Bass Drum Of Death im Interview

Foto: Maja Harden

Alles wollte mir John Barrett nicht verraten. Auf die Odd Future-Crew und Mick Jaggers Tochter war er auf jeden Fall nicht so gut zu sprechen, aber mag es ihm verziehen sein, denn schließlich ging es ja um seine Band Bass Drum Of Death. John Barrett mimt das DIY-Mastermind hinter dieser Band, nimmt im Alleingang die Alben auf und startete anfangs sogar als One-Man-Band—daher übrigens auch der Name.

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Als neuestes Ergebnis liefert er am 31. Mai das selbstbetitelte Zweitlingswerk aus dem Hause Bass Drum Of Death ab—ein kompromisslos stampfendes Garage-Rock-Brett gefüllt mit kratzigen Aufnahmen, die klingen, als würde man sie mit aller Gewalt durch die dünnen Lautsprecherhörerkabel und ihre noch kleineren Lautsprecher prügeln wollen. Wenn du stattdessen die Songs über deine 2000€ teure Bose-Soundanlage spielst, kannst du sie danach schön in die Tonne kloppen, von der Vergewaltigung wird sie sich nicht mehr erholen.

Das ist so Lo-fi, wie Lo-fi nur sein kann, denn aufgenommen wurde alles mit billigen USB-Mikrofonen, weshalb der Vergleich mit Wavves und Ty Segall nicht allzu sehr weit hergeholt ist. Hier gibt’s aber noch ein bisschen mehr auf die Zehn, und Atempausen in Form einigermaßen entspannter Songs könnt ihr euch eh abschminken, denn hier wird konsequent mit dem Maßstab 3:00 Minuten gearbeitet. Dennoch hegt Barrett einen gewissen Anspruch, denn die Tracks gelangen erst an die Öffentlichkeit, wenn sie den Lackmustest durch das „übelste Soundsystem aller Zeiten“, das scheinbar in seinem Auto zu finden ist, bestehen.

Nach der kürzlich zu Ende gespielten US-Tournee im Vorprogramm von Black Rebel Motorcycle Club, ging es nun bereits zum dritten Mal aufs europäische Festland mit einem kurzen zweistädtigen Abstecher nach Deutschland. Ich habe mir John und seine Tourmitglieder Print und Lin im White Trash Fast Food in Berlin geschnappt. Print aß einen Oktopus-Burger in dieser notorischen Club/Restaurant-Melange. Vielleicht war er deshalb so ruhig und überließ das Reden lieber dem Drahtzieher John, der es bei einem Salat beließ. Harten Alkohol gab es erst nach dem Konzert.

Noisey: Wie gefällt’s euch in Europa gerade, wie läuft die Tour?
John: Eigentlich ganz gut, aber ein Haufen Equipment ist kaputtgegangen.

Eure Gitarren, oder was?
John: Verstärker und so einiges am Schlagzeug. Das war jetzt unser dritter Verstärker in sechs Tagen, der durchgeraucht ist.
Lin: Ich bin derjenige, der die Probleme mit den Amps hat, ich hab alle drei zerstört.

Einfach, weil ihr zu laut wart?
Lin: Nein, ich denke nicht. Wir haben einfach nur Pech gehabt. Dann haben wir versucht die Verstärker reparieren zu lassen, aber da gibt’s immer Millionen Probleme.

Wo lasst ihr die denn auf Tour reparieren?
Lin: Wir haben mit einer Backline-Firma, die Equipment ausleiht, gesprochen, aber die meinten nur so: „Ja, also der Typ, der die Verstärker bei uns repariert, hat grad Urlaub und der andere ist die Woche auch nicht da.“

Seit 2011 seid ihr ja quasi ununterbrochen unterwegs. Was war der lustigste Moment bisher?
John: Unser alter Drummer Colin hat mal versucht 50 hartgekochte Eier in zwei Stunden zu essen. Der eine Typ von Japandroids, der angeblich schon mal so viel gegessen hat, hat mit uns um $100 gewettet.

Und hat Colin es geschafft?
John: Er hat 20 geschafft, oder 21.

Und dann hat er gekotzt?
John: Ja, dann hat er aufgegeben und gekotzt.

Gab es auch mal eine richtig miese Show?
John: Wir haben mal in Atlanta gespielt, das ist ungefähr fünf Stunden von unserer Heimat entfernt. Weil es nicht auf unserer Tour war, haben wir dem Typen gesagt, wenn ihr uns da haben wollt, dann wollen wir so $200 haben. Er meinte nur so, dass das kein Problem ist. Wir sind also hingefahren, aber der Typ hat den Zeitplan einfach so durcheinander gebracht, dass wir am Ende nicht mal gespielt haben.

Also eigentlich war eure schlimmste Show eine, die ihr gar nicht gespielt habt?
John: Ja. Nach der Show bin ich dann zu ihm hingegangen und hab gesagt: „Du hast mir $200 versprochen und die will ich jetzt haben. Es ist nicht mein Fehler, dass wir nicht gespielt haben, sondern deiner.“ Das Geld wollte er durch den Verkauf von Merchandise reinbekommen, was letztlich nur seine selbst gemachten Klamotten mit irgendeinem Scheiß drauf waren. An dem Abend hat er insgesamt $13 eingenommen. Also bin ich mit ihm bis 7 Uhr morgens umhergefahren, bis er mir endlich das Geld gegeben hat.

