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Hangover-News – 15. Oktober 2018

5 News vom Wochenende, die du nicht verpasst haben solltest

Eine Venus-Domina trägt Hakenkreuz- und SS-Tattoos, der Bild-Chefredakteur wird von seinem Chefreporter auf Twitter belehrt und in Hessen sterben drei Menschen bei einem Flugzeug-Unglück.
Mit "Fuck the System", Hakenkreuz und SS auf dem Oberschenkel: Domina Charlize bei der Venus-Eröffnung
Foto: imago | Trave-Stock-Photo

Die letzten Wochen hatten es in sich. Von deutschen Talkshows über italienische Ministerien bis hin zu US-Richterzimmern: Überall sitzen erzkonservative Nasen und führen ohne Ende Debatten von vorgestern. Da fällt es leicht zu vergessen, dass es mancherorts eben doch noch gesellschaftlichen Fortschritt gibt, manchmal sogar im politisch arg gebeutelten Österreich. Dort wurde zum Beispiel kurz vor dem Wochenende am Freitag die erste gleichgeschlechtliche Ehe des Landes geschlossen. Die beiden Frauen, die ihre Namen nicht in der Öffentlichkeit lesen wollen, waren zuvor selbst vor das österreichische Verfassungsgericht gezogen.

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Auch sonst ging es am Wochenende an vielen Orten sehr ausführlich darum, wie es weitergeht mit der Gesellschaft: Bei der Bayern-Wahl legten zwar die Grünen deutlich zu, aber die CSU wird wohl doch relativ unverändert weiterregieren können – dank eines möglichen bürgerlichen Juniorpartners. Bei der #unteilbar-Demo in Berlin waren achtmal so viele Menschen unterwegs, wie die AfD in ganz Deutschland Mitglieder hat.

Dass wenigstens mit Nazi-Kram aufgeräumt wird, beweist der Streit um das Oberschenkeltattoo einer Venus-Domina, während die Polizei in Nordrhein-Westfalen ganz andere Probleme hat. Das und noch mehr in unserem Nachrichtenüberblick mit fünf Themen vom Wochenende, die du nicht verpasst haben solltest. Hier sind die Hangover-News.

CSU verliert deutlich und gewinnt am Ende doch – So geht es in Bayern jetzt weiter

Gestern waren viele schnell bei der Hand mit den größtmöglichen Einschätzungen zur Bayern-Wahl: Ganz schön "historisch" sei das alles gewesen, hieß es überall zu den Verlusten von CSU und den Gewinnen der Grünen – was zumindest in reinen Zahlen stimmt.

Für die AfD ging es im Vergleich zur Bundestagswahl nach unten.

Am Ende wird es aber noch ein wenig dauern, bis wirklich klar ist, wie viel sich tatsächlich ändert, denn gestern Abend sah es erst einmal so aus, als ob die CSU schlicht mit den Freien Wählern eine recht bürgerliche Koalition eingehen könnte. Man versteht sich ganz gut und will beispielsweise das Polizeiaufgabengesetz größtenteils beibehalten oder hegt ähnliche Vorstellungen in der Ausländerpolitik. Ein wenig Streit gibt es um kostenlose Kinderbetreuung (CSU ist dagegen) und eine dritte Startbahn in München (die wollen die Freien Wähler nicht), schreibt der Merkur.

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Und auch, wer auf die politischen Lager blickt, der stellt fest: Wirklich viel hat sich da nicht verändert, es bleibt bei rund 60 bis 65 Prozent für Parteien von Mitte-Rechts und noch weiter rechts, sowie bei etwa 30 bis 35 Prozent für Mitte-Links-Kräfte – innerhalb dieser Lager gab es extreme Verschiebungen.

Das Urteil, wie "historisch" all das dann war, steht also noch aus.

Größter Protest seit Jahren: #unteilbar-Demo gegen Rassismus mit 240.000 Menschen

Bei einer der größten Demonstrationen der letzten Jahre sind in Berlin laut Veranstalter rund 240.000 Menschen gegen Hass und Rassismus auf die Straße gegangen – das sind fast zehnmal so viel wie bei der größten Pegida-Demo. Tausende Verbände, Vereine und Organisationen hatten gemeinsam zu #unteilbar aufgerufen, um so ein Zeichen gegen die vielen rechten Demos und die auch von großen Medien befeuerte Anti-Flüchtlingsstimmung der letzten Monate zu setzen.

