Popkultur

Ich habe mir von Tan France aus ‘Queer Eye’ Stylingtipps geben lassen

tan france von queer eye im interview

Wenn du eine 24-jährige Frau bist, die a) 1,55 Meter groß ist und b) das Modeempfinden eines 13-jährigen Jungen hat, kann es schwer sein, ernst genommen zu werden. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung. Ein Großteil meiner Lieblings-Outfits passt perfekt zu den Flammen-Chucks, die 2004 bei Skatern der heiße Scheiß waren. Blöderweise kommt man in so einem Aufzug kaum aufwärts – sei es beruflich oder anderweitig. Schon länger habe ich mich gefragt, ob ich daran nicht etwas ändern kann. Ein bisschen weniger Sechstklässler und ein bisschen mehr Vorstandsvorsitzende vielleicht?

Perfekt, dass ich die Gelegenheit bekam, Tan von Queer Eye (“French Tuck”!) zu interviewen. Natürlich würde es vor allem um die dritte Staffel gehen, die seit März auf Netflix zu sehen ist, aber ein paar persönliche Ratschläge würde ich doch auch noch abgreifen können.

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Für das Interview ziehe ich mir eine Cordhose und einen zwar flauschigen, aber unförmigen Hoodie an. Dazu Chucks. Ich will mich unbedingt von meiner extremsten Freaks and Geeks-Seite zeigen, damit Tan eloquenter über mein Outfit herfallen kann.

Tan France ist ein toller Gesprächspartner. Er ist, wie zu erwarten, großartig gekleidet; seine Frisur, die sich während unseres Treffens keinen Millimeter bewegt, hätte einen eigenen Artikel verdient. Er trägt eine Dior-Handtasche und flucht wie ein Kesselflicker. Bereits nach wenigen Minuten hat sich meine Stimmung aufgehellt, als hätte ich gerade eine halbe Packung Eis gegessen. Dass er seinem PR-Typen zuruft: “Ich brauche fünf Minuten länger”, nachdem ich ihn darum gebeten habe, meinen Look zu überarbeiten, ändert daran auch nichts.

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Nun will ich erst mal wissen, ob die Fab Five auch abseits der Kamera so gut miteinander klarkommen. “Das sind meine allerbesten Freunde”, sagt Tan. “Wir haben eine superenge Verbindung und verbringen jeden Tag rund zehn Stunden miteinander, fünf Tage die Woche. Minimum. Wir kennen uns verdammt gut und ich weiß, dass unser Verhältnis etwas Besonderes ist.”

Sein persönliches Highlight der neuen Queer Eye-Staffel? Anders als erwartet nennt Tan die Makeover zweier Frauen, eine davon eine selbsternannte “Butch-Lesbe”. Selbst bei der Erinnerung an die Transformation versprüht er noch den mitreißenden Enthusiasmus, den er auch in der Sendung immer zu haben scheint. “Sie hatte, seit sie klein war, keine Kleider mehr getragen und ich wollte sie nicht überreden. Nur weil sie eine Frau ist, muss sie keine Kleider tragen. Allerdings war sie neugierig und ich sagte ‘OK, dann lass uns gemeinsam neugierig sein.’ Sie sah umwerfend aus.”

Im Gespräch lässt Tan fallen, dass er eigentlich Experte für Damenmode ist. Ich sehe meine Chance und greife sofort zu. “Was … ähm, was hältst du von meinem Outfit?”

Sofort bittet er mich aufzustehen. “Die Sache ist die: Bei uns geht es nicht um Kritik. Ich werde dich also nicht einfach aus Prinzip kritisieren. Wenn du das wirklich machen willst, dann müssen wir ehrlich sein. Welche Teile deines Körpers würdest du gerne betonen, von welchen Teilen lieber ablenken?”

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Ich druckse herum, meine Beine zu mögen und mit meiner Taille etwas unzufrieden zu sein.

“OK, Arbeitskleidung. Ich hätte nie gedacht, dass du 24 bist. Du siehst viel jünger aus und du kleidest dich viel jünger.”

Verdammt, er hat mich.

