Wir hatten bei einer Abschiedsfeier auf der Arbeit schon zwei Flaschen Prosecco intus, als die Frage fiel: „Seid ihr schon mal vor eurem Freund auf die Toilette gegangen? Ich meine, als ihr nicht mal eben nur kurz pinkeln musstet?” Die Mehrheit war der Meinung, dass es auch innerhalb einer Beziehung gewisse Grenzen gibt, die man nicht übertreten sollte und Stuhlgang sei eindeutig eines der Dinge, die man lieber für sich behält.
Dass so viele von uns, was Stuhlgang angeht, soziale Ängste haben—nicht zu vergessen den Ekel, den Kot grundsätzlich bei den meisten uns hervorruft—, macht die Tatsache, dass es Menschen gibt, die einen Fetisch für menschliche Ausscheidungen haben, extrem schwer nachvollziehbar. Wie kann man so etwas ansprechend finden? Dieser Geruch! Die Konsistenz! Ist das nicht auch ziemlich gefährlich und ungesund?! (Nicht, wenn du vorsichtig bist, sagen Kot-Fetischisten.)
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Die einzigen Berührungspunkte, die ich vor der Arbeit an diesem Artikel mit Koprophilie hatte, war Two Girls One Cup und das Gerücht, dass ein Freund meiner Familie angeblich mal die Toilettenwände eines schicken Restaurants mit seinem eigenen Kot vollgeschmiert hat. Dann bin ich auf einen Subreddit namens /r/Coprophiles gestoßen.
Das Forum ist der größte Treffpunkt für kotbegeisterte Kinkster auf Reddit—ein Ort, an dem sie sich einander anvertrauen und offen über ihren Fetisch sprechen können, ohne von anderen verurteilt zu werden. Das ist wichtig, weil das Thema mit ziemlich viel Scham behaftet ist. Scham und Unwissen, denn nach wie vor scheint die Annahme zu herrschen, dass es vor allem Männer sind, die auf „Kaviar”-Spielchen stehen.
Ich habe fünf Frauen gefunden, die sich bereit erklärt haben, mit mir über ihre koprophilen Erfahrungen zu sprechen—Frauen, die selbst einen solchen Fetisch haben und Frauen, die Männer mit diesem Fetisch gedatet haben.
Jane, 28*, steht auf voyeuristische Kaviar-Videos
Ich bin mir nicht ganz sicher, wann mir klar wurde, dass ich einen solchen Fetisch habe. Ich kann mich aber noch daran erinnern, dass ich mit 12 Jahren und später als Teenager oft einen Spiegel genommen habe, um zu sehen, wie es aussieht, wenn ich auf die Toilette gehe. Als ich mit 14 anfing, über Sex nachzudenken, fand ich den Gedanken daran ziemlich antörnend.
Ich habe online nach Videos gesucht, die aber leider zu 99 Prozent Frauen zeigen und dass ich nur voyeuristische Videos mag, machte die Suche noch schwieriger. Kot zu essen, damit herum zu schmieren oder sich auf jemandem zu erleichtern, finde ich wahrscheinlich genauso eklig wie Menschen, die diesen Fetisch nicht haben. Die meisten Videos mit Männern scheinen aber eher solche Sachen zu zeigen.
Die voyeuristischen Videos, die jemanden zeigen, der sich in der Hocke erleichtert, mochte ich immer am liebsten.
Am Ende habe ich mein „Einhorn”-Video dann aber doch gefunden: Ein Video von einem Mann, der auf eine Hocktoilette geht. Die voyeuristischen Videos, die jemanden zeigen, der sich in der Hocke erleichtert, mochte ich immer am liebsten—die Haltung, der Blickwinkel, wie entblößt man ist und dass man danach besser sehen kann, wie sich ein Haufen gebildet hat. In Indien habe ich selbst mal eine Hocktoilette benutzt und das fand ich ziemlich heiß.