Ihr habt direkt von Beginn an mit ziemlich populären Bands, wie Smith Westerns, Japandroids oder Toro Y Moi gespielt. Wie kam das so schnell zustande?
John: Was soll das bedeuten? Fragst du mich gerade, weshalb wir mit coolen Bands touren?

Nein, ich will wissen, weshalb das gleich von Anfang an so geschah?
John: Okay. Wir haben damals schon zwei Jahre bevor unser Debütalbum überhaupt rauskam mit Japandroids getourt. Sie kannten uns halt und wir waren bei der gleichen Booking-Agentur. So läuft das meistens, wenn man bei der gleichen Booking-Agentur ist. Wir sind auch auf dem gleichen Label wie Smith Westerns, und so haben wir auch ein paar Shows mit denen gespielt.

Du warst auch Gitarrist für die OFWGKTA-Crew? Wie kam das zustande?
John: Gleiches Management. Wir haben mit denen beim SXSW abgehangen. Die waren cool und ich denke mal, sie fanden uns auch cool und dann haben sie uns einfach gefragt, ob wir Bock hätten. Ich hab da aber gerade echt keine Lust drüber zu quatschen.

Ok. Gibt’s Backstage dennoch einen Unterschied zwischen Rock/Punk-Bands und HipHop-Crews? Wer raucht mehr Weed?
John: Hängt halt von der Band oder dem Rapper ab. Eigentlich kiffen die Rapper mehr. Aber guck dir mal Print da drüben an, der raucht auch tonnenweise Gras Backstage.

Wer hat mehr Frauen Backstage?
John: Kann ich nicht so richtig sagen. Ehrlich gesagt, war ich noch nie Backstage bei einer HipHop-Show.

Foto: Maja Harden

Themenwechsel. Euer erstes Album hieß GB City und jetzt habt ihr den Nachfolger selbstbetitelt. Warum habt ihr das in dieser Reihenfolge gemacht? Die meisten Bands machen das doch eigentlich anders herum.
John: Ich bin nochmal die Songnamen und die Lyrics durchgegangen, aber da war nichts, das hervorgestochen ist. Ich dachte mir, man hat nur einmal die Chance ein selbstbetiteltes Album zu machen und warum sollten wir es nicht jetzt tun. Naja, Weezer haben ja vier Alben namens Weezer gemacht, also keine Ahnung.

GB City hast du ja alleine und nur mit USB-Mikrofonen aufgenommen. Wolltest du es einfach nur dreckig und einfach halten?
John: Ich habe halt keine Ahnung, wie man mit anderen Sachen arbeitet.

Hast du das jetzt über Bord geworfen für das zweite Album?
John: Nope [lacht].

Was sind das für Dinger?
John: Es heißt Snowball und sieht eigentlich aus wie deins, mit dem du uns gerade aufnimmst.
Lin: Das kriegst du für $100 bei RadioShack hinterher geworfen.
John: Wahrscheinlich ist es sogar noch billiger.

Welche Story steckt hinter dem Song in der Mitte des Albums „Bad Reputation“?
John: Ich hatte das Album gerade fertig aufgenommen, war ganz glücklich damit und wollte erst mal gebührend einen trinken gehen. Dann saß ich an der Bar und mir schwirrte die ganze Zeit dieser Song im Kopf herum. Also hab ich schnell ausgetrunken, bin nach Hause gefahren, habe das Ding aufgenommen und danach bin ich wieder saufen gegangen und habe mir gedacht: „Jetzt bin ich mit dem Album fertig!“

Was habt ihr für Musik gehört, als ihr 6, 12, 15 und 18 Jahre alt wart?
John: Mit 6 war mein Lieblingssong „Pretty Woman“ von Roy Orbison. Auf Huey Lewis stand ich auch ziemlich. Wann war ich eigentlich 12? 1999 so…
Lin: Sechste Klasse?
John: Korn fand ich damals ziemlich gut. Auf Follow The Leader fahre ich noch immer ab.
Lin: Life Is Peachy war besser.
John: Nee, Follow The Leader gefällt mir mehr.

Und als du 15 wurdest? Das ist glaube ich so das Alter, in dem man sich so langsam richtig seine eigenen Präferenzen aufbaut.
John: Ja, stimmt wohl. Als ich 15 war, stand ich voll auf Sonic Youth, da hab ich mir alles von denen angehört. Mit 18… Keine Ahnung. Lin, was hast du gehört, als du 18 warst?
Lin: So ziemlich den gleichen Kram, den ich jetzt auch noch höre.
John: Tool [lacht].
Lin: Ja, Tool [lacht].

Euer Song „Velvet Itch“ wurde für eine Werbung von H&M mit der Tochter von Mick Jagger genutzt. Wie viel habt ihr dafür bekommen?
John: Das werde ich dir bestimmt nicht sagen.

Nein?
John: Nein!
Print: Komm, sei ehrlich, Alter.
John: Nein, Mann!
Lin: Hinter den Kulissen, sag’s ihm doch.
John: Sie haben mir 50 Kröten und Georgia May Jaggers Telefonnummer gegeben [lacht]. Das reicht mir—besser als irgendeine Geldsumme.

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