Drei Ecstasy-Pillen
Pillenfotos: Checkit! | DIB | DIZ | Drogenarbeit Z6 | The Loop | Trimbos || Hintergründe, sofern nicht anders angegeben unter CC0

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Safer Use

"Audi", PMMA und MDA: Vor diesen Ecstasy-Pillen wird aktuell gewarnt

Während Drug-Checking-Institute diese Woche mehrere Warnungen zu extrem hoch dosierten Pillen veröffentlicht haben, fordert die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen mehr Studien zum Konsum.

Für Menschen die Drogen nehmen interessieren sich Forschende in Europa immer. Studien über Drogenkonsum sind keine Seltenheit mehr, stellt die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBBD) in einem neuen Bericht fest. Das ist gut, denn je mehr die Gesellschaft über die Auswirkungen von Drogen weiß, desto effektiver können Schäden durch den Konsum verringert werden. Aber noch haben die Untersuchungen gleich mehrere blinde Flecken, so die EBBD.

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Die viele Daten stammen mittlerweile aus Online-Umfragen zum Konsum, aber auch vermehrt aus Untersuchungen von sogenannten Freizeitorten wie zum Beispiel Musikfestivals, vor allem jedoch Clubs. Doch die EBDD kritisiert, dass sich die Forschungen fast ausschließlich auf Etablissements der elektronischen Musikszene beschränken würden. Dabei passiere Drogenkonsum nicht nur in Techno-Clubs, sondern auch auf illegalen Raves, auf Privatpartys oder zu Hause – unabhängig von der Musik. Der Grund für die Lücke: Studien würden meistens nur auf dem bisherigen Wissensstand aufbauen, ihre Urheberinnen überprüfen also alte Studien aufs Neue. Das umfasse auch die Gesellschaftsschichten, die erforscht werden. Abwasseranalysen hätten beispielsweise ergeben, dass Menschen in London europaweit am meisten Kokain unter der Woche konsumieren. Das ließe sich durch den hohen Kokainkonsum in der Londoner Banken- und Finanzwelt erklären. Zu dieser Bevölkerungsgruppe gebe es aber kaum Untersuchungen. Dasselbe gelte für Obdachlose, bemängelt die EMCDDA.

Neben Studien zu Konsumverhalten und Drogengebrauch ist auch Drug-Checking ein wichtiges präventives Mittel. Deshalb veröffentlichen wir jede Woche die aktuellen Drug-Checking Ergebnisse von europäischen Forschungsinstituten. Hierzu zählen The Loop in Großbritannien, Eurotox in Belgien, dem niederländischen Trimbos Institut, "Checkit!" von der Suchthilfe Wien, Drogenarbeit Z6 in Innsbruck, Energy Control in Spanien, dem Drogeninformationszentrum der Stadt Zürich (DIZ) und der Drogeninfo Bern Plus (DIB).

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Die folgenden Pillenwarnungen wurden in den letzten sieben Tagen veröffentlicht. Alle Warnungen seit Mai dieses Jahres – einschließlich der neuen – haben wir in diesem Artikel zusammengefasst. Jede Pille ist entweder hoch oder extrem hoch dosiert, oder sie enthält gar kein oder nicht nur MDMA. Wenn eine Pille nicht gelistet ist, heißt das nicht, dass sie rein und niedrig dosiert ist. Der Artikel enthält zudem eine Reihe sogenannter Safer-Use-Regeln, um unnötige Risiken und mögliche Schäden durch Ecstasy-Konsum zu reduzieren. Wir erklären dort auch, warum wir überhaupt Pillenwarnungen veröffentlichen.

Die Seite pillen.sauberdrauf.com der bayerischen Drogenberatungsstelle mindzone und das Drug-Checking-Tool von saferparty.ch listen viele weitere und ältere Pillentests. Saferparty veröffentlichen im Laufe des Wochenendes regelmäßig zusätzlich neue Warnungen und Meldungen.

Pillenwarnung für das zweite Dezember-Wochenende

Beigefarbenes Herz

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Das niederländische Drug-Checking-Institut analysierte Anfang Dezember eine beigefarbene Pille in Herzform. Das Ergebnis: Das Teil enthielt kein MDMA, sondern MDA. Diese Substanz kann unter Umständen halluzinogener als Ecstasy wirken. Konsumierende, die MDMA erwarten, kann das leicht überfordern. Leider lag bis Redaktionsschluss kein Foto der Pille vor.

Beigefarbener oder gold-gelber Pharaoh

Bereits Mitte Juli wurde in Zürich eine beigefarbene Pille in Form eines ägyptischen Königs abgegeben. Damals ergab die Untersuchung 143 Milligramm MDMA. Ein ähnliches Ergebnis erzielte ein goldener Pharaoh Ende Oktober, obwohl auf der Rückseite "WARNING 240MG" stand. Eine gold-gelbe Pille mit dieser Form kam bei einem Test vom DIZ Ende November auf 126 Milligramm MDMA, eine hohe Dosis.

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Gelber "Pac-Man"-Geist

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Das Arcade-Game Pac-Man aus den 80ern ist ein Klassiker. Während man so viele Punkte wie möglich aufessen muss, wird man von vier Geistern verfolgt. Isst man eine große Pille, kann man für kurze Zeit selbst die Geister auffressen. Kein Wunder also, dass sich Pillenproduzierende durch das Videospiel inspiriert fühlen. DIB in Bern testete Ende November einen gelben "Pac-Man"-Geist auf eine hohe Dosis von 132 Milligramm MDMA.

Hellgrüne "Philipp Plein"

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Wären der Club ein Laufsteg und Konsumierende die Models, wäre Philipp Plein wohl der bekannteste Designer Europas. Regelmäßig werden Pillen mit dem Logo des gleichnamigen Modelabels in verschiedenen Drug-Checking-Instituten zur Analyse gegeben. In Zürich erreichte Ende November eine hellgrüne "PP" mit Totenkopf auf der Rückseite eine hohe Dosis von 184 Milligramm MDMA. Weitere Testergebnisse zu verschiedenen "Philipp Plein"-Pillen haben wir im Hauptartikel gelistet.

Blaue "Audi"

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Vor Pillen mit den Ringen des Autoherstellers "Audi" sollte man sich besonders in Acht nehmen. "Audis" in Rosa und Grau kamen bei Tests in Forschungsinstituten auf extrem hohe Dosen von 230 und 319 Milligramm MDMA. Eine blaue "Audi" enthielt in Zürich Ende November 138 Milligramm MDMA.

Graue Pille ohne Namen *PMMA-ZUSATZ

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Bereits im Sommer wurde eine graue Pille ohne Namen und ohne MDMA in Holland getestet. Die Forscher und Forscherinnen fanden neben 115 Milligramm MDMA auch 30 Milligramm des Methamphetamin PMMA. Die Wirkung ist der von MDMA ähnlich, tritt jedoch viel später ein. Nun warnt das Trimbos Institut erneut vor der Pille.

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Graue "Bentley"

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Bei Pillenmotiven darf es gerne teuer wirken. Egal ob von Klamotten oder teuren Autos: die Logos von Luxusbrands werden häufig auf Pillen gepresst. Bei einer Untersuchung des DIZ Ende November kam eine graue "Bentley" auf eine extrem hohe Dosis von 203 Milligramm MDMA.

Grauer oder silberner Totenkopf

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Die Form dieser Pille kann als Warnung verstanden werden, denn sie enthält eine extrem hohe Dosis von 300 Milligramm MDMA. Die untersuchte Pille wurde im Darknet erworben und von den Forschern und Forscherinnen von The Loop in Bristol analysiert.

Viele der Daten darüber, wie Menschen Drogen konsumieren, stammen aus dem Global Drug Survey, der weltweit größten Umfrage unter Drogenkonsumierenden. An der aktuellen Ausgabe kannst du dich hier beteiligen, über die Ergebnisse werden wir dann 2019 berichten.

Und wenn du oder deine Freunde schon einmal ambulant behandelt werden mussten, nachdem ihr Drogen genommen hattet, und du mit VICE über diese Erfahrung sprechen möchtest, erreichst du unseren Redakteur Thomas Vorreyer per E-Mail oder Twitter-DM.

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