Interview mit einem Barkeeper, der Cocktails mit Bongs macht

Photos courtesy of Diana Hossfield

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Diana Hossfield

West Hollywood ist wahrscheinlich die einzige Stadt der Welt, wo es überhaupt nicht ungewöhnlich ist, in einem streng veganen mexikanischen Restaurant einen in einer Bong geräucherten Tequila-Cocktail zu trinken und dazu frittierte Blumenkohl-Nachos zu essen.

Dieser Cocktail ist jedoch nicht das Produkt irgendeines „modernen” Restaurants. Es ist einfach nur ein leckeres Getränk auf Agavenbasis aus der Zauberhand des außergewöhnlichen Barkeepers des Gracias Madre, Jason Eisner.

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Auf den ersten Blick möchte man bei diesem Cocktail schnell abwinken und ihn als Gag abtun—besonders mit dem stolzen Preis von 25 Dollar [ca. 22 Euro]—, aber nachdem ich mich mit Eisner unterhalten und mir seine bescheidenen Argumente angehört habe, würde es mich nicht wundern, wenn es solche in Bongs geräucherten Cocktails bald bei dir um die Ecke gibt.

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Jason Eisner bei der Arbeit

MUNCHIES: Du hast drei Cocktails im Angebot, die du mit Hilfe einer Bong räucherst. Stimmt das? Jason Eisner: Ich räuchere einen Cocktail mit Hanfsamen in einer Bong, der Up in Smoke heißt. Dann habe ich einen mexikanischen Biercocktail, der in einem porrón—diese spanischen dekanterartigen Dinger mit einem Rohr, durch das man den Wein direkt aus der Öffnung trinken kann—geräuchert wird. Und dann habe ich noch einen Cocktail, der in einem richtigen Fass geräuchert wird und der hausgemachten Kaffeelikör und im Barrique gereifte und geräucherte Kakaonibs enthält.

Was hat dich dazu inspiriert, Cocktails zu räuchern? Um mal ganz ehrlich zu sein, und es ist mir auch egal, wenn die Leute es erfahren: Ich bin ein riesiger Kiffer. Von Beruf bin ich Barkeeper, aber ich bin auch ein Möchtegernkoch. Wenn ich nach Hause gehe, bekiffe ich mich und koche. Irgendwann fing ich an, eine Smoking Gun zu verwenden, um ein bestimmtes Gericht für meine Frau zuzubereiten und dann habe ich angefangen, damit zu experimentieren. Dann informierte ich mich über die Beziehung zwischen Hopfen und Cannabis, weil ich auch ein begeisterter Biertrinker bin. Ich fand heraus, dass die beiden Gewächse miteinander verwandt sind. Aus wissenschaftlicher Sicht haben sie sehr viel gemeinsam und das zeigt sich in ähnlichen Aromen und Geschmäckern.

REZEPT: Mexikanischer Biercocktail aus der Bong
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Geräucherter Biercocktail

Hast du schon einmal versucht, Hopfen zu rauchen als wäre es Gras? Sei ehrlich. Ja. Es war ein interessantes Experiment, aber ich würde es nicht noch einmal machen. Man fängt an zu husten, aber ohne die guten Nebenwirkungen.

Wieso räucherst du Hanfsamen? Ich war sehr lange Veganer und Sportler, ich nahm an Wettbewerben in brasilianischem Jiu Jitsu teil. Als ich versuchte zuzunehmen, aß ich Hanfsamen. Da wurde mir klar, wie komplex ihr Geschmack ist. Und so kam mir der Gedanke, dass sie bestimmt gut geräuchert in einem Cocktail schmecken würden.

Wie ist dir die Idee gekommen, einen Cocktail mit einer Bong zu machen? Wenn man darüber nachdenkt, ist eine Bong eigentlich nichts anderes als ein Dekanter. Wenn man eine Bong so verwendet, wie es vorgesehen ist, wird dabei der Marihuanarauch gereinigt, man verzichtet auf das krebserregende Kief und filtert das nicht so gute Zeug heraus. Und genau das macht auch ein Dekanter. Bei einer Weinkaraffe wird dem Wein Luft zugeführt und er verliert dabei etwas Alkohol. Dadurch erlebt man das Aroma intensiver. Eine Bong ist einfach ein Dekanter für Marihuana.

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Geräucherter Manhattan

Wie sind die geräucherten Cocktails bei deinen Kunden bisher angekommen? An Tagen wie Samstag abends gehe ich zu jedem einzelnen Tisch im Restaurant und räuchere fünf Stunden durchgehend Cocktails. Es macht extrem viel Spaß und ich schätze mich glücklich. Für mich ist das keineswegs selbstverständlich. Es ist wirklich cool, für ein Unternehmen zu arbeiten, das mir so viel Freiheiten gibt.

Vielen Dank fürs Gespräch.

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Räuchergefäße