Warten auf Stevie Wonder: Movement stehen kurz vor ihrem Durchbruch

„Ist ein bisschen laut jetzt hier!“, brüllt mir der Promoter entgegen und sieht mich entschuldigend an, als die Anlage für den Soundcheck losdröhnt. Mühsam aus dem himmlisch gepolsterten Stuhl herausgehievt stolpere ich also vor die Türe. Auch laut hier, aber ein Traum gegen den pumpenden Bass drinnen. Die Sänger Jesse und Lewis warten bereits und lächeln mich verlegen an. Lewis dreht nervös seinen Becher vom Kaffeeautomaten in den Händen. Seine Fingernägel starren mich tatsächlich an. Ich starre eine irritierte Sekunde lang zurück. „Es ist für Halloween. Ich gehe als gigantisches Auge“, erklärt er—augenzwinkernd.

Wir unterhalten uns über die Anfänge ihrer Freundschaft, als sich Jesse Ward, Lewis Wade und Sean Walker vor gut zehn Jahren an der Highschool in Sydney kennenlernten. Damals, „als klar wurde, dass Musik alles für uns ist. Es gab niemals etwas anderes.“ Vor eineinhalb Jahren haben sie dann ihr Musikprojekt Movement ins Leben gerufen. Sie beschreiben ihre Musik als soulig und minimalistisch, versuchen, sie so basic wie möglich zu halten: „Aktuell arbeiten wir an unserem Debütalbum. Als wir unsere EP veröffentlicht haben, war das im Grunde alles, was wir bisher hatten, deshalb schreiben wir bereits seit Anfang des Jahres an neuem Material. Es ist sehr aufregend zu sehen, wie sich das alles entwickeln wird, denn das wissen wir selbst noch nicht.“

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Im Video zu ihrer zweiten Single „Us“ führte der australische Produzent Dave Ma Regie. Die Geschichte ist unerwartet aggressiv und düster, dreht sich um Verlust, Gewalt, Waffen und spielt sich im Milieu einer Gang ab. Eine erstaunliche Entwicklung, meint Jesse, der Gangster-Vibe schien irgendwo im Song gefangen zu sein, und Ma brachte ihn hervor. Nicht, dass sie sonst in ihrer Freizeit mit fiesen Typen im Hinterhof abhängen würden, versicherten sie mir sofort sehr ernsthaft. Überwältigt von ihrem ersten Deutschlandbesuch erklärten sie mir allerdings auch, wie schön und unglaublich sauber Berlin sei, was ihre Glaubwürdigkeit wieder ein wenig entkräftete.

Bevor sie ihre erste eigene Europa-Tournee antraten, spielten sie zusammen mit Solange (sie ist tatsächlich genauso bezaubernd wie wir es immer vermutet haben) und Darkside. Müssten sie ihre Idole nennen, so wären es die großen Soul-Legenden der 80er: Marvin Gaye und Stevie Wonder—Letztgenannter wäre auch Traumkandidat für Kollaborationen. Bis Stevie aber endlich anruft, um ihnen seine Liebe zu gestehen, sind Movement noch mit eigenen Projekten beschäftigt: „Wir sind alle Perfektionisten, daher ist es schwer für uns, uns auf etwas festzulegen. Ab und an geraten wir natürlich aneinander, weil jeder seinen Kopf durchsetzen will, aber schlussendlich einigen wir uns ziemlich schnell, weil wir ja doch alle dasselbe wollen. Wir freuen uns auf die Zukunft und sind sowas von bereit!“

Wir auch. Und bis zum großen Durchbruch klicken wir uns einfach noch ein wenig durch Movements Soundcloud und geben uns ihrem großartigen neuen Song „Like Lust“ hin.

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