Am Montagmorgen flimmerte im kanadischen Frühstücksfernsehen das wohl peinlichste Rap-Battle aller Zeiten über die Mattscheiben. Das Ganze war so schlimm, dass sich der verantwortliche Fernsehsender CTV mehrmals entschuldigen musste und die Aufnahmen auch niemals online zur Verfügung stellen wird. Zum Glück hat jemand anderes diesen Job übernommen.
Mithilfe des besagten Auftritts sollte das demnächst in Toronto stattfindende Rap-Battle Blackout6 der Gruppe King of the Dot promotet werden.
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„Das Ganze hatte seine Anfänge auf der Straße?”, fragt die zu diesem Zeitpunkt noch ahnungslose Moderatorin Marci Ien den MC Organik, seines Zeichens auch Gründer von King of the Dot. Damit bezieht sie sich natürlich auf das Rap-Battle.
„Ja, auf der Straße”, antwortet Organik und beschreibt das Konzept dann als zwei Leute, die sich mit Worten und Reimen gegenseitig angreifen.
Anschließend stellten die beiden Rapper HFK und Charron vor und gibt letztendlich das Startzeichen für den Auftritt, der die Moderatorin wohl noch für den Rest ihrer Karriere heimsuchen wird.
Was dann folgt, ist auf mehreren Ebenen eine absolute Beleidigung—am meisten jedoch, weil das Battle einfach so schrecklich daherkommt.
Die beiden Jungs, die man getrost auch als grottenschlechte Lyriker bezeichnen kann, werfen mit Schwulen-, Transgender-, Fetten- und Schlampenwitzen nur so um sich—und nichts davon ist auch nur ansatzweise witzig. Während einer Sendung, die primär für relativ spießige Familien aus den Vororten gedacht ist (in Teilen Kanadas war dazu auch noch Family Day), schwadronieren also zwei MCs über Masturbation, Blowjobs und Jungfrauen. Dazu hagelt es noch Anspielungen auf „True Dough” [hier sowohl ein Slang-Ausdruck für Geld als auch ein Wortspiel mit dem Namen des kanadischen Premierministers Justin Trudeau], auf den Eishockeyspieler Dion Phaneuf sowie auf den Schauspieler Michael Cera—und so wird dem dampfenden Haufen Scheiße noch ein offensichtlich kanadischer Anstrich verpasst.
HFK eröffnet das Battle und vergleicht sich gleich mal mit Hugh Hefner, der gegen Bruce Jenner antritt. Danach folgt diese Line: „Please save all your comments. Before I grab your girlfriend and turn her O-N, like the Canadian province [Ontario]. I spent my Valentine’s Day with a girl who’s incredibly awesome. But you spent yours alone in your room, looking at pictures of Beverly Thomson.” Bei Beverly Thomson, also die Frau, zu der sich HFKs Gegner angeblich einen runterholt, handelt es sich übrigens um einer weitere Moderatorin der Morgensendung. Inzwischen macht Ien gar keinen so lockeren Eindruck mehr und man könnte meinen, dass sie einer Person hinter der Kamera fragende Blicke zuwirft. Aus unerfindlichen Gründen geht das Battle jedoch weiter und es wird keine Werbung dazwischen geschaltet.
Schließlich ist Charron zum ersten Mal an der Reihe und er lässt ebenfalls nichts anbrennen, indem er HFK direkt mal für dessen Körperfülle beleidigt. Dann fügt er noch hinzu: „I’m from the nation’s capital. You gotta girl in T-dot [Toronto] with woof [?!]. But I had her move from Toronto to Ottawa. Dion Phaneuf.”
So geht es dann eine Weile hin und her und es wird impliziert, dass die Einwohner der Stadt Oshawa viel Sex haben. Hier muss man jedoch fairerweise anmerken, dass es dort wohl nicht wirklich viel mehr zu tun gibt.
„Chances of you being a gangster are about as low as finding a virgin in Oshawa”, heißt es von Seiten HFKs, woraufhin Charron folgendermaßen kontert: „It is hard to find virgins in Oshawa, especially cause your girlfriend lives there.”
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Mit einem unglaublich ironischen Diss meint Charron dann: „It’s funny you say I look like Michael Cera—but your rhymes are super bad.” Der Name Michael Cera wird vorher übrigens kein einziges Mal erwähnt.
Es ist fast schon unglaublich, dass das vierminütige Rap-Battle ununterbrochen ausgestrahlt wird. Als das ganze Fiasko schließlich endlich vorbei ist, bedankt sich eine doch etwas verblüffte Ien bei ihren Gästen und entschuldigt sich sofort bei den Zuschauern: „Da es sich hier um das Frühstücksfernsehen und nicht die Straße handelt, müssen wir uns für einige der eben gehörten Sachen entschuldigen.”
Berichten zufolge wurden die drei Rapper von Security-Angestellten aus dem Studio geleitet, bevor sie mit ihren schlechten Reimen noch mehr Schaden anrichten konnten. Letztendlich ließ der Fernsehsender bei Facebook dann noch eine weitere Entschuldigung folgen. Laut dieser Entschuldigung wurden die Texte der Rapper so wohl nicht erwartet und spiegeln in keinster Weise die Ansichten und Meinungen der Produzenten wider.