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Ich habe 2 Wochen nicht geduscht—und mich stattdessen mit Bakterien eingerieben

Als im Mai die erste Hitzewelle des Sommers das Land überrollte, traf ich eine antizyklische Entscheidung: Ich legte Shampoo und Seife beiseite und entschloss mich, zwei Wochen lang mit dem Duschen aufzuhören. Statt wie jeden Morgen unter die Dusche zu springen, gab es ab sofort eine einfachere und angeblich auch gesündere Lösung zur Köperpflege: Ich würde mich mit einem „probiotischen Körperspray” einsprühen und meiner Haut eine Dosis lebender Bakterien gönnen, die sich von dem im Schweiß enthaltenen Ammoniak ernähren würden und somit meinen Geruch neutralisieren sollten. Selbst mein Deo musste den angeblich hautfreundlicheren Produkten weichen.

Es sollten zwei sehr interessante Wochen werden. Manchmal sahen meine Haare fantastisch aus. Manchmal roch ich etwas streng. Und ein Mal wurde ich von einem Mitmenschen angekotzt, woraufhin ich diese besondere Art der Sauberkeit auf ihre ultimative Probe stellen musste.

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Möglich wurde mein Experiment dank eines Produkts von einer Firma mit dem schönen Namen Mother Dirt. Fragt man die Mitarbeiter des Bostoner Unternehmens, sind Pflegemittel mit lebenden Bakterien die Zukunft der Hautpflege. Der Chemiker, der hinter Mother Dirt steckt, David Whitlock, hat seine Entwicklung bereits dem ultimativen Härtetest unterzogen und selbst seit 13 Jahren nicht mehr geduscht.

Diese Vision steht in einem krassen Kontrast dazu, wie wir seit Jahrzehnten mit Bakterien umgehen: sie sind etwas, das mit Hilfe von Seifen, Antibiotika und einer handvoll Desinfektionsmittel beseitigt werden muss.

„Unsere Mission ist es, Sauberkeit neu zu definieren”, erklärte die Produktentwicklerin Jasmina Aganovic die Vision der Firma gegenüber Motherboard. In unserer Gesellschaft wird die „Wahrnehmung von ‚sauber’ mit dem Wort ‚steril’ verwechselt”, ergänzte sie. Wenn man sie fragt, liegt wahre Sauberkeit darin, die richtige Art von Bakterien auf seinem Körper zu hegen und zu pflegen, statt täglich wahllos alle Bakterien wegzuspülen.

Würde ich tatsächlich bessere Haut bekommen und sauber bleiben, wenn ich meine Seifen gegen ein bakterienreiches Spray eintauschen würde? Und, noch wichtiger, können „gute Bakterien” eine Antwort auf die Leiden der ultra-sterilen Moderne sein? Ich wollte es herausfinden—mit einem zweiwöchigen quasi-wissenschaftlichen Experiment an meinem eigenen Körper.

Transmutation in the Flat Fields. Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung des Samuel Bucket Collective

Das menschliche Mikrobiom, also die merkwürdige und doch wundervolle Gesamtheit der Milliarden von Mikroorganismen, die unseren Körper besiedelt, ist längst nicht mehr nur eine Hygiene-Frage, sondern wird auch in der Wissenschaft zunehmend zum Thema—immer mehr Forschern wird klar, was für einen großen Einfluss Mikroorganismen auf unsere Gesundheit haben.

Bakterien helfen uns dabei, unser Essen zu verdauen. Sie stärken unser Immunsystem. Sie spielen alle möglichen Rollen, im Guten wie im Schlechten.

Das Mikrobiom eines jeden von uns ist so einzigartig wie unser Fingerabdruck, und es beginnt bereits von der Geburt an, sich zu entwickeln, wenn nicht sogar schon vorher. Neugeborene, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, haben tatsächlich ein etwas anderes Mikrobiom als vaginal entbundene Kinder. Zwar gibt es keine Studien, die eindeutig belegen, dass dieser Unterschied Gesundheitsprobleme verursacht, trotzdem experimentieren Forscher bereits damit, Neugeborene nach einem Kaiserschnitt mit vaginalen Mirkoben einzureiben, um festzustellen, ob es sich positiv auf die Gesundheit der Kinder auswirkt.