Ein wenig arbeiten können die Teilnehmer aber noch an ihren Plakate-Skills, nicht jeder war so pointiert wie dieses Kind hier:

Wir haben dennoch zwei lobende Erwähnungen gefunden:

Wie immer hat auch die Bild-Zeitung die Prioritäten richtig gesetzt: Chefredakteur Julian Reichelt fragt direkt mal nach, ob das denn OK war, dass ein Teilnehmer eine Deutschlandfahne geschwenkt haben soll und diese dann laut eigenen Aussagen wieder einrollen sollte.

Ohnehin war Reichelt sehr bemüht, die Teilnehmenden der Demo in eine linksextreme Ecke zu stellen.

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Das fand aber dann sogar sein eigener Chefreporter Paul Ronzheimer daneben.

Übrigens, für Auskenner und Auskennerinnen: Auf die Teilnehmerzahl kamen die Veranstaltenden laut dpa, indem sie die Quadratmeter der Strecke zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule berechnet und mit zwei bis drei Personen pro Quadratmeter multipliziert haben – plus Aufschlag für die Verlängerung quer durch Berlin-Mitte zum Alexanderplatz. Diesen 6 Kilometer langen Abschnitt hatten alle Demonstrierenden gefüllt, als die Ersten an der Siegessäule ankamen.

Domina soll Hakenkreuz-Tattoo entfernen lassen

Domina Charlize mit Hakenkreuz-Tattoo bei der Venus

Mit "Fuck the System", Hakenkreuz und SS auf dem Oberschenkel: Domina Charlize bei der Venus-Eröffnung | Foto: imago | Travel-Stock-Photo

Die Veranstaltung heißt "Kinky Venus" und da könnte man wohl glauben, dass kaum Regeln gelten, aber bei Nazi-Quatsch verstehen auch die Organisatoren einer Sex-Messe keinen Spaß. Werbegesicht der SM-Sause ist Domina Charlize, eine Perserin, die sich im Sommerurlaub ein umfangreiches Oberschenkeltattoo hat stechen lassen. Das "Kunstwerk" zeigt einen Schädel mit "SS"-Schriftzug auf der Stirn, aus dem nach hinten ein Hakenkreuz herausragt. Darunter steht groß "Fuck The System". Abgesehen davon, dass diese Stecherei sowohl als Ablehnung als auch als Unterstützung der NS-Ideologie interpretiert werden kann, ist das Zurschaustellen von Nazi-Symbolen nun einmal eine Straftat – solange die Ablehnung nicht objektiv erkennbar ist. Die Veranstalter verlangen von der Frau, das Tattoo verändern oder entfernen zu lassen, Ausgang laut t-online noch offen.

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Cessna erfasst in Hessen Fußgängergruppe und tötet drei Menschen

Auf der Wasserkuppe bei Gersfeld, Hessen, ist ein Flugzeug in eine Gruppe Spaziergänger gerast und hat dabei drei Menschen getötet. Die kleine Maschine war über das Ende der Landepiste hinausgeschossen, dem Piloten misslang es vermutlich, noch einmal durchzustarten. Das Flugzeug durchbrach eine Absperrung und erfasste auf einer dahinter verlaufenden Straße drei Menschen. Unklar ist, ob die Maschine möglicherweise zu schwer beladen war oder ob der Pilot sich zu spät zu seinem Manöver entschieden hat, fasst Zeit Online zusammen. Der Flugplatz auf der Wasserkuppe ist recht beliebt und kommt auf 15.000 Starts und Landungen jährlich.

Erfasste Drogen-Kriminalität in NRW auf höchstem Stand seit 20 Jahren

Eigentlich ist der Trend erfreulich: Bundesweit ist die Zahl der Drogentoten 2017 zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder gesunken und auch die Werte der Vorjahre lagen deutlich unter den Zahlen der 90er und 00er Jahre – doch aus Nordrhein-Westfalen kamen am Wochenende weniger gute Nachrichten zum Thema. Dort ist die Zahl der Drogendelikte im vergangenen Jahr um fast sieben Prozent auf 66.300 Fälle gestiegen – Höchstwert seit 20 Jahren. Allein um 25 Prozent rauf ging es bei den Ermittlungsverfahren zum Onlinehandel von Drogen. Um fast zehn Prozent stiegen Taten im Zusammenhang mit Heroin an, berichtet der WDR. Dagegen ist die Beschaffungskriminalität, also kriminellen Taten, um an Drogen zu gelangen, ein vergleichsweise kleines Problem mit nur rund 400 Delikten, Tendenz sinkend, heißt es im "Lagebild Rauschgiftkriminalität" der Landespolizei.