Wrestling Theme Songs—heute: Sulz, Käse und Acid

Ihr werdet es nicht glauben, aber nachdem ich nun zwei Wochen lang vom Würstel-Wrestling aus dem Wiener EKH berichtet und mich vor einer Abreibung der beteiligten Athleten angeschissen habe, denen ich doch eigentlich nur ein großes Kompliment für ihr spaßiges Trash-Trinkevent machen wollte, kommt nun endlich wirklich die längst angekündigte Serie über das Seltsamste aus den musischen Weiten der Wrestling Theme Songs. Heute: Sulz, Käse und Acid.


The Eclectic Head-Cheese Acid Test

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Kennt ihr das, wenn ihr am Tag nach einem Acid-Trip das Gefühl habt, es wäre ganz normal, gemeinsam mit einer Spitzmaus neben dem Ballonkopf irgendwo in der Pampa aufzuwachen? Und in eurer Nähe nur ein riesiger Fernsehturm steht und sonst gar nichts? Und ihr euch dann eilig zusammenpackt (während in den TV-Schwengel mit seinen Satellitenbuckeln tausend Blitze einschlagen), um den Weg zurück in die Stadt zu finden? Und ihr dann zuhause ankommt und euch wie ein bunter Teddybär fühlt und alles ein bisschen neben der Spur, aber doch ziemlich okay ist?

Naja, wie soll ich sagen: Chester McCheeserton ist genau dieses Gefühl – und sein Theme Song der perfekte Soundtrack zu einem solchen Trip, falls ihr das nächste Mal ein bisschen vorausschauend sein und euch mit “Musik” gegen die Kräfte des Bösen wappnen wollt. Seinen größter Auftritt hatte Chester dereinst bei Wrestlemania 2000, als er das Tag-Team aus Al Snow und Steve Blackman zum Ring begleitete. Daran lässt sich bereits recht trefflich ablesen, dass Mr. McCheesterton nicht in erster Linie wegen seiner (kampf)technischen Qualitäten Gehaltschecks von der WWE bezog.

Passenderweise hieß das Team aus Blackman und Snow damals „Head Cheese” – was so viel bedeutet wie Sulz oder Sülze oder Presskopf oder wie auch immer ihr zu diesem verdammten Gummibärchen-Fleisch sonst sagt. Ebenso passend wirkt irgendwie auch, dass diese kleine Begleiterrolle zugleich Chesters einziger Auftritt in einem Wrestling-Ring war, bevor er von einem dicken Mexikaner in identischer Aufmachung (was soviel bedeutet wie: mit Käse auf dem Kopf) ersetzt wurde. Mehr Trip verträgt selbst dieses Business nicht.

Übrigens ist Head Cheese auch ein Wortspiel auf die Namen der Beteiligten; genauer genommen ist „Head” der Name von Al Snows geliebtem Mannequin-Kopf, mit dem er gern ab und an Zwiegespräche hielt, und „Cheese”, naja, kommt wohl von Chester McCheeserton, der eigentlich nur erfunden wurde, um dem Team aus Snow und Blackman diesen glanzvollen Namen zu verleihen. Was Steve Blackman in dieser ganzen Geschichte verloren hat, weiß er wahrscheinlich selbst nicht so genau. Dasselbe gilt auch für Al Snow.

Richtig gut wird das Ganze aber eigentlich erst, wenn man bedenkt, wie perfekt Blackmans spaßresistente Visage Chester McCheesertons Einzugsmelodie konterkariert. Brüller Nummer zwei! Aber was rede ich – hört euch das Stück einfach noch mal an, nur diesmal seht ihr währenddessen bitte in Blackmans untote Laser-Augen. Einfach unbezahlbar. (Okay, ohne Acid macht das vielleicht nicht ganz so viel Freude, aber wisst ihr was; nächstes Mal, wenn ihr unterm Fernsehturm liegt und zu McCheestertons musischem Mega-GAU weg trippt, wird euch aus jeder Wolke Steve Blackman entgegenstarren, bis es plötzlich anfängt, Laser-Augäpfel zu regnen und ihr euch vor lauter Spaß den Schließmuskel braun lacht.)

Um zum Abschluss noch ein bisschen wichtigen Wrestling-Journalismus reinzubringen, sei auch erwähnt, dass Blackman vor seinem Debüt im Jahr 1997 eigentlich schon 1989 fast den Schritt in die große Liga geschafft hätte – allerdings ging er dann doch lieber kurz nach Südafrika und starb fast an Malaria. In einem alternativen Universum war es also vielleicht Steve Blackman und nicht der Ultimate Warrior, der Hulk Hogan zu ein paar episch langweiligen Matches herausforderte und damit die größte Fehde der Wrestling-Geschichte ankurbelte. Leider ist in besagtem alternativen Universum der Name Steve Blackman auch auf ewig mit der oben zitierten Schlagzeile in der Washington Times verbunden.

Tja, man kann eben nicht alles haben. Aber man kann’s probieren. In diesem Sinne heißt es nächstes Mal: Mounties! Und bis dahin: Mahalo!