Die meisten wissenschaftlichen Studien haben sich bisher allerdings auf den Darm konzentriert, in dem es nur so von Bakterien wimmelt. Doch zwischen unserem größten Organ, der Haut, und unseren Mikroben finden ebenso viele wichtige Interaktionen statt. Wir können uns unser Haut-Mikrobiom wie eine individuelle Weltkarte mit unterschiedlichen mikrobiellen „Gemeinschaften” in unseren unterschiedlichen Körperregionen vorstellen, und jede Gemeinschaft hat eine eigene, ausgeprägte Kultur.

Die Macher von Mother Dirt sind überzeugt, dass wir modernen Menschen eine bestimmte Sorte Ammonium-oxidierender Bakterien (AOBs) ausgelöscht haben, die auf allen Lebewesen, einschließlich dem Urmenschen, lebte. Wenn wir es schaffen, diese AOBs wieder auf unserem Körper anzusiedeln, könnte das unserer Gesundheit sehr gut tun. Das ist zumindest die Grundidee hinter allen Produkte von Mother Dirt.

„In der Natur stösst man wirklich überall, wo Ammoniak produziert wird, auf diese Bakterien”, berichtete mir Aganovic. „Die Haut des modernen Menschen stellt dabei die einzige Ausnahme dar.” Sie warnte mich jedoch davor, von heute auf morgen all meine Pflegeprodukte beiseite zu legen. „Das ist zwar sehr mutig, ich rate davon aber eher ab”, sagte sie. Es kann eine Weile dauern, bis sich der Körper an eine neue Routine gewöhnt, und in der Zwischenzeit—also bevor die AOBs wirklich Fuß fassen können—können bei Leuten, die sich ihrer gesamten alten Produkte entledigt haben, unschöne Nebenwirkungen auftreten, sagte sie.

Seit der Entdeckung von Penicillin vor etwa 90 Jahren steht unsere Gesellschaft auf Kriegsfuß mit Bakterien und behandelt sie wie unseren schlimmsten Albtraum.

„Körpergeruch ist der Aspekt, bei dem ich mir offen gesagt am meisten Sorgen mache”, gab Aganovic zu. Um das Konzept von Mother Dirt zu testen, hatte ich für mein Experiment zwei Wochen eingeplant—so lange, wie es laut Aganovic dauert, bis man selbst eine Veränderung an seinem Körper wahrnimmt. Ich wollte stark sein, und so machte ich einen radikalen Schritt: Ich verabschiedete mich direkt an Tag eins von allen Shampoos, Seifen, Spülungen und Deos.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, sprang ich unter die Dusche und wusch mich mit Mother Dirts bakterienfreundlichem „Reiniger”, dessen nicht ganz so fluffiger Schaum mich an Zahnpastaschaum erinnerte. Richtig sauber fühlte ich mich danach aber nicht. Die Haare wusch ich mir mit einem Shampoo, das die AOBs angeblich bei was auch immer sie eigentlich tun unterstützt (das Shampoo schäumte kein bisschen). Dann sprühte ich mich mit dem AO+ Körperspray ein, einem „probiotischen Spray für die Haut”, und zwar an den Stellen, an denen ich am stärksten schwitze—meinem Nacken, meinen Armbeugen und unter meinen Achseln.

Dann stieg ich auf mein Fahrrad und fuhr zur Arbeit.

Und tatsächlich, die nächsten Tage waren vollkommen in Ordnung. Ich bestand jeden Schnüffel-Test. Ich fühlte mich gut, wenn auch am Ende des Tages vielleicht ein wenig zu feucht. Noch verspürte ich keine Sehnsucht nach meinem Make-Up oder meinen Seifen.

Doch dann passierte es: In meinem Gesicht tauchte zum ersten Mal seit etwa sieben Jahren ein Pickel auf.