Ich glaube, was mich dabei am meisten anmacht, ist das Gefühl, wie sich der Anus dehnt und nicht so sehr der Kot selbst. Es törnt mich besonders an, wenn der Anus bei anderen etwas hervorsteht—so wie bei mir. Einen Analprolaps finde ich aber auch ziemlich schlimm.
Es klingt vielleicht komisch, aber ich sehe mir auch gern die Videos, die ich von mir selbst gemacht habe. Ich habe einen zum Teil ziemlich beeindruckenden Stuhlgang.
Sorsha, 22, stieß zufällig auf ihren Kot-Fetisch
Ich war schon immer sehr aufgeschlossen beim Sex und gegenüber Fetischen (ich probiere alles gerne mal aus) und verdiene mein Geld mit Independent-/Amateurpornos. Auf den Kot-Fetisch bin ich gestoßen, als mich ein Kunde gefragt hat, ob ich ihm ein einfaches Scat-Video drehen würde—von der sehr zahmen Sorte. Ich habe es gemacht, fand es überhaupt nicht schlimm und wurde am Ende selbst neugierig auf den Fetisch. Ich habe angefangen, mich eingehender damit zu beschäftigen und habe festgestellt, dass ich es wirklich mochte.
Ich stehe hauptsächlich auf die körperlichen Aspekte: den Moment, wenn es rauskommt, die Textur, wie es sich an meinen Händen und auf meinem Körper anfühlt und wie schwer es sich anfühlt, wenn es auf meinem Körper liegt—solche Sachen eben. Ich bevorzuge die Typen drei und vier auf der Bristol-Stuhlform-Skala [eine Tabelle die menschlichen Stuhl anhand seiner Form und Beschaffenheit in sieben Kategorien einteilt], aber es macht mir auch nichts aus, wenn der Stuhl weicher ist. Ich bin aber wirklich kein Fan von der weichsten Variante—die ist zu säurehaltig.
Ich habe mich noch nicht aktiv auf die Suche nach einem Partner gemacht, mit dem den Fetisch ausleben kann, deswegen habe ich damit noch keine besonderen Erfahrungen. Ich weiß aber, dass es für die meisten ein ziemlicher Kampf ist, weil es scheinbar fast nur Männer mit diesem Fetisch gibt und Frauen, die darauf stehen, werden entweder sofort „weggeschnappt” oder sie werden von dem Interesse der Männer so übermannt, dass sie es lieber für sich behalten, um nicht bedrängt oder belästigt zu werden.
Es birgt einige Risiken, mit Kot zu spielen oder ihn zu essen: Wenn der Kot von jemand anderem ist, wenn du eine Immunstörung hast, wenn der andere eine Immunstörung hat, wenn du krank bist, wenn die anderen krank sind oder wenn der Kot alt ist zum Beispiel. Es gibt Risiken, aber wenn du dich informierst und gewisse Vorsichtsmaßnahmen triffst, dann bist du ziemlich wahrscheinlich auf der sicheren Seite.
Ich persönlich bin noch nie von Kot krank geworden. Ich habe mich nur einmal überschätzt und habe zu viel auf einmal gegessen. Danach hatte ich eine Weile lang Bauchschmerzen. Es ist natürlich auch nicht gesund, sich Kot in die Vagina zu schmieren, aber ich habe gehört, dass das Risiko für eine Infektion steigt, wenn man sich danach duscht.
Lola, 35, war schon immer fasziniert von Urin und Stuhlgang
Ich war schon immer fasziniert von Urin und Stuhlgang. Als Kind habe ich mit einem Spiegel oft selbst beobachtet, wenn ich auf die Toilette gegangen bin. Als Teeanger habe ich damit aufgehört, weil ich dachte, dass es widerlich und seltsam wäre. Ich habe das Ganze als eines von den seltsamen Dingen abgetan, die man als Kind eben so macht.
