Sex

Ich liebe Sex, aber mit meinem Partner macht er keinen Spaß mehr

Illustration of a couple having sex while one person looks at their phone.

“Frag VICE” ist eine Artikelreihe, bei der uns Leserinnen und Leser bitten, ihnen bei verschiedenen Problemen zu helfen – egal, ob es sich um Beziehungsprobleme oder den Umgang mit nervigen Mitbewohnern handelt. Dieses Mal hoffen wir, einer Leserin zu helfen, die Sex mit ihrem Partner langweilig findet.


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Hey VICE,

ich bin mir nicht sicher, ob mein Problem wirklich ein Problem ist, vielleicht ist das auch sehr verbreitet. Als Teenagerin war Sex für mich das Aufregendste auf der Welt, und ich habe mich immer als offene und freigeistige Frau gesehen. Ich habe regelmäßig Pornos geschaut, zum 13. Geburtstag habe ich einen kleinen Vibrator geschenkt bekommen, mit 15 hatte ich das erste Mal Sex und danach probierte ich mich aus. Von da an habe ich die Pille genommen.

Ich fand es immer toll, wie sich die Spannung langsam aufbaut, bevor man mit jemandem schläft. Also habe ich nach diesen Momenten gesucht. Am liebsten bin ich freitags ausgegangen, habe mit jemandem rumgemacht, den ich kaum kannte, und mit etwas Glück bin ich mit der Person nach Hause gegangen. Meistens waren es Männer, manchmal auch Frauen. Der Sex hat mir Spaß gemacht, obwohl die Aufregung für mich nach den ersten paar Minuten eigentlich schon vorbei war.

Als ich in meine Zwanziger kam, sehnte ich mich nach einer ernsten Beziehung. Also ging ich Beziehungen ein, aber so schön sie auch waren: Ich fand den Sex bald langweilig. Das hat nichts damit zu tun, wie die Person im Bett ist – ganz im Gegenteil: Mein jetziger Freund weiß genau, was er tut, und er probiert gerne Neues aus.

Ich habe immer noch Lust auf Sex. Aber sobald wir loslegen, verliere ich das Interesse und fühle mich manchmal sogar unwohl. Es erscheint mir alles so eintönig und anstrengend. Ich habe keine Lust, schmutzig zu werden, die Laken zu wechseln und körperlich erschöpft zu sein. In diesen Momenten muss ich mich wirklich konzentrieren, um geil zu werden. Normalerweise stelle ich mir dann vor, dass ich zum ersten Mal Sex mit jemand anderem habe.

Ich habe schon einiges versucht: Ich habe eine Weile die Pille abgesetzt, habe verschiedene Toys gekauft, und wir haben zusammen Pornos angeschaut. Einmal hat mein Freund mich sogar gefesselt, und wir haben unsere Beziehung geöffnet. Das alles hat eine Zeit lang geholfen, aber dann habe ich mich wieder gelangweilt.

Meine größte Fantasie ist Gruppensex, aber ich habe Angst, dass mich das am Ende auch langweilt. Ich habe eine ausgeprägte Libido. Wenn ich also erregt bin, masturbiere ich schnell. Das finde ich einfacher. Aber es ist auch schade, denn ich vermisse das Gefühl, das ich früher bei gutem Sex hatte.

Wie kann ich es schaffen, dass der Sex mit meinem Partner wieder aufregend ist und Spaß macht? Oder ist ewige sexuelle Freude für mich einfach nicht drin?

Danke,

K.


Hey K.,

es ist nicht ungewöhnlich, dass der Sex mit derselben Person im Laufe der Zeit etwas an Glanz verliert. Studien zeigen, dass das Gefühl der sexuellen Zufriedenheit in einer Beziehung nach zwölf Monaten den Höhepunkt erreicht. Andere Untersuchungen belegen, dass sich Frauen beim Sex mit ein und derselben Person schneller langweilen als Männer.

“Ich höre immer wieder von Paaren, dass der Sex in ihrer Beziehung nicht mehr so aufregend ist wie zuvor”, sagt der Sexualtherapeut Yuri Ohlrichs, der am Rutgers Wissenszentrum für Sexualität in den Niederlanden arbeitet. “Für manche Paare ist das ein Problem, für andere eine Erleichterung, weil Sex ihnen nicht so wichtig ist.”

Du schreibst, dass du das Gefühl vermisst, dass du bei richtig gutem Sex bekommst. Wir können dir versichern: Die Tatsache, dass du dein Sexleben im Moment langweilig findest, bedeutet nicht, dass du aufregenden Sex komplett abschreiben musst – auch nicht mit deinem jetzigen Partner.

Es kann verschiedene Gründe dafür geben, dass deine Lust auf Sex verfliegt, wenn du ihn dann tatsächlich hast. Die Pille könnte definitiv eine Rolle spielen. “Und auch andere Medikamente wie Antidepressiva können dazu führen, dass Sex weniger lustvoll wird”, erklärt Ohlrichs.

