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Ist die britische Küche so schlecht wie ihr Ruf?

Die Welt hat Großbritannien kulinarische Kreationen wieCornish Pasty (Teigtaschen mit Fleischfüllung), Yorkshire Pudding (die klassische Beilage zum Sunday Roast), Chip Butty (Sandwich mit Pommes) und frittierte Marsriegel zu verdanken. Die beliebte Bäckereikette Greggs verdient angeblich pro Jahr 100 Millionen Pfund [umgerechnet über 1,2 Millionen Euro] mit Sausage Rolls, Würstchen in Blätterteig. Die Briten geben jedes Jahr über 1,2 Milliarden Pfund [umgerechnet über 1,5 Milliarden Euro] für Fish and Chips aus. Und sie haben eine unzählige Anzahl an Pubs, vor allem Pub-Ketten, einen gibt es sogar in einer Tankstelle an der Autobahn.

Da ist es nur verständlich, dass der Rest der Welt die britische Küche nicht unbedingt als Garant für gesundes oder leckeres Essen sieht.

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Aber britisches Essen ist mehr als nur Fleisch mit zwei Sorten Gemüse oder Nando’s-Restaurants, in denen alles rund ums Hühnchen serviert wird: In unscheinbaren Gebäuden im Süden Londons versteckt sich das beste Dim Sum, Ikone Margot Henderson hegt eine innige Liebe zu britischer Küche und Jamie Oliver will kein Hipster Koch mehr sein.

Wir wollten herausfinden, warum der Ruf der britischen Küche so schlecht ist und haben Leute befragt, die erst vor Kurzem in Großbritannien waren—Studenten, Backpacker und preisgekrönte Köche. Was denken sie wirklich von der Insel-Küche?

Vix Nowak, 20, Student in Archäologie und Anthropologie aus Knurow in Polen „Es ist komisch, dass es hier so viel Tiefkühlessen gibt. Im Supermarkt sieht man auch massenweise Cheddar. Ich probiere jeden Fish-and-Chips-Laden aus, aber meine britischen Freunde meinen alle, dass es keinen wirklich guten in London gibt. Wenn ich etwas Gutes essen will, gehe ich in ein kleines koreanisches Restaurant in der Nähe der Tottenham Court Road Station. Das Essen dort ist einfach großartig.”

João Sineiro, 31, Künstler aus Barcelos in Portugal „Im Vergleich zu südlicheren Ländern ist das britische Essen eher schlecht. Außer das Weihnachtsessen, das mag ich echt. Davon abgesehen kenne ich eigentlich nur Fish and Chips.”

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Curtis Stone 40, (TV-)Koch und Autor aus Melbourne in Australien „Mit 22 war ich zum ersten Mal in Großbritannien. Ich ging nach London und habe einfach beim Restaurant von Marco Pierre White angeklopft (wirklich) und gefragt, ob sie einen Job für mich haben. Noch am selben Tag habe ich bei ihm angefangen und so ging das dann die nächsten acht Jahre. Die Briten sind nicht gerade bekannt für gutes Essen, aber das stimmt so eigentlich nicht. Ich erinnere mich gern an das Essen in Großbritannien zurück. Es gab dieses eine tolle indische Restaurant über unserem Stammpub im The Warrington Hotel im Londoner Viertel Maida Vale. Außerdem hatte ich die Gelegenheit, im The Fat Duck und im The Ledbury zu essen. Auf der Portobello Road gab es ein paar Läden, wo ich öfter war, E&O und das The Electric. Ich koche immer noch britische Gerichte, die mich zum einen an meine Zeit als Koch dort erinnern, die aber auch zum anderen einfach lecker sind.”

Briana Lewis, 26, Musikerin, aus Connecticut in den USA „Als Kind hat man mir immer erzählt, dass britisches Essen immer ordentlich gekocht ist. Für mich ist britische Küche also etwas Herzhaftes gegen den kalten Winter. Ein paar Mal habe ich typisch englisches Frühstück gegessen—Frühstück ist meine Lieblingsmahlzeit am Tag. Ich war auch mal im Nando’s, in einem Burrito-Laden, der ein bisschen war wie Chipotle, und in einem libanesischen Restaurant. Bohnen mit Toast hört sich für mich irgendwie komisch an. Ich mag lieber Marmelade.”

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Line Darmon, 24, Studentin in Filmwissenschaften aus Antwerpen in Belgien „Britisches Essen, das heißt für mich: Eggs and Soldiers (weichgekochte Eier mit Toastbrotstreifen), Marmite und ein richtiges Weihnachtsessen. Und die britische Version von Das perfekte Dinner ist meine absolute Lieblings-TV-Show. Wenn ich nach Großbritannien komme, dann meist, um meine Familie über Weihnachten zu besuchen, dann gibt es immer einen riesigen Truthahn. Den Christmas Pudding hasse ich allerdings. Manchmal gehen wir auch Sushi essen oder in ein indisches Restaurant. In Antwerpen ist es ziemlich schwer, einen guten Inder zu finden.”

Todd Boyer, 32, Bereichsleiter im Einkauf aus Philadelphia in den USA „Von britischer Küche kenne ich nicht viel außer Fish and Chips. Das war das Erste, was ich nach meiner Landung gegessen habe. Im Audley im Londoner Stadtteil Mayfair habe ich auch Steak mit Kartoffelbrei und grünem Spargel probiert.”

Kenji López-Alt, 36, Autor bei Serious Eats aus San Francisco in den USA „Wie alle Amerikaner hatte ich die gleichen Vorstellungen von britischer Küche: zu lange gegartes Rindfleisch, schweren Pasteten und Aufläufe und zu Brei gekochtes Gemüse. Jetzt aber denke ich bei britischer Küche an tollen Fisch und Meeresfrüchte, an exzellentes indische Gerichte, mitternächtliche Döner Kebabs, herzhafte Pies und Pastys. Warum gibt es das nicht auch in den USA? Aber ich glaube auch, dass keiner in Großbritannien einen ordentlichen Hamburger machen kann. Und was mir ein bisschen Sorgen macht, sind die Massen an Tee und Toast, die hier konsumiert werden.

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Rosella Pisanu, 25, Masterstudentin aus Bologna in Italien „Die Briten essen, glaube ich, viel Fleisch und das Erste, was mir spontan einfällt, ist das englische Frühstück. Wenn ich essen gehe, dann gern in indischen Restaurants, die sind billiger. Aber wenn es etwas Britisches sein sollte, dann würde ich, glaube ich, in einen Pub gehen.”

Britische Küche kann mehr als Toast und Bohnen. Das beweist unser MUNCHIES Guide to British Food.

Illustrationen von Tom Delves.