Die Kids von heute wissen einfach nicht, wie fly sie sind. Isso.
Die Bundesagentur für Arbeit hat also überlegt, wie sie das den Jugendlichen vermitteln kann – nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe. Und tada: Trotz vermeintlicher “Bambusleitung” (Digga, schau ins Jugendwort-Lexikon) fand ein sehr weiser Beamter wohl die Lösung im heiligen Triptychon der Jugendkultur: WhatsApp, YouTube, Emojis. Und bam, die Kids sind voll am Start. Bestimmt. Vielleicht. Na gut, zumindest mich haben sie damit bekommen.
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Der “What’sMeBot” der Arbeitsagentur ist ein Chat-Bot, der über WhatsApp (ziemlich eigenartige) Fragen stellt und anhand der Antworten auswertet, welcher Berufstyp zum Jugendlichen passt: handwerklich-technisch, künstlerisch-kreativ, kaufmännisch-verwaltend oder sozial-pflegerisch. “Voll einfach”, wie die Bundesagentur auf ihrer Website sagt.
Vielleicht habe ich ja irgendwelche versteckten Talente übersehen. Also los.
Kontakt ist abgespeichert, ich soll bei WhatsApp “Hallo” schreiben. Für ein paar Sekunden kommt nichts zurück. “Hallo?” schreibe ich nochmal. Und dann, Bam, ein Foto mit einem tätowierten Typen, der verspielt zur Seite schaut und schreibt: “Hey, ich bin’s Julien Bam.”

Hä? Entschuldigung, Herr Bam, ich kenne Sie nicht. Aber eine kurze Google-Recherche hilft mir: “YouTube-Star”, über drei Millionen Abonnenten. OK! Geiler Move, liebes Jobcenter, YouTube-Stars sind der Shit, um bei Jugendlichen zu landen.

Frage 1 : OK, was ein Mist – ich hab keine Schwester. Ich ignoriere erstmal die Antwortmöglichkeiten und schicke Julien Bam einen Kackhaufen-Emoji. “Ich versteh nur Bahnhof”, antwortet er. Hm. Dann eben der verletzte Smiley: “Ich simuliere einen Unfall, dann wird sie schon rauskommen.” Julien meint: “Klingt nach einem guten Plan”

Julien schickt mir ein Meme mit einem Pferd. Rofl. Einfach nur rofl.

Für eine Party organisiere ich natürlich den Boooooze. Pizzastück-Emoji. Es ist gar nicht so einfach, die ganzen Emojis zu finden, die die Bundesagentur für Arbeit verlangt.
Frage 3: “Dein Traumbüro, wie sieht das aus?” Die möglichen Antworten:

Es geht weiter.
Frage 4: “Eine extrem langweilige Schulstunde. Wie überlebst du sie?” Die Antworten: Mit der Abendplanung, Radiergummi-Türmchen bauen, Kritzeln oder die Lebensgeschichte meines Banknachbarn anhören. Ich entscheide mich für Letzteres:

Puh, Frage 5: “Was wäre deine Superkraft im Job?”
Meine gewählte Antwort: “Ich kann mir Sachen ausdenken, auf die kein anderer kommt.”

Letzte Frage: “Schau mal auf deine Hände. Wie sehen die aus?”
Oha! Lets get physical, physical! Na meinetwegen. Meine Hände? Sauber und gepflegt.

Herr Bam, sie zwinkern so schön. Oh, doch noch Fragen?

Ist das hier tinder? Sorry, Julien, swipe left. Und außerdem:

Im Ernst? Ich darf nicht “Penis” schreiben? Ich meine: Es ist nur ein Penis. Da sind wir wohl prüder als das komplette Vatikanische Konzil. Aber Julien ist so freundlich und wertet mich trotzdem aus:

Ganz im Ernst, Julien? Irgendwie sind wir uns ja doch schon nahe gekommen, haben ganz nett geschrieben und so. Da war doch ein Vibe, ein paar Mal bist du ja schon so richtig nice auf mich eingegangen. Warst immer interessiert, hast viele Fragen gestellt und so.
Aber jetzt: Handwerker? Gib es zu: Du chattest noch mit anderen! Willst du mich etwa bewusst verletzen? Hätte ich einen bösartigen Komplementär-Zwilling, der all meine nicht vorhandenen Eigenschaften versammelt: ER wäre Handwerker. Du hast hier gerade eine Fehleinschätzung epischen Ausmaßes geleistet. Und auf meinen Gefühlen herumgetrampelt.

Julien. Du enttäuschst mich. Du hast es nicht anders gewollt:

Danke, für nichts.
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Illustration by Reesa