“Für die Arbeit würde ich dir vielleicht von Cordhosen abraten. Und wenn du Cord trägst, dann vielleicht nicht die Sneaker dazu. Vielleicht eher Stiefel. Ich weiß nicht, ob du Absätze trägst – und ich ermutige eine Frau nie dazu, Absätze zu tragen. Aber wenn du gerne ein bisschen Höhe gewinnen willst – ich finde ein bisschen Höhe super –, dann brauchst du keine High Heels, nur etwas, das ein bisschen anspruchsvoller als Sneaker mit Cordhose ist. Ich kann mir vorstellen, dass Stiefeletten mit einem Rock superheiß an dir aussehen würden.”

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Tan blüht richtig auf. Er ist verdammt gut in dem, was er tut, und sobald er einmal in seinem Element ist, ändert sich sein ganzes Verhalten. Da ich offensichtlich dringend etwas Stil-Nachhilfe gebrauchen kann, macht er weiter:

“Und ich denke ernsthaft, dass du, weil du in der Vertikalen etwas benachteiligt bist – mir geht es genauso, ich bin für einen Mann relativ klein –, anders mit deinen Proportionen spielen musst. Trag keine langen Tops, sondern lieber etwas kürzere. Trag nichts, was über deine Hüfte geht, das macht dich kleiner. Und ich würde feinere Stoffe bevorzugen.”

Jetzt will ich noch wissen, wie ich die passende Einstellung erreiche. “Wie lässt sich am besten Selbstbewusstsein ausstrahlen?”

tan france

Tan überlegt einen Moment.

“Das ist jetzt sehr amerikanisch, ich weiß, aber wenn du dich beim Zähneputzen im Spiegel anschaust – ich will, dass du das in deiner Unterwäsche machst –, solltest du dir überlegen: ‘Was mag ich an mir? Was liebe ich an meinem Körper?’ Und ich will, dass du diese Sachen hervorhebst. Wie oft ich schon meinen Körper betrachtet und mir gedacht habe: ‘Das hasse ich so an mir, warum zur Hölle sehe ich so aus? Ich muss aufhören, dieses ganze Zeug zu essen und mehr Sport machen.’ Ich bin diese Perspektive so leid und dementsprechend verbringe ich morgens mehr Zeit vor dem Spiegel, darauf zu achten, was ich an meinem Körper mag.”

Ich spüre, wie mein Herz anschwillt, und verabschiede mich mit dem Gefühl, dass meine Tage als 13-jähriger Inlineskater gezählt sind. Mit Tans Hilfe könnte ich es vielleicht sogar schaffen, wie 17 auszusehen.

Direkt am nächsten Morgen mache ich mich ans Werk.

Als erstes muss ich mich beim Zähneputzen im Badezimmerspiegel begutachten – natürlich in einem BH, in dem ich mich auch gerne fotografieren lasse. Jetzt muss ich mich aufbauen. Normalerweise beginnt mein Tag mit einer Schüssel Rice Krispies und einer halben Scheibe Toast, die ich hastig auf dem Weg zum Bus verzehre. Aber wenn Tans Tag mit Selbstermunterung und nicht mit Müsli beginnt, und seine Frisur so gut sitzt, dann kann das für mich auch nur positiv sein.

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Aufgemuntert und mit minzfrischem Atem suche ich mir ein Outfit zusammen. Tan hatte einen Rock und Stiefeletten empfohlen. Also wühle ich mich durch die Sachen, die eigentlich nur für Vorstellungsgespräche gedacht sind.

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Für meinen neuen Professional-Look kombiniere ich einen samtenen Minirock mit einer verdammt seriösen Strumpfhose und der Art Seidenbluse – “feinere Stoffe”, nicht? –, deren Grün nach Erfolg schreit. Die Transformation ist perfekt.

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Wenn irgendein Magazin gerne einen Artikel à la “Diese Millennials sind auf dem Weg an die Spitze” machen will: Ihr dürft das Bild gerne verwenden. Ich stehe jederzeit für Interviews zur Verfügung.

Tan hatte Recht: Mein Outfit lässt mich sofort selbstbewusster fühlen. Aber Tan wäre gleichzeitig der erste, der einwenden würde, dass es etwas mehr als ein paar Absätze braucht, um wirklich das Queer Eye-Makeover absolviert zu haben.

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