Langeweile beim Sex kann auch psychische Ursachen haben. Vielleicht bist du sehr gestresst, bist emotional unausgeglichen, oder dein Leben – mit all seinen Verpflichtungen – hat sich so sehr verändert, dass Sex darin einen geringeren Stellenwert einnimmt.

Das ist laut Ohlrich ein guter Zeitpunkt, um noch einmal zu überlegen, was Sex für dich bedeutet. Er nennt einige Fragen, die in diesem Kontext wichtig sind: “Kommuniziert ihr gut miteinander? Wie fängt der Sex an? Seid ihr aufeinander eingestimmt, wollt ihr das Gleiche oder habt ihr unterschiedliche Wünsche? Und wie ist es danach, schenkt ihr euch gegenseitig Aufmerksamkeit und Fürsorge?”

Du schreibst, dass du Sex mit schmutzigen Laken assoziierst. Erscheint dir Sex ein bisschen schmutzig, obwohl er dich anmacht? “Es kann sehr gut sein, dass dir in der Vergangenheit beigebracht wurde, dass Sex schmutzig ist, sodass du ihn nie richtig genießen kannst und es dir schwerer fällt, dich dabei emotional zu öffnen”, sagt Ohlrichs.

Das könne auch dazu führen, dass du Sex hauptsächlich mit seiner körperlichen Seite verbindest, also mit einer schnellen Nummer mit einer Person, die du kaum kennst. Deshalb fällt es dir vielleicht auch leichter, dich mit einem fremden Menschen “schmutzig” zu machen, dessen Meinung dir nicht so wichtig ist wie die deines Partners.

Was vor und nach dem Sex passiert, ist ebenfalls wichtig. Wenn du es hasst, nach dem Sex sauber zu machen, beeinflusst das, wie sehr du ihn genießen kannst. Wenn das dein Partner für dich übernimmt, kann das den Druck etwas senken.

“Vielleicht ist das, was du beim Sex vermisst, nicht rein körperlich”, fügt Ohlrichs hinzu. Du kannst ausprobieren, nach dem Sex über deinen Tag zu sprechen, damit er sich weniger wie eine körperliche Verpflichtung anfühlt, die nur den Orgasmus als Ziel hat. “Oder du kannst Tantra ausprobieren. Dabei geht es vor allem darum, die Spannung aufzubauen, indem der Orgasmus hinausgezögert wird”, sagt er.

Ohlrich betont, wie wichtig es ist, keine Angst davor zu haben, weiterhin die eigenen Wünsche zu äußern. “Du schreibst, dass du gerne Gruppensex ausprobieren würdest, aber Angst hast, das könnte dich ebenfalls langweilen”, sagt er. “Ich würde dir raten, das trotzdem einmal auszuprobieren, ohne vorher davon auszugehen, dass er nicht gut sein wird. Allein dieser Gedanke kann die tatsächliche Erfahrung weniger lustvoll machen.”

Vielleicht stellst du fest, dass Sex für dich eine rein körperliche Angelegenheit ist. Oder du entdeckst, dass du gerne wilden, unpersönlichen Sex mit deinem festen Partner hast, bei dem ihr euch behandelt, als wärt ihr Fremde – eventuell wenn eine dritte Person dabei ist.

Auch über den Ort könntest du neu nachdenken: Dein Zuhause ist für dich vielleicht eher ein Ort, an dem man es sich mit einer Serie gemütlich macht und abschaltet. “In diesem Fall könntest du zusammen mit deinem Partner einen anderen Ort suchen: das Schlafzimmer von jemand anderem oder ein Hotelzimmer”, sagt Ohlrichs.

Während du dir Zeit nimmst, um das herauszufinden, solltest du auch deinen Partner fragen, was er von eurem Sexleben hält. Vielleicht findet er es auch nicht mehr so spannend, und dann liegt die Lösung womöglich in der gemeinsamen Suche nach mehr Aufregung. “Wenn dein Partner mit dir zusammen überlegt, ist das schon die halbe Lösung”, sagt Ohlrichs. “Und wenn ihr zusammen keine Lösung findet, ist es immer hilfreich, mit einer sexualtherapeutischen Fachperson zu sprechen. Es ist nicht schlimm, um Hilfe zu bitten.”

Und schließlich ist es wichtig, sich daran zu erinnern: Es gibt keinen Grund, sich darüber zu ärgern, dass man Sex nicht mehr so erlebt wie früher. Laut Ohlrichs bist du bereits auf dem richtigen Weg. Du hast bereits viele verschiedene Dinge ausprobiert und es ist toll, dass dich dein Partner auf dieser Reise unterstützen möchte. Es gibt also viele gute Punkte, an denen du ansetzen kannst.

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