei Projekte vergeben: Einmal für die Entwicklung eines Polyethylen-Kondoms und einmal für die Entwicklung eines Naturgummi-Latexkondoms mit eingearbeitetem Graphen. Beide Projekte sollen in den kommenden zwei Jahren beträchtliche Entwicklungssprünge machen.

Vorerst bleibt also nur zu sagen, wie lächerlich es eigentlich ist, dass sich Kondombenutzer immer noch zwischen Vergnügen und Sicherheit entscheiden müssen. Verhüterli-Hersteller wie Sedic hoffen, diese Entscheidung schon bald hinfällig zu machen. "Man geht doch auch nicht ohne Schuhe außer Haus", meint er. "Warum sollte man also Sex ohne Kondom haben?"