Als ich 19 war,habe mir jede Menge Wassersport (Urophilie-Pornos) angesehen und bin dabei über einen Mann beim Stuhlgang gestolpert. Ich fand es total eklig und konnte es kaum fassen, aber ich konnte auch nicht wegsehen. Dann habe ich bei Google nach Kot-Pornos gesucht, um zu sehen, ob das einfach nur seltsam war oder ob das wirklich etwas war, worauf die Leute standen. Irgendwann bin ich dann auf Kot-Pornos gestoßen und habe angefangen, sie mir anzusehen.
Der Geschmack ist nicht so schlimm, wie die meisten Leute denken—je nachdem was man gegessen hat.
Ich sehe Männern einfach nur gerne beim Stuhlgang zu. Ich stehe nicht darauf, es zu essen oder damit herum zu schmieren. Was mich wirklich antörnt ist zu sehen, wie sich der Anus dehnt, wenn sich die Ladung ankündigt. Ich finde es großartig, mir vorzustellen, was für eine Erleichterung, die Person empfinden muss, wenn sie endlich loslassen kann.
Ich bin verheiratet, aber mein Mann steht nicht darauf, sich vor meinen Augen zu erleichtern. Es macht ihn aber an zu wissen, dass es mich erregt.
Hannah, 23, lernte Koprophilie über ihren Freund kennen
Ich war zwei Jahre lang mit diesem Typen zusammen. Wir haben erst nach ein paar Monaten Beziehung angefangen, über unsere Fetische zu sprechen. Er hatte einen leichten Kot-Fetisch. Er sah sich gerne Kot-Pornos an, wollte es aber nicht wirklich ausleben. (Ehrlich gesagt, glaube ich aber, dass er Angst hatte, mich zu fragen, ob wir es versuchen wollen.) Dafür stand er auf Analsex—vor allem wenn es davor und/oder danach „schmutzig” wurde.
Rosie, 26, entdeckte ihren Scat-Fetisch in jungen Jahren
Ich habe meine Vorliebe für Kot entdeckt als ich 12 oder 13 war. Damals habe ich angefangen, mir Pornos im Internet anzusehen. Eine dieser Websites, auf die ich immer gegangen bin, hatte unzählige Links auf kostenlose Bildergalerien und irgendwann bin ich aus Versehen auf die Sektion mit dem Kot- und Urin-Content gestoßen. Zuerst fand ich es ziemlich eklig, aber ich konnte auch nicht wegsehen. Als ich noch jünger war, habe ich mich aber schon sehr für Urin interessiert, deswegen glaube ich, dass ich diese Neigung schon immer hatte.
Der Akt an sich macht mich mehr an als der Kot selbst. Für die meisten von uns ist dieser Akt extrem privat—der höchste Ausdruck von Intimität und Verletztlichkeit. Unabhängig davon stehe ich eher auf eine festere Konsistenz, so ähnlich wie Eiscreme.
Was die Leute mit dem Kot machen, ist so unterschiedlich wie jeder andere sexuelle Akt auch und die Leute können zum Teil ziemlich kreativ werden. Ich persönlich erleichtere mich gerne in verschiedenen Bereichen im Haus (in ein Behältnis natürlich). Das hängt mit dem Reiz zusammen, etwas Verbotenes zu tun. Dieses Gefühl kann ziemlich stark werden, selbst wenn man allein im Haus ist.
Hin und wieder—vielleicht zwei Mal im Jahr—bekomme ich auch Lust, noch mehr damit zu spielen und möchte es mir auf den Körper legen. In der Regel lege ich eine ordentliche Portion auf meinen Körper und masturbiere dann. Ich esse es nur äußerst selten. Manchmal stecke ich es mir in den Mund und genieße, wie es schmeckt, aber ich schlucke es normalerweise nicht runter. Der Geschmack ist nicht so schlimm, wie die meisten Leute denken—je nachdem was man gegessen hat. Meistens schmeckt es so ähnlich wie dunkle Schokolade oder Kaffee und manchmal ist es sogar ziemlich süß.
*Namen wurden zum Teil geändert.