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Flucht

Dieser Typ ist zweimal per Helikopter aus dem Gefängnis ausgebrochen

Wir haben mit Alket Rizai über seine spektakuläre Flucht gesprochen, und die Zeit nach den Ausbrüchen.

Am Abend des 6. Juni 2006 schwebte plötzlich ein Helikopter weniger Meter über dem Boden im Hof des Korydallos-Hochsicherheitsgefängnisses in der griechischen Hafenstadt Piräus. Wenige Momente später flog der Hubschrauber wieder davon. An Bord zwei neue Passagiere: der Schwerverbrecher Vassilis Palaiokostas und der verurteilte Mörder Alket Rizai.

Griechenland hatte in diesem Moment seinen ersten Gefängnisausbruch per Helikopter erlebt. Eine Woche später sagte der Pilot gegenüber der Polizei aus, dass am Tag der Flucht zwei Männer auf ihn zugekommen seien: "Sie hatten gesagt, einen Rundflug über Athen machen zu wollen, und bezahlten im Voraus 1.400 Euro. Kurz nach dem Start bedrohten sie mich dann mit einer Pistole und einer Handgranate und zwangen mich, auf dem Gefängnishof zu landen."

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Rizai wurde vier Monate später in einem Dorf im Südwesten Griechenlands verhaftet. Nach weiteren drei Monaten konnte die Polizei auch Palaiokostas wieder dingfest machen. Aber als die beiden Verbrecher auf ihren Prozess wegen des ersten Ausbruchs warteten, konnten sie 2009 erneut per Helikopter aus der Haftanstalt entkommen. Während Palaiokostas bis heute auf der Flucht ist, legten die Beamten Rizai neun Monate später wieder Handschellen an. Seitdem sitzt er seine lebenslange Haftstrafe ab. Er sei laut eigener Aussage unschuldig ins Gefängnis gekommen und habe nur deswegen ausbrechen wollen.

Diese Geschichte erinnert stark an den berüchtigten französischen Schwerverbrecher Rédoine Faïd, der vor Kurzem ebenfalls per Helikopter aus einem Gefängnis ausbrach und immer noch auf freiem Fuß ist. Daher haben wir mit Rizai über seine spektakuläre Flucht und die Zeit nach den Ausbrüchen gesprochen.


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VICE: Wie habt ihr eure erste Flucht organisiert?
Alket Rizai: Zusammen mit meinem Zellenkumpanen Vassilis Palaiokostas bat ich einen Freund darum, mit einem Helikopter über das Gefängnis zu fliegen und dabei potenzielle Fluchtpunkte auszumachen. Wir wollten wissen, ob so etwas überhaupt möglich sei. Er berichtete uns, dass es von oben keine Sicherheitsmaßnahmen gebe, und wir begannen mit der Planung.

Am Tag des Ausbruchs fand in der Nähe des Gefängnisses eine große Veranstaltung statt, weshalb sowieso viele Helikopter unterwegs waren. Kurz nach dem Start erzählten unsere Komplizen dem Piloten von ihrer wahren Absicht und machten sein Funkgerät funktionsuntüchtig. Im Gefängnis fiel ihnen dann auf, dass sie nicht landen konnten, weil der Pilot dafür den Motor hätte ausschalten müssen. Deswegen schwebten sie direkt über dem Boden und wir kletterten an Bord.

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Woher wussten eure Komplizen, wo genau sie hinmussten?
Das haben wir alles vorher koordiniert, aber als sich der Helikopter dem Gefängnis näherte, schwenkten wir zur Sicherheit noch eine auffällige, rote Che-Guevara-Flagge. Nachdem wir in den Hubschrauber gestiegen waren, flogen wir zu einem Athener Friedhof, wo zwei Motorräder versteckt bereitstanden. Ich wollte eigentlich noch den Helikopter anzünden, aber der Pilot wollte partout nicht aussteigen. Damit er uns nicht verfolgen konnte, zerstörte ich ein paar Kabel, und der Hubschrauber konnte nicht mehr starten. Danach fuhren wir davon.

Wie hast du dich während der Flucht gefühlt?
Dieses Gefühl lässt sich in Worten kaum beschreiben. Ich war so vollgepumpt mit Drogen und Adrenalin, dass ich kaum Emotionen zeigen konnte. Ich saß einfach nur da und war baff. Nachdem wir letztendlich in Autos umgestiegen waren, drückte ich das Gaspedal voll durch und dachte daran, dass ich das Gefängnis erstmal hinter mir gelassen habe. Ich fühlte mich wie im Paradies.

War die Zeit nach dem Ausbruch dann wirklich wie im Paradies?
Nein, eigentlich gibt es nichts Schlimmeres, als von den Behörden gejagt zu werden. Stress rund um die Uhr, ich bin quasi nie raus gegangen. Selbst als ich einen Priester aufsuchte, hatte ich Angst, dass er ein Undercover-Polizist sein könnte.

Du könntest theoretisch Freigang beantragen. Wird dir der wegen deiner Ausbrüche verweigert?
Ich habe meine Vergangenheit hinter mir gelassen und will eine Familie gründen und mich wieder in die Gesellschaft eingliedern. Die Behörden geben meine Ausbrüche aber tatsächlich immer als Grund an, um mir den Freigang zu verwehren. Dabei haben wir bei der Flucht niemandem etwas getan. Eigentlich sind wir doch auf die netteste Art und Weise ausgebrochen, ohne jemanden zu verletzten.

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