Pillen mit unterschiedlicher Prägung.

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Safer Use

Ecstasy: Das sind die Pillenwarnungen zum ersten September-Wochenende

Es gibt 23 neue Warnungen für hoch oder extrem hoch dosierte Pillen. Zwei enthielten sogar mehr als 310 Milligramm MDMA.

Laut dem letzten Drogenbericht der Bundesregierung wurden in Deutschland allein 2016 zwei Millionen Ecstasy-Pillen sichergestellt. Die wurden nicht von Dutzenden Walter Whites in versteckten Fabriken im Schwarzwald oder in Laboren in Berlins Untergrundszene hergestellt: Der Großteil der Pillen kommt von unseren Nachbarn. Die Niederlande gehören zu einem der größten Produzenten von Ecstasy weltweit, wie eine aktuelle Studie einer niederländischen Polizei-Akademie bestätigt. Im Jahr 2017 wurden dort für knapp 19 Milliarden Euro synthetische Drogen produziert. Die Zahlen wurden anhand der beschlagnahmten Pillen und der Rohstoffe für die Herstellung hochgerechnet, die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein.

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In Pillen und Gramm heißt das: Knapp eine Milliarde MDMA-Pillen und mehr als 600 Tonnen Speed wurden letztes Jahr in den Niederlanden produziert. Mehr als 80 Prozent der Ware wird exportiert.

Konsumierende in den Niederlanden können schon seit den frühen 90ern Pillen auf unerwünschte Schadstoffe und Überdosierungen testen lassen – anders als in Deutschland. So müssen wir uns, für unsere regelmäßigen Pillenwarnungen weiterhin auf die Ergebnisse aus unseren Nachbarländer und Großbritannien verlassen. Getestet wurden die Pillen von der gemeinnützigen britischen Firma The Loop, Eurotox in Belgien, dem niederländischen Trimbos Institut, "Checkit!" von der Suchthilfe Wien, der Innsbrucker Drogenarbeit Z6, dem Drogeninformationszentrum der Stadt Zürich (DIZ) und der Drogeninfo Bern Plus (DIB+).

Die folgenden Pillenwarnungen wurden in den letzten sieben Tagen veröffentlicht. Alle Warnungen seit Mai dieses Jahres – einschließlich der neuen – haben wir in diesem Artikel zusammengefasst. Jede Pille ist entweder hoch oder extrem hoch dosiert, oder sie enthält gar kein oder nicht nur MDMA. Wenn eine Pille nicht gelistet ist, heißt das nicht, dass sie rein und niedrig dosiert ist. Der Artikel enthält zudem eine Reihe sogenannter Safer-Use-Regeln, um unnötige Risiken und mögliche Schäden durch Ecstasy-Konsum zu reduzieren. Wir erklären dort auch, warum wir überhaupt Pillenwarnungen veröffentlichen.

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Die Seite pillen.sauberdrauf.com der bayerischen Drogenberatungsstelle mindzone und das Drug-Checking-Tool von saferparty.ch listen viele weitere und ältere Pillentests. Saferparty veröffentlichen im Laufe des Wochenendes regelmäßig noch neue Warnungen und Meldungen.

Die Pillenwarnungen der ersten September-Woche 2018

Rosafarbene "Tomorrowland"

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Pillenfotos: Checkit! | DIB+ | DIZ | Drogenarbeit Z6 | The Loop | Trimbos || Hintergründe, sofern nicht anders angegeben unter CC0

Mehrere Pillen mit dem Logo des größten elektronischen Dance-Festivals der Welt wurden von The Loop Ende August getestet. Auf dem Lost Village Festival in England wurden in einigen Exemplaren hohe bis extrem hohe Dosen von 120 bis 240 Milligramm MDMA gefunden.

Rosafarbene "Ronnie Flex"

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Pillenfotos: Checkit! | DIB+ | DIZ | Drogenarbeit Z6 | The Loop | Trimbos || Hintergründe, sofern nicht anders angegeben unter CC0

"Für die Bitch ist es zu spät, denn sie hat schon 1, 2, 3, 4 Pillen" – die Erfolgsdruffis Ronnie Flex und Lil’ Kleine rappen über Sex, Alkohol, Frauen und natürlich Drogen. Kein Wunder, dass das Gesicht von Ronnie Flex sogar zu Ecstasy-Pillen geformt wird. Eine rosafarbene wurde im August in Wien getestet und enthält eine extrem hohe Dosis von 202 Milligramm MDMA.

Rosafarbene, eckige Pille ohne Logo oder Namen

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Ist der Aufdruck auf einer Pille nicht mehr zu erkennen, ist erst recht Vorsicht geboten, weil man sich beim Inhalt nicht mal mehr am Logo orientieren kann – auch wenn da ja ohnehin Vorsicht geboten ist. Bei einer rosafarbenen, eckigen Pille, die vielleicht noch ein wenig an eine Eule erinnert, wurden im August von CheckIt! in Wien 142 Milligramm MDMA gefunden; eine hohe Dosis.

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Altrosafarbene "Audi"

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Im August wurde in Innsbruck eine Pille dieser Form auf 319 Milligramm MDMA getestet, das ist eine extrem hoch dosierte Pille. Nicht zu verwechseln mit einer lilafarbenen Variante, die im Juni in Wien weniger als die Hälfte MDMA enthielt.

Rote "Armand de Brignac"

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Pillenproduzenten und -produzentinnen scheinen eine Vorliebe für teuren Champagner zu haben. Eine solche Pille enthielt bei einem Test von CheckIt! im August 174 Milligramm MDMA, das ist eine hohe Dosis.

Orangefarbene "Tesla"

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Das Logo des amerikanischen Elektrofahrzeuge-Herstellers ist ein gern gedrucktes Pillenmotiv. In einem orangefarbenen Exemplar wurden im August in Wien 153 Milligramm MDMA gefunden, dabei handelt es sich um eine hohe Dosis. Ein ähnliches Ergebnis gab es bei einer Pille mit gleicher Optik in Brüssel Anfang Juli. Aber doppelt aufgepasst, ein grünes Exemplar enthielt im Juli über 200 Milligramm MDMA.

Gelbe Eule

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Eine Pille mit diesem Aussehen hat es in sich: 272 Milligramm MDMA enthielt ein solches Exemplar im August, von Drogenarbeit Z6 getestet. Das ist eine extrem hohe Dosis. Eine Maximaldosierung bei einem Mann mit 80 Kilo Körpergewicht liegt bei gerade mal 120 Milligramm MDMA.

Grüne Pharao

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Ein unbekannter Herrscher des alten Ägyptens scheint ein beliebter Pillenaufdruck zu sein. Ein solches Exemplar in Grün wurde im August auf 315 Milligramm MDMA getestet, das ist eine extrem hohe Dosis und kann schnell gefährlich werden. Auf der Rückseite der Pille ist "240 MG" eingestanzt. Das zeigt mal wieder, dass den Angaben auf den Pillen nicht zu trauen ist. Ein beigefarbene Pille mit diesem Aufdruck enthielt Mitte Juli nur 143 Milligramm MDMA, ein grün-gelbes 242 Milligramm.

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Grüne "Punisher"

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In Innsbruck fanden die Mitarbeiter von Drogenarbeit Z6 in einer solchen Pille eine hohe Dosis von 195 Milligramm MDMA. Das Logo des berühmten Marvel-Comics war auch schon auf andersfarbigen Exemplaren zu finden. Das Berner DIB+ testete Mitte Mai ein graues Exemplar auf 245 Milligramm MDMA.

Grüne "Heineken"

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Ein Exemplar mit dem Logo der weltbekannten niederländischen Brauerei wurde im August auf 227 Milligramm MDMA getestet, dabei handelt es sich um eine extrem hohe Dosis. Ebenfalls in Wien fanden die Forscher und Forscherinnen im Mai 238 Milligramm MDMA in einem solchen Exemplar in rosa.

Blaue "Teslas"

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Gleich drei verschiedene blaue Tesla-Pillen wurden im August in Österreich getestet. In einem Exemplar wurde eine hohe Dosis von 177 Milligramm, in den anderen sogar extrem hohe Dosen von 214 Milligramm und 226 Milligramm MDMA gefunden. Das beweist wieder, dass Pillen des gleichen Aussehens nicht zwingend den gleichen Inhalt haben. Auch in blauen, grünen und orangefarbenen Teslas wurden bereits hohe Mengen an MDMA gefunden.

Blaue "Red Bull"

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"Red Bull verleiht Flügel", dachten sich vielleicht auch die Produzenten dieser Pille und fabrizierten ein Exemplar mit 203 Milligramm MDMA, das ist eine extrem hohe Dosis. Eine Pille solchen Aussehens wurde im August in Wien getestet.

Blauer Davidstern

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In einer blauen Pille mit aufgedrucktem Davidstern fanden die Mitarbeitenden von CheckIt! in Wien im August 188 Milligramm MDMA. Dabei handelt es sich um eine hohe Dosis.

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Graue Pharaos

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Ein weiteres Pharao-Exemplar wurde im August in Wien auf eine hohe Dosis von 162 Milligramm MDMA getestet. Das untersuchte Exemplar hatte auf der Rückseite eine Inhaltsangabe von 240 Milligramm MDMA eingestanzt. Trotzdem darf ein Exemplar dieses Aussehens nicht unterschätzt werden. Denn ebenfalls im August wurde in Innsbruck ein solches Exemplar, ebenfalls mit 240 Milligramm MDMA-Angabe, auf 289 Milligramm getestet – das ist eine extrem hohe Dosis.

Graue "Tesla"

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Eine Tesla-Pille, dieses Mal eine graue Version, wurde von Drogenarbeit Z6 im August in Innsbruck auf eine extrem hohe Dosis von 240 Milligramm MDMA getestet.

Graue, ovale Pillen ohne Logo oder Namen

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Gleich vier Pillen dieses Aussehens, irgendwo zwischen Kopf und Stein, wurden im August getestet, alle vom Labor in Innsbruck. Alle enthielten verschiedene Dosen: hohe Dosen von 111 Milligramm, 152 Milligramm und 178 Milligramm MDMA und sogar ein Exemplar mit einer extrem hohen Dosis von 269 Milligramm MDMA.

Wenn du schon einmal ambulant behandelt werden musstest, nachdem du Drogen genommen hast, (oder Freunde von dir) und du mit VICE über deine Erfahrung sprechen möchtest, erreichst du unseren Redakteur Thomas Vorreyer per E-mail oder Twitter-DM.

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