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Eminems Tracklist von 'Revival' wurde veröffentlicht und schon hassen es alle

"Das ist hoffentlich ein Scherz": Das Schicksal von 'Revival' scheint bereits besiegelt zu sein, noch bevor das neue Eminem-Album überhaupt veröffentlicht wurde.
Imago | Zuma Press

Bereits nach den ersten Vorboten des neuen Eminem-Abums Revival, flatterten uns statt Schmetterlingen eher Motten in den Bauch. Da war zuallererst sein vierminütiger Trump-Diss. Natürlich hatte der durchaus seine hellen Momente, war technisch perfekt und als generelle politische Positionierung gut und richtig. Aber die unsichere Delivery, die patriotischen Lobgesänge auf das Militär und nicht zuletzt das Tempo machten die BET-Cypher eher zu einem leicht krampfigen Spoken Word-Auftritt als zu einer wirklich mitreißenden Performance.

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Dann kam die Leadsingle, die inzwischen sogar auf Eminems Homepage nicht mehr als solche bezeichnet wird. Denn "Walk On Water" chartete so schlecht (Platz 14), wie keine Eminem-Single seit "My Name Is". Das lag vielleicht daran, dass dieser Song kein HipHop-Song im eigentlichen Sinne war. Schon wieder keine Drums, dafür (schon wieder) Spoken-Word-Strophen und eine Hook von Balladen-Queen Beyoncé. Inzwischen ist die komplett Tracklist des Albums da:

Alben, bei denen fast jeder zweite Track ein Feature hat, erwecken generell Misstrauen. Natürlich gibt es wunderbare Feature-Tracks oder ganze Kollabo-Alben, die beweisen, dass wenn man zwei verschiedene Tinkturen vermischt, dabei ein mächtiger Zaubertrank entstehen kann. Oft – und das passiert eben vor allem, wenn die Features nicht homogen und eben zu zahlreich auftreten – verwässert es jedoch einfach nur die Suppe und erweckt den Eindruck, dass der Künstler allein nicht in der Lage ist, ein rundes, spannendes Werk abzuliefern.

Mit Features von unter anderem Ed Sheeran, Pink oder Skylar Grey – die unmissverständlich alle talentierte Musiker sind – scheint für viele jedoch besiegelt zu sein, was sich lange anbahnte: dass sich Eminem endgültig in die monotone, gefällige Poplandschaft, die ihm ursprünglich so verhasst war, verabschiedet hat.

Auch andere Musiker wie beispielsweise 2Chainz, der Gerüchten zufolge ein Featuregast auf Revival sein sollte, scheinen nicht begeistert von Revivals Tracklist zu sein.

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Natürlich gibt es auch die Stimmen, die ein Ed Sheeran-Feature ganz toll finden und sich mit den anderen, engstirnigen Fans aus Slim Shady LP-Zeiten streiten. Und klar haben die auch Recht. Natürlich ist Eminem nicht mehr Anfang 20, drogensüchtig und arm – zu seinem Glück. Aber das heißt noch lange nicht, dass man Pop-Rap mit Ed Sheeran machen muss! (Nichts gegen dich Ed Sheeran, wir mögen dich ja eigentlich).

Es gibt durchaus Rapper, die es trotz ihrer zum Guten hin veränderten Lebensumstände und ihres fortgeschrittenen Alters geschafft haben, authentische, ehrliche Musik zu machen. Kanye West und Jay-Z sind ein Bespiel dafür. Statt Trends hinterherzulaufen oder das alteingesessene Image des Angeberrappers aufrechtzuerhalten, hat sich Jay-Z beispielsweise erwachsenem Conscious-Rap zugewandt – und das trotz Multimillionär-Status. Das kann einem musikalisch gefallen oder nicht (wir persönlich würden das Black Album auch 4:44 vorziehen), aber es ist zumindest real.

Das hat Jay-Z geschafft, indem er sich auf seine Kernkompetenzen konzentriert hat: Bars. Oder man macht es wie 50 Cent und wendet sich anderen Kompetenzen abseits der Musik zu: Marketing. Eminem seinerseits ist mit einer der besten und unterhaltsamsten Storyteller, die wir je im HipHop hatten. Das ist eine seiner Kernkompetenzen.

Davon profitiert er nicht nur musikalisch. Seine Gabe, sich in jegliche Situationen hineinzuversetzen und diese anschließend so bildhaft und eigen nachzuerzählen, wie kaum jemand anderes, beeinflusste bestimmt auch seine schauspielerische Gabe, die er mit 8 Mile demonstrierte. Vielleicht könnte sie ihn auch zu einem vielversprechenden Autor machen – von Drehbüchern, Romanen, Gedichten, was auch immer. Niemand erwartet eine zweite Marshall Mathers LP. Es wäre unfair, unrealistisch und schlussendlich auch langweilig, das zu erwarten.

Denn es gibt so viele andere Dinge, mit denen Eminem glänzen könnte. Ein Pop/Spoken Word-Album gehört nicht dazu.

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