The Wind Brings Cold Tears to Flower’s Face

Die nächsten fünf Tage lang kam ich nassgeschwitzt vom Fahrradfahren nach Hause und begab mich schnurstracks in die Küche und zum Kühlschrank (in dem ich meine AO+-Produkte entsprechend der Vorgaben von Mother Dirt aufbewahrte). Ich riss die Kühlschranktür auf und sprühte mich komplett mit dem kühlen Spray ein, und dachte mir, dass das sich die hungrigen Bakterien sicher über den Schweiß von meiner Fahrradfahrt freuen.

Ein Freund von mir stand gerade am Herd und kochte. Er flippte total aus.

„Was machst du da?”, schrie er. „Ihhh! Geh mit dem Zeug sofort von meinem Essen weg!” Zwar ist das Spray scheinbar „frei von Konservierungsmitteln” und „kinderfreundlich”, doch das Wort „essbar” wird auf der Verpackung tatsächlich nicht erwähnt.

Seine Reaktion erinnerte mich daran, dass wir mittlerweile alle Bakterien als schlecht ansehen—in unseren Augen gelten sie alle als Krankheitserreger.

So ging ich also mit meinem Spray in den Raum nebenan.

Seit der Entdeckung von Penicillin vor etwa 90 Jahren steht unsere Gesellschaft auf Kriegsfuß mit Bakterien und behandelt sie wie unseren schlimmsten Albtraum. Antibiotika, Sanitäreinrichtungen und Pasteurisierung (ganz zu schweigen von allgegenwärtigen Händedesinfektinsmitteln) haben es unserer modernen Gesellschaft ermöglicht, zu florieren. Doch das alles hat vielleicht seinen Preis. Krankheiten wie Asthma, Fettleibigkeit, Jugenddiabetes und diverse Lebensmittel-Allergien nehmen stetig zu.

Manche Wissenschaftler vermuten, dass die moderne Hygiene mit Schuld daran ist. Viele haben sich unseren Sauberkeitswahn als Untersuchungsobjekt vorgenommen, und es tauchen immer mehr interessante Ergebnisse auf. In einer Studie aus dem Jahr 2015, die mit 1.029 schwedischen Kindern durchgeführt wurde, konnte gezeigt werden, dass Kinder von Eltern, die ihr Geschirr generell eher per Hand abwaschen (statt es in der Spülmaschine waschen zu lassen) mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit allergische Erkrankungen, einschließlich Ekzemen, entwickeln. (In Spülmaschinen wird der Bakteriengehalt der Gegenstände deutlich verringert, heißt es im Paper.)

Doch in der Wissenschaftswelt ist man sich über die gesündeste Art der Hygiene alles andere als einig, und jeder, der etwas anderes behauptet, versucht wahrscheinlich, euch etwas zu verkaufen.

Hautprobleme wie Akne oder Ekzeme kommen immer häufiger vor, gab Aganovic zu bedenken. Obwohl man diese Probleme nicht unmittelbar auf Veränderungen in unserem mikrobiellen Umfeld zurückführen kann, wirft die Mother Dirt-Mitarbeiterin die Frage auf: „Haben wir vielleicht etwas übersehen?”

Auf die Idee zu AOBiome (Mother Dirt ist die Marke des Unternehmens, über die die Produkte verkauft werden) war Whitlock gekommen, nachdem er beobachtet hatte, dass Pferde es lieben, sich im Dreck rumzuwälzen. Das tun sie, um „ihre Haut auf diese Weise mit guten Bakterien einzureiben”, behauptet er. Er meint, dass die Mikroben, die sie aufnehmen, uns allen gut tun könnten.

Laut Whitlock reagieren diese Bakterien „sehr empfindlich auf Reinigungsmittel”, und vermehren sich ziemlich langsam. Waschen wir sie also ein Mal weg, dauert es recht lange, bis wieder eine ausreichend große Menge Bakterien vorhanden ist, die sich um unsere Hautflora kümmern kann. Aganovic weiß, dass es potenzielle Kunden abschrecken könnte, wenn man ihnen empfiehlt, nicht mehr zu baden oder zu duschen .„Das Problem ist nicht das Waschen an sich”, sagte sie. „Das Problem sind die Produkte, die wir unter der Dusche und danach benutzen, die giftig für die Bakterien sind.”

Weder Whitlock noch Aganovic versprechen, dass ihre bakterienreichen Produkte Akne oder Ekzeme „heilen” werden. Stattdessen sprechen sie von einem „Gleichgewicht”, das für gesündere Haut sorgen soll.

„Wenn es im Ökosystem ein Ungleichgewicht gibt”, so Aganovic, „gibt das den schlechten Bakterien Raum, um außer Kontrolle zu geraten. Ein ausgeglichenes Ökosystem hingegen kommt ohne Weiteres mit ihnen klar.”

Auch Whitlock selbst erklärte mir gegenüber, dass seine dusch-freie Lebensweise zu keinerlei Problemen in seinem Alltag geführt hat: „Ich fühle mich nicht schmutzig. Sonst würde ich mich waschen”, antwortete er ganz sachlich und fügte hinzu, dass er seine Hände wäscht, bevor er Essen zubereitet und nachdem er auf Toilette war.

„Es wird immer gefragt, ob er stinkt. Die Antwort lautet nein”, sagte Aganovic. „Die Leute denken, dass wir nach einer Weile zwangsläufig stinken müssen, doch das ist nicht der Fall. Sechzig Prozent unserer Kunden benutzen kein Deo mehr”, fuhr sie fort. „Gestank entsteht durch ein Ungleichgewicht der Bakterien. Wenn man das Gleichgewicht aber aufrecht erhält, kümmert es sich um sich selbst.”

Deadheaded Bouquet

Zu Beginn der zweiten Woche meines Selbstexperiments fühlte ich mich allerdings nicht mehr ganz so gut. Meine Haare waren ziemlich fettig. Am Ende des Tages kam ich mir ranzig vor—ich ertappte mich, wie ich eine Waschmaschinenladung hinter der anderen wusch. Eines Tages wagte sich meine Freundin Liz tief in meine Achselhöhle vor und beschrieb meinen Geruch als „salzig.” Sie sagte mir auch ganz ehrlich, dass ich nicht so gut aussehe—eine bittere Wahrheit, die mir auch schon selbst aufgefallen war.

Niemand sagte mir gerade heraus, dass ich stinke, doch ich wusste, dass ich mittlerweile etwas „reif” roch.

Den absoluten Tiefpunkt erreichte mein Experiment am neunten Tag. Nach drei Stunden Autofahrt und der Reiseübelkeit eines Mitfahrers wurde ich wortwörtlich angekotzt. (Wir hatten gerade Eis bei McDonalds gegessen.) Ich versuchte mich so gut wie möglich von den feucht-warmen Eisresten zu befreien, doch die nächsten zwei Stunden konnte ich nicht duschen, und auch als wir schließlich an unserem Ziel angekommen waren, hielt ich mich eisern an die mir auferlegten Regeln und wusch mich nur mit dem Mother Dirt Reiniger. Die bescheidene Menge Schaum verschwand zügig im Abfluss, doch ich fühlte mich noch lange danach nicht wirklich sauber.

The Next Day

Während der zwei Wochen habe ich mich mit ein paar Wissenschaftlern unterhalten, die sich mit der menschlichen Haut und ihrem Zusammenspiel mit dem Immunsystem befassen. Ich wollte gerne ihre Meinung darüber hören, ob Produkte mit lebenden Bakterien, wie sie von Mother Dirt angeboten werden, nützlich sein könnten.

Ich bekam einige skeptische Meinungen zu hören. Klar ist nur: Die Wissenschaft der Probiotika steckt noch in den Kinderschuhen. Wir haben noch kein umfassendes Verständnis davon, wie sie sich auf unseren Körper auswirken und was sie bewirken können.

Ein Wissenschaftler warf beispielsweise die berechtigte Frage auf, wie leicht sich die neuen Bakterien denn eigentlich auf der Haut „ansiedeln”, selbst wenn sich jemand ganz fleißig mehrmals täglich mit dem AO+ Spray einsprüht.

„Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass [das Mikrobiom unserer Haut] überraschend stabil ist”, sagte Julia Oh vom Jackson Laboratory in Maine. „Wir duschen ständig, waschen unsere Hände und benutzen desinfizierende Produkte, werden von anderen Menschen [in unterschiedlichen Umgebungen] berührt.” Und trotz alldem verändert sich unser Mikrobiom nicht bedeutend, erklärte die Wissenschaftlerin—genauso, wie wir nicht sofort krank werden, nur weil wir zusammen mit jemandem in der U-Bahn gesessen haben, der irgendeinen Virus hat. Unser Körper ist ziemlich gut darin, Angreifer abzuwehren.

Doch Oh vermutet, dass es in Zukunft mehr solcher Produkte geben könnte, sobald Forscher die Schwachstellen beheben können. „Die probiotischen und prebiotischen Bereiche haben gewaltiges Potenzial”, sagte sie. Mit einer ausreichenden Menge dieser Bakterien könnte man das Immunsystem, wie Oh sagt, „kitzeln” um eine förderliche Reaktion auszulösen.

Wissenschaftler denken bereits über den Einsatz von Stuhltransplantationen nach, um eine Reihe von Krankheiten wie C. difficile oder Morbus Crohn zu bekämpfen. In einigen Studien konnten vielversprechende Ergebnisse erzielt werden. Ein anderer Weg, das Mikrobiom zu verändern wäre, Neugeborene mit vaginalen Mikroben einzureiben, wenn bewiesen werden kann, dass dieses Verfahren wirkt. Und AOBiome ist der Vorreiter dabei, herauszufinden, ob AOBs das Potenzial haben, Akne zu heilen.

Und auf einmal scheint es keine ganz so absurde Idee mehr zu sein, „gute” Bakterien auf seine Haut aufzutragen.

Transparent Flow

Was mich angeht—als mein nicht gerade wissenschaftliches Experiment sich dem Ende zuneigte und ich langsam die Ziellinie erspähen konnte, fragte ich mich, ob ich wirklich schon bereit wäre, meine alten Seifen und Deos zu benutzen. Es war immer noch recht viel von dem Mother Dirt Shampoo und dem AO+ Körperspray übrig. (Den Reiniger hatte ich jedoch bis zum letzten Tropfen aufgebraucht. Ich muss scheinbar riesige Mengen davon benutzt haben, um mich sauber zu fühlen.)

Ich hatte zwei Wochen damit zugebracht, eine ausreichend große Menge „guter” Bakterien auf meinem Körper zu kultivieren, um all die versprochenen Vorteile eines gesunden und „ausgeglichenen” Mikrobioms auf meiner eigenen Haut zu erleben. Vielleicht würde ich doch nicht ganz so scharf darauf sein, die vielen Bakterien mit einer einzigen Dusche zunichte zu machen.

Die Wahrheit ist jedoch, dass ich all meine Produkte wieder herzlich in meinem Bad begrüßte, sobald der 15. Tag angebrochen war. Während der zwei Wochen habe ich nie extrem stark gerochen, und meine Haut sah manchmal sogar richtig strahlend aus. Doch der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier. Ich habe bereits eine feste Pflege-Routine und viele Lieblingsprodukte, die das Regal in meinem Bad füllen.

Vielleicht werden sich in einem oder zwei Jahrzehnten alle nur noch mit guten Bakterien besprühen, und ein Deo wird uns total altmodisch und merkwürdig vorkommen. Vielleicht werden Patienten in Krankenhäusern mit in „Roboter-Därmen” angefertigten Bakterientransplantationen behandelt werden, und jede Drogerie wird Sprays zur Bakterienansiedlung anbieten.

Doch bis dahin wird der größte Beitrag von Mother Dirt und ähnlichen Unternehmen, die mit Sicherheit schon bald auf den Markt kommen, darin bestehen, die Menschen dazu zu bringen, ihre Meinung über Bakterien zu überdenken und zu realisieren, dass sie nichts sind, was bekämpft werden muss— sondern schon immer Teil unsere Lebens gewesen sind. In guten und in schlechten Zeiten.