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Ich habe versucht, den Roboterkoch im Lego Restaurant zu hacken

In Zurück in die Zukunft 2 gibt es eine Szene, in der Marty McFlys Mutter eine Minipizza in eine Art Mikrowelle schiebt und zwei Sekunden später plötzlich eine üppig belegte Familienpizza herauszieht. OK, es handelt sich um einen Science-Fiction-Streifen, aber Biff Tannen als US-Präsident erinnert doch sehr an einen gewissen Menschen, der dieses Amt derzeit innehat. Wer weiß, was der Film uns noch alles vorhersagt.

Zwar gibt es im Lego House im dänischen Billund keine magischen Mikrowellen, dafür aber ein von Robotern gemanagtes Restaurant. Und auch sonst bietet der 12.000 Quadratmeter große, von Legosteinen inspirierte Vergnügungstempel alles, was die Herzen junger und alter Legofans begehren – von außergewöhnlichen Figuren über spaßige Aktivitäten bis hin zu speziellen Spielen.

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Das Lego House von oben | Foto: bereitgestellt von Lego House

Alles sehr stylish und gut durchdacht, aber das eigentliche Highlight ist und bleibt das Restaurant namens “Mini Chef” im Erdgeschoss des Komplexes. Als wir dort eintreten, erblicken wir direkt die Schienenspirale, die von der Küche runter zu den Gästen führt, und zwei Anzug tragende Legoroboter, die das Essen an den Tisch bringen.

Unser Kellner kommt zu uns rüber und platziert eine Art klobiges Tablet auf unserem Tisch. Anschließend folgt eine Einweisung: Wir sollen unser gewünschtes Essen aus Legosteinen zusammenbauen und diese dann wie eine Diskette in den Computer einführen. Anschließend müssen wir uns nur noch zurücklehnen und die Show genießen.

Die DIY-Speisekarte im “Mini Chef”-Restaurant | Foto: bereitgestellt vom Autoren

Vor uns liegen tatsächlich kleine Tüten voller Legosteine. Die Speisekarte zeigt uns die vier Kategorien auf, aus denen wir unser Essen zusammenstellen können: Hauptgericht, rohes Gemüse, gekochtes Gemüse und Beilagen. Durch einen roten 4×1-Legostein wird klar, dass ich glasierte Schweineschulter als Hauptgang will, während ein blauer 2×1-Stein für Kartoffelpüree mit eingelegten Senfkörnern steht. Insgesamt muss man pro Kategorie einen Stein auswählen und eine Figur zusammenbauen, die man erst in eine Art Kassette und anschließend in den Computer einführt. Das Gerät erkennt dann, was man bestellen will.


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“Eigentlich war im Lego House kein Restaurant geplant”, erklärt René Due Jessen, der Manager. “Hier sollte eine Cafeteria stehen, aber dann wollten wir doch etwas Außergewöhnliches machen. Das Fließband und die Roboter sind natürlich von unseren Produktionswerken inspiriert.”

Und Mini Chef hat kulinarisch gesehen tatsächlich mehr zu bieten als andere Vergnügungsparks: gegrillte Zucchini in Holunderblüten-Essig, Buchweizen-Nudeln mit Sesam oder in Salz gebackene Selleriewurzel mit brauner Butter. Und auch das Hähnchen klingt sehr verlockend. Das Problem: Ich will als Hauptspeise auch den gebackenen Dorsch mit Tartar-Soße probieren. Also baue ich eine Legofigur aus zwei roten Steinen. Der Computer macht mir allerdings einen Strich durch die Rechnung und zeigt nur ein großes X an. Das Gleiche passiert, wenn ich sieben kleine Steine zusammenbaue, um ein paar Extraportionen abzustauben. Der Roboterkoch lässt sich nicht hacken.

Foto: bereitgestellt vom Autoren

“Das System ist sehr sicher”, erzählt Due Jessen. “Es ist nicht in der Lage, zwei Steine der gleichen Farbe auszulesen. Dieses Prinzip haben wir von Anfang an implementiert, um eine gesunde, ausgeglichene Mahlzeit zu garantieren.”

Alles klar. Jetzt halte ich mich an die Vorgaben und die Maschine spielt eine Reihe von Animationen ab. Unsere Bestellung ist aufgenommen. Über den Bildschirm suchen wir auch unsere Getränke aus, die uns ein Mensch an den Tisch bringt. Als mir der Kellner mein Bier hinstellt, schaue ich ihn mir jedoch genau an – nicht, dass es sich bei ihm doch um eine Maschine handelt.

Foto: bereitgestellt vom Autoren

Das Essen wird außerhalb der Küche aber nicht von Menschenhänden angefasst: Als uns der Computer mitteilt, dass unsere Bestellung fertig sei, kommen auf den gewundenen Schienen direkt vier Legoboxen gerutscht.

Einer der schick gekleideten Roboter präsentiert uns die Speisen. Das Hähnchen wird in zwei Teilen serviert: Die Keule ist mit Roggen und Dinkel paniert und frittiert, die Brust hingegen erst langsam gekocht und anschließend knusprig gegrillt. Als Dipp bekomme ich Barbecue-Soße mit Knoblauch. Als Gemüse erwartet mich gegrillter Blumenkohl in Vesterhavsost, der dänischen Version von Gouda. Und meine dünnen, handgeschnittenen Pommes sind mit Zitronenthymian gewürzt.

Hühnchen, gegrillter Blumenkohl, Weizenkörnersalat mit Kohlrabi und Pommes mit Zitronenthymian | Foto: bereitgestellt vom Autoren

“Wenn die Kinder das Pommesgewürz nicht mögen, sagen wir einfach, es sei Konfetti”, erzählt Due Jessen. “Dann essen sie direkt drauflos. Manchmal muss man eben ein wenig tricksen.”

Egal ob nun Konfetti oder Zitronenthymian, es schmeckt verdammt lecker. Als Berater hat aber auch der Chefkoch des Edelrestaurants Kadeau im Mini Chef mitgewirkt und die Roboterküche wird von sechs Profiköchen geleitet – angeführt von Mikkel Laursen, den man in Dänemark 2016 zum Koch des Jahres kürte.

“Damit unsere Gäste kreativ und inspiriert spielen können, müssen wir ihnen nahrhaftes Essen bieten”, erklärt Due Jessen. “Deshalb verwenden wir nur gesunde Bio-Zutaten und setzen auf Nachhaltigkeit.”

Foto: bereitgestellt vom Autoren

Ich stibitze mir eine Stück vom gebackenen Dorsch, den sich mein Sohn bestellt hat. Die Kruste schmeckt nach Bärlauch. Und als Geschenk hat er einen kleinen Legokoch bekommen. Der gleiche Koch ist auch auf dem Bildschirm zu sehen, wo er zusammen mit drei Kollegen auf unsere Komplimente wartet – wie kleine, digitale Menschen, die nicht nur saftiges Hähnchen und knusprige Pommes servieren, sondern uns vielleicht auch die Zukunft